Der Pfarrer im E-Auto
Fachtag: Kirchenmitarbeiter diskutierten über Elektromobilität im ländlichen Raum
Von Renate Wähnelt
Ich hab’s getan!«, überschrieb Pfarrer Dieter Kerntopf aus Colbitz seinen Testbericht beim Fachtag »E-Mobilität im Verkündigungsdienst in ländlichen Räumen« am 30. März in Magdeburg. Er berichtete von einem zweiwöchigen Test-Einsatz eines fünftürigen Elektroautos im Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt ausschließlich im Gemeindedienst. 90 Kilometer ist eine Tour durch alle seine Orte lang, beispielsweise um Schaukästen zu bestücken. »Es gab keine Einschränkungen. Ich habe Frauen und Kinder zu den Veranstaltungen gebracht, Beamer, Laptop, Kaffee und Kuchen für 25 Leute passen in den Kofferraum«, erzählte er. Nachts lud er das Auto an der heimischen Steckdose auf. »Wir fahren immer mit halbwarmen Motoren, also besonders umweltschädlich. Das Elektroauto ist da günstiger – und macht uns ein weniger schlechtes Gewissen.«
Fahren, viel fahren, gehört für kirchliche Mitarbeiter zum Beruf. Dass die Kirche damit einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, machte Hans-Joachim Döring, Umweltbeauftragter der EKM, deutlich. Ob der kleiner werden kann durch Elektroautos, wie deren wirtschaftlicher Einsatz möglich ist, welche kirchenrechtlichen und weiteren Rahmenbedingungen zu beachten sind, sollte der Fachtag ausloten. Er wurde als Reaktion auf einen Antrag an die Landessynode organisiert, in dem Präses Dieter Lomberg ein Pilotprojekt zum Einsatz von E-Autos angeregt hatte.
Der Kirchenkreis Egeln, ebenfalls ländlich geprägt, gab im vorigen Jahr eine Machbarkeitsstudie zur Einführung von Dienstfahrzeugen mit Elektroantrieb im Verkündigungsdienst in Auftrag. Fazit: Es kann sich rechnen.
Dass sich die Landeskirche finanziell mit einer Tausende Euro schweren Anschubfinanzierung hinter ein solches Projekt stellt, verneinte Torsten Bolduan beim Fachtag. Der für die »Mittlere Ebene« zuständige Finanzer aus dem Landeskirchenamt kann sich jedoch vorstellen, dass – ungeachtet rechtlicher und steuerlicher Hürden – die Landeskirche sich mit einer befristeten Erhöhung des Kilometergeldes von 30 auf 40 Cent beteiligen könnte. Die zahlreichen Praktiker, die zum Fachtag gekommen waren, bemängelten dieses Angebot als zu gering.
»Die Unterstützung der Landeskirche kann ja auch darin bestehen, Initiativen und Informationen zu bündeln, beispielsweise über günstige Leasingverträge«, wies Präses Dieter Lomberg auf nicht vordergründig finanzielle Hilfe hin.
Pfarrer Kerntopfs Erfahrungen, die Notwendigkeit, ländliche Pfarrstellen attraktiver zu machen beispielsweise durch Dienstwagen, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und die Überzeugung, dass die Kirche in Sachen Bewahrung der Schöpfung Vorbild sein muss, bestärken den Egelner Superintendenten Matthias Porzelle: »Ich bin wild entschlossen, E-Autos als Dienstwagen anzuschaffen. Gerade lasse ich mir ein Leasing-Angebot machen.«
Die Frühjahrssynode wird sich erneut mit dem Thema Elektromobilität im Verkündigungsdienst befassen.
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