Philadelphia Baroque Orchestra „Tempesta di Mare“
Tournee durch Mitteldeutschland
Tournee: 18. bis 27. März 2022
Leipzig | Berlin | Köthen | Dresden | Magdeburg
Tempesta di Mare gestaltet als erstes außer-europäisches Ensemble das Abschlusskonzert der
25. Magdeburger Telemann-Festtage und gastiert zudem in Leipzig, Berlin, Köthen und Dresden
Das Ensemble Tempesta di Mare (Philadelphia, USA), derzeit eines der renommiertesten Alte-Musik-Ensembles Nordamerikas, konzertiert im März 2022 im mitteldeutschen Raum, unter anderem in Dresden, bei den
25. Magdeburger Telemann-Festtagen, in der Mendelssohn-Remise Berlin, in Leipzig und Köthen.
Hauptinitiator der Tournee ist das Telemann-Zentrum Magdeburg mit seinem für den 27. März 2022 geplanten Abschlusskonzert der 25. Magdeburger Telemann-Festtage unter dem Motto „Klangfarben“. Die weiteren Konzerte finden in Zusammenarbeit mit dem Verein Dresdner Hofmusik (25. 3.), Schloss Köthen (24.3.), der Mendelssohn-Remise Berlin (20.3.) und der Thomaskirche Leipzig (18.3.) statt.
Im Mittelpunkt des Kooperationsprojektes stehen groß angelegte Instrumentalwerke von Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Johann Friedrich Fasch (1688-1758), von denen einige speziell für die Dresdner Hofkapelle komponiert wurden. Zum Teil erklingen diese Werke in diesen Konzerten seit dem 18. Jahrhundert zum ersten Mal auch in Europa wieder. Die Werke des orchestralen Hauptprogramms stammen aus der ehemals im sogenannten „Schrank II“ in der Dresdner Hofkirche aufbewahrten Sammlung von Instrumentalwerken der Dresdner Hofkapelle zur Zeit der sächsisch-polnischen Union. Eine besetzungstechnische Besonderheit des Dresdener Orchesters — und auch ein Markenzeichen des aufführenden Ensembles — ist die Großbesetzung der Bläser- und Holzbläsergruppen. Das sorgt für einen außergewöhnlichen Klang, der mit „sattem Sound“ überzeugt.
Werke aus zwei anderen wichtigen Manuskriptsammlungen des Barocks, zum einen die von Sara Levy an die Sing-Akademie Berlin übergebene Sammlung, und zum anderen das Archiv von Werken in Kroměříž (Tschechische Republik), sind in den kammermusikalischen Konzerten in Berlin und Leipzig zu hören.
Zur ehemaligen Dresdner Hofkapelle mit ihrem besonderen Werkbestand hat Tempesta di Mare eine ganz besondere Verbindung. Sie zieht sich seit der Gründung des Ensembles im Jahr 2000 als roter Faden durch dessen Arbeit. Die Musik von Tempesta di Mares erster CD-Einspielung für Chandos Records und einem Auftritt beim Festival Prager Frühling waren die von Richard Stone rekonstruierten Lautenkonzerte von Silvius Leopold Weiss. Drei CDs mit Ersteinspielungen von Orchesterwerken von Johann Friedrich Fasch und die 2017 erschienene Aufnahme von Telemanns concerti-en-suite haben ebenfalls ihren Quellenursprung in Dresden. Viele dieser Werke erlebten durch Tempesta di Mare kritische Erstaufführungen moderner Zeit in Philadelphia. Die Ergebnisse dieses langjährigen Auseinandersetzungsprozesses werden in diesem Konzertprojekt jetzt auch an den „Heimatorten“ der Musik zu erleben sein.
