Farbe, Duft und Licht
Wie Blumen den Kirchenraum verändern, erfahren Ehrenamtliche in Merseburg
Von Petra Wozny
Kirchen riechen oft etwas muffig. Sie werden staunen, wie sich das verändert, wenn wir Blumen und Grün in das Gotteshaus bringen.« So begrüßt Floristin Bianca Uebe rund 20 ehrenamtliche Helferinnen aus dem Kirchenkreis Merseburg. Allesamt schmücken sie zum Teil bereits seit Jahrzehnten die Kirche in ihrem Heimatort.
Zum Beispiel die 61-jährige Ursula Knappe aus Steigra. »Ich habe einen eigenen großen Garten. Da wird jede Woche ein Strauß gepflückt, um ihn frisch auf den Altar zu stellen«, schildert sie. »Ich mache das gern. Die Kirche wirkt durch die Farbenpracht der Blumen freundlicher und feierlicher.« Eingeladen zur Floristikfortbildung hat der Kirchenkreis Merseburg. »Uns ist es wichtig, dass sich Ehrenamtliche in Fortbildungen austauschen können, Neues mit auf den Weg bekommen und voneinander lernen – und das bestenfalls an andere weitergeben. Gute Fortbildungen verstehe ich als eine Möglichkeit der Wertschätzung für die teilweise jahrelange treue ehrenamtliche Arbeit«, sagt Lydia Schubert, Kreisfachreferentin für die Arbeit mit Ehrenamtlichen. Bereits im Frühjahr widmeten sich die Hobbyfloristen dem Blumenschmuck, damals zum Thema Ostern und Taufe. Diesmal lautet das Thema »Sommer und Hochzeit«.
»Wir schmücken die Kirche für das Ja, das die Menschen zueinander sagen. Und wir schmücken die Kirche für das Ja, das Gott zu uns Menschen sagt«, beginnt Schubert die Floristik-Fortbildung mit einer Andacht. »Die Gemeinschaft mit Gott feiern wir jeden Sonntag. Und zu solch einem Fest gehören Blumen.«
Nach der Andacht schickt Bianca Uebe, die einen Blumenladen in Merseburg betreibt, die Helfer zunächst ins Grüne, um ausreichend Blattwerk heranzuschaffen. Für Blumen hatte die 40-Jährige selbst gesorgt. Ihre Liebe zur Kirche und zur Natur ist der werdenden Mutter anzumerken. Sie lacht. »Ja, ich bin selbst sehr gläubig. Ich genieße die Stille in der Kirche. Und wenn dann durch Blumen etwas Farbe, Duft und Licht hinzukommen, geht es mir gut.« Mit dem Altarschmuck, so findet sie, gebe man der Gemeinde einen Gruß und Dank zurück. »Leider werden es immer weniger, die unsere Kirchen ehrenamtlich schmücken. Und die, die es machen, werden immer älter.«
Mit vollen Körben kommen die Frauen in die kleine Altenburger Kirche St. Viti in Merseburg zurück. Nun werden die Ranken von Wein, Efeu und Clematis sowie die unterschiedlichen Blätter und Gräser sortiert. Dann geht es ans Werk, soll doch Altarschmuck, ein Bodengesteck und eine Ranke um das Eingangsportal entstehen. Es gilt, das Gestühl für das Brautpaar, die Kirchenbänke und die Festtafel zu dekorieren.
Da wird gewunden, geflochten, gesteckt – und auch gestöhnt. Denn das Schmücken mit Geschmack ist kein leichtes Ding. Wie windet man den Buchs um die gepolsterten Stühle und warum fliegt der Bankschmuck immer wieder nach unten? Schließlich dürfen die kleinen Hochzeitskränze nicht mit Reißzwecken ans Holz gepinnt werden. Bianca Uebe hilft ganz ohne Pinnnadeln und verrät so manchen Kniff, wie Zweige, Blüten und Blätter am rechten Fleck bleiben und noch imposanter wirken.
Nach drei Stunden angestrengter Arbeit in fröhlicher Frauenrunde ist es geschafft. Das Gotteshaus strahlt in sommerlicher Frische. Die Tür kann aufgehen für das Hochzeitspaar. Mit wenigen Mitteln, wie dem Grün aus der Natur, etwas Bindeband und Draht, ist ein imposanter Schmuck entstanden. Zeit, um an der festlich geschmückten Tafel Platz zu nehmen und gemeinsam zu speisen.
Im November lädt der Kirchenkreis wieder zur Fortbildung ein. Dann geht es winterlich zu. Das Thema heißt Advent und Weihnachten. Leuchtet die St. Viti jetzt im Frühsommer hellgrün und weiß, wird sie dann in Burgund und Dunkelgrün erstrahlen.
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