500 Jahre Gesangbuch
500 Jahre Singen in guten und in schlechten Tagen
1524 ein Gesangbuch? Trotz eines hohen Anteils an Analphabet:innen in den Gemeinden? Richtiger ist sicher: Am Anfang gab es allenfalls Liederheftchen (aus Gutenbergs Druckereien); lasen und sangen zunächst Stadtbürgerliche und Landadlige; und erst nach und nach auch Mägde und Knechte (wie sie bei Luther hießen).
Aber der Übergang vom Lateinischen zum Muttersprachlichen, vom vorgetragenen Ritus zum gemeinsamen Vollzug, von der priesterlichen zur Volksfrömmigkeit (im guten bzw. wahren Sinne des Wortes) war unüberhörbar (!) - und manifestierte sich vor allem im gemeinsamen Singen.
Der Übergang zu einem Kanon; zu einem überall gültigen Liederbuch; zur Bewahrung von Bewährtem; mit Einigung zu theologisch und pastoral Geeignetem und spirituell wirklich Anregendem - erfolgte erst 400 bzw. 450 Jahre später. Leider in Angriff genommen zunächst vor allem für die evangelischen Christen im Ausland, in den deutschen Kolonien und beim Militär - auf dem Weg zu einem fast schlafwandlerisch herbeigesungenem ersten riesigen katastrophalen Krieg; und Gott sei Dank noch einmal gestartet von entschlossenen Landeskirchen nach einem noch leidvolleren, fanatisch gewollten zweiten noch vernichtenderen Weltkrieg.
Dank der Menschen, die sich damals engagierten, kamen sie nun raus aus dem Gesangbuch: die Absingpflichten des kaiserlichen Deutschlands und der Deutschen Christen. Und rein: die bereichernden Gesangsmöglichkeiten von Dietrich Bonhöffer und Jochen Klepper, sowie später von Martin Gotthard Schneider, Jacques Berthier, Eugen Eckert und vielen anderen mehr…
Und doch lohnt ein Blick in die ersten Jahre des gemeinsamen, sich gegenseitig bestärkenden und die inneren Glaubensstimmen weckenden Singens vor 500 Jahren: Wunderbare Lieder fanden ins Ohr und ans Herz der Welt! In Erfurt entstand damals erste „Enchiridion oder Handbüchlein“; in Nürnberg, Augsburg und Konstanz; im Elsaß und in der Schweiz weitere; in Wittenberg und Leipzig dann „auf's neu gebessert“ natürlich auch. (Zur Erinnerung: Spätere große Stimmgebende wie Paul Gerhard oder Johann Crüger waren noch gar nicht geboren.)
Viele der aus der Gründerzeit des evangelischen Singens zwischen 1524 und 1545 stammenden Lieder sind heute vergessen. Einige haben aber auch erstaunlichen Bestand. Sie wurden und werden für die Zukunft bearbeitet...
Jazzig von Sarah Kaiser: https://www.sarahkaiser.de
Popmusikalisch von Dieter Falk: https://www.amazon.de/Tribute-Martin-Luther-Dieter-Falk/dp/B01KN53FLM
Als Neue geistliche Lieder von ConTakt Musik e.V. im Lutherland Sachsen-Anhalt: https://www.youtube.com/watch?v=TzrybVKe7QU
Für den internationalen Lobpreis und Worship von der CoverChoraleCompagnie: https://open.spotify.com/intl-de/track/0vdap7jlz73KKQreDal13g?si=c4107f90e00d47f6
Hören Sie rein! Singen Sie mit. Spüren Sie den Glauben und den Geist der Zeiten. Der sich auch textlich und musikalisch weiterentwickelt auf alles Kommende hin. Und lesen Sie, liebe heutige Christ:innen, dabei auch mit! Denn so entgehen Ihnen keine Zeitlosigkeiten wie diese: "Davon ich allzeit fröhlich sei; zu springen, singen, immer frei; das rechte Susaninne schön; mit Herzenslust den süßen Ton“ (EG 24)!
Autor:P. Albrecht |
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