Konzertdaten und Orte:
18. März | 18:00 Uhr: Thomaskirche, Leipzig (https://www.thomaskirche.org/erleben/kalender)
20. März | 17:00 Uhr: Mendelssohn-Remise, Berlin (http://www.jaegerstrasse.de/gesellschaft/veranstaltungen)
24. März | 19:30 Uhr: Schloss Köthen (https://www.schlosskoethen.de/veranstaltungen/event/Barockkonzert)
25. März | 19:30 Uhr: Dreikönigskirche, Dresden (https://www.hdk-dkk.de/veranstaltungen
27. März | 16 Uhr: 25. Magdeburger Telemann-Festtage, Opernhaus, Magdeburg (https://telemann.org)
Werke und ihre Aufführungsorte. Europäische Erstaufführungen sind mit * gekennzeichnet.
Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
Alle Orchesterwerke aus der Sammlung des Hofkonzertmeisters Johann Georg Pisendel (1687-1755)
• Concerto-en-suite F-Dur (*: Trio), TWV 54:F1: Aufgrund der hohen virtuosen Anforderung der ungewöhnlich zahlreichen Soloinstrumente— 2 Hörner, Blockflöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Violinen und 2 Celli — nur selten zu hören. Das zentrale Trio existierte zuvor nur als Fragment und wurde von Tempesta-Co-Direktor und Theorbist Richard Stone rekonstruiert. (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden, Köthen)
• Entr’actes*, TWV deest: Eine Sammlung von bis vor kurzer Zeit unbekannter Sätze aus verschiedenen, teilweise verschollenen, Orchestersuiten aus der Kollektion von persönlichen Favoriten des Dresdener Konzertmeister Pisendel (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden, Köthen)
• Overture Suite „La Bourse“, TWV 55:B11: So wie sich das amerikanische Ensemble in seiner Arbeit mit Barockmusik von Dresdner Quellen und klangästhetischen Idealen hat inspirieren lassen, so beeinflusste in umgekehrter Richtung ein amerikanisches Ereignis den weltgewandten Telemann: Der Sturz der Mississippi-Aktien im Jahr 1720, mit der die Spekulationsblase um in Louisiana getätigte Anlagen der französischen Mississippi-Kompanie platzte. Für Telemann war dies Anreiz, sich mit diesem größten Börsenkrach im frühen 18. Jahrhundert musikalisch auseinanderzusetzen, zumal er als Mieter über der Frankfurter Börse logierte und so alles hautnah mitbekam. (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden)
• Konzert e-Moll für Flöte, Violine, Streicher und Continuo, TWV 52:e3: In diesem, als Kammermusik musizierten Konzert, erproben sich Flöte und Violine mit Ausgelassenheit, die zwischen Wut und Schönheit hin und her pendelt. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Telemann seine immense Vorstellungskraft auf ein relativ konventionelles Konzept — hier dem des Doppelkonzerts — anwendet und etwas wirklich Originelles erschafft. (Aufführungsorte: Berlin, Leipzig)
Johann Friedrich Fasch (1688 - 1758)
Aus der Sammlung des Hofkonzertmeisters Johann Georg Pisendel (1687-1755)
• Concerto in G major*, FLV L:G4: Die Rekonstruktion von Faschs Orchesterwerken, die zum großen Teil durch Wasserschäden nach der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 stark beschädigt waren, war mehrere Jahre ein Schwerpunkt des Ensembles aus der über zehn moderne Erstaufführungen und drei weltweit kritisch beurteilte CD-Ersteinspielungen hervorgingen. (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden)
Weitere Orchesterwerke der Programme:
Antonio Vivaldi (1678-1743)
• Concerto à 10 g-Moll für Violine zwei Blockflöten, Oboe, RV 576 (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden, Köthen)
Jean-Féry Rebel (1666-1747)
• Les Caractères de la danse (Aufführungsorte: Magdeburg, Dresden, Köthen)
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
• Brandenburgisches Konzert IV, BWV 1049 (Aufführungsort: Köthen)
Weitere Kammermusikwerke:
Silvius Leopold Weiss (1686-1750)
• Lautenkonzert b-Moll, Rekonstruktion und Laute: Richard Stone (Aufführungsort: Berlin)
Philipp Jakob Rittler (1637-1690)
• Sonate in d-Moll & Sonate in F-Dur (Aufführungsort: Berlin)
Johann Gottlieb Janitsch (1708-1762)
• Sonata da camera D-Dur, Op 5, No. 29, für Traversflöte und zwei Bratschen (Aufführungsort: Berlin)
François Couperin (1668-1733)
• Ritratto dell’Amore aus Les Goûts Réunis, 1724, Arrangement R. Stone (Aufführungsorte: Berlin, Leipzig)
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
• Konzert G-Dur für Blockflöte, Streicher und Continuo, nach Orgel Sonate VI, BWV 530, Arrangement R. Stone (Aufführungsorte: Berlin, Leipzig)
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Philadelphia Baroque Orchestra Tempesta di Mare zeichnet sich der Zeitschrift Fanfare zufolge durch „überschäumende Energie, makelloses Ensemblespiel und klares Sendungsbewusstsein“ aus. Unter der Leitung von Gwyn Roberts und Richard Stone, unterstützt von Konzertmeister Emlyn Ngai, präsentiert es sich auf Originalinstrumenten mit einem Barockrepertoire, das von der inszenierten Oper bis zur Kammermusik reicht. Orchesterwerke werden grundsätzlich ohne Dirigenten aufgeführt, so wie es zur Entstehungszeit dieser Musik üblich war.
Die seit 20 Jahren selbstgeführte Konzertreihe, der die Zeitung Philadelphia Inquirer einen „ganz eigenen Chic-Faktor“ zugeschrieben hat, legt Wert darauf, für Künstler und Publikum gleichermaßen das Erlebnis von Neuentdeckungen zu schaffen. Seit ihrem Auftakt im Jahr 2002 erklangen mehr als 35 moderne Erstaufführungen verschollener oder vergessener Meisterwerke des Barocks. Infolgedessen beschrieb der Inquirer das Orchester als „ein Ensemble für Alte Musik, das auftritt wie ein Ensemble für Neue Musik, indem es nicht die Zukunft brandaktuell macht, sondern die Vergangenheit“.
Auf einem von europäischen Ensembles dominierten Markt ist Tempesta di Mare die einzige amerikanische Barockmusik-Gruppe, die für das renommierte CD-Label Chandos aufnimmt. Derzeit verfügbare Titel sind Lautenkonzerte von Silvius Leopold Weiss (2004), „Neun deutsche Arien“ und andere Werke von Händel (Flaming Rose, 2007), Kantaten und Kammermusik von Alessandro Scarlatti (2010), drei Bände der Orchesterwerke von Johann Friedrich Fasch (2008, 2011 und 2012), Blockflötensonaten von Francesco Mancini (2013), Triosonaten von J.S. Bach (2013) sowie die zweiteilige Reihe Comédie et Tragédie mit barocker französischer Orchestermusik für das Theater (2015 und 2016). 2018 kamen Janitsch: Rediscoveries from the Sara Levy Collection und die erstmalige Einspielung der gesammelten Concerti en-suite von Telemann dazu.
In den USA werden Live-Mittschnitte des Ensembles in Sendungen wie SymphonyCast, Performance Today,Sunday Baroque und Harmonia regelmäßig landesweit übertragen. Diese finden auch weltweite Verbreitung durch die Europäische Rundfunkunion, den international bedeutendsten Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten mit Mitgliedern aus 56 Ländern Europas und assoziierten Sendern in aller Welt.
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Finanzielle Unterstützung:
Ein Projekt der vom Telemann-Zentrum Magdeburg veranstalten 25. Magdeburger Telemann-Festtage in Zusammenarbeit mit dem Verein Dresdner Hofmusik e. V., dem Büro für Kirchenmusik an der Thomaskirche Leipzig sowie der Köthen Kultur und Marketing GmbH und der Mendelssohn Remise Berlin.
Für freundliche Unterstützung danken wir der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Land Sachsen-Anhalt (Kulturministerium), der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Kloster Bergeschen Stiftung sowie dem Verein Mitteldeutsche Barockmusik e. V. Reisekosten des Ensembles desweiteren unterstützt durch Mid-Atlantic Arts Foundation through USArtist International in partnership with the National Endowment for the Arts and the Andrew W. Mellon Foundation.
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