Tage der jüdischen Kultur
Hermann-Spier-Preis verliehen
Magdeburg (red) – Im Zuge der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte Magdeburgs ist der Hermann-Spier-Preis 2019 verliehen worden. Der erste Preis (Preisgeld 250 Euro) geht an die Schülerin des Schollgymnasiums Shania Timpe, und den – zweimal vergebenen – zweiten Preis (Preisgeld jeweils 150 Euro) teilen sich zwei Schulklassen der BBS Eike-von-Repgow unter der Leitung der Lehrerin Elke Rühling, die Klassen 15b und16b in der Ausbildung zu Kaufleuten für Büromanagement (KBM). Damit würdigt die Jury diesmal sehr unterschiedliche Arbeiten, die jede für sich besonders eindrücklich sind.
Die Abiturientin Shania Timpe hat unter dem Eindruck des Besuches der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau einen Text unter dem Titel „Du stehst dort“ verfasst, mit dem sie versuchte, das sie tief bewegende und erschütternde Erlebnis in Worte zu fassen. Sie hat diesen Text in ihrer Klasse und dann auf einer Reihe von Veranstaltungen vorgetragen, um auch andere in diese Erfahrung mit einzubeziehen. Das geschah beispielsweise im Jahr 2018 bei der öffentlichen Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938 und auf der Bühne während der „Schulmeile“ im Januar 2019. Und sie ist auch weiter an diesem Thema dran geblieben. So hat sie bei einem Besuch in Israel ein Video dazu geschaffen. All das zeigt Nachhaltigkeit und kontinuierliches Befassen mit den Themen, die bei der Verleihung des Spierpreises im Zentrum stehen sollen, nämlich, sich intensiv mit „jüdischem Leben und jüdischen Traditionen in der Zeit vor und während der nationalsozialistischen Diktatur ebenso … nach 1945“ zu befassen.
Zwei Klassen von Schülerinnen und Schüler der BBS Eike-von-Repgow hatten sich Projekte im Rahmen der Stolpersteinverlegungen vorgenommen. Im Schuljahr 2017/2018 war es das Projekt“ „Leben und Schicksal des jüdischen Arztes Dr. David Lippstädt und seiner Geschwister“ (KBM 15b) und im Schuljahr 2018/2019 das Projekt „Leben und Schicksal der jüdischen Kaufmannfamilie Prinz“ (KBM 16b). Sie haben aus vielen Quellen und Archiven Informationen zu diesen Familien zusammen getragen und einen Text für das „Magdeburger Gedenkbuch“ über sie verfasst. Sie haben darüber hinaus Geld gesammelt für die Stolpersteine, und die Zeremonie bei der Stolpersteinverlegung mitgestaltet. Dabei haben sie auch Kenntnisse aus ihrer eigenen beruflichen Ausbildung in die Arbeit einfließen lassen. Sie taten das in Zusammenarbeit und intensiver Begleitung durch ihre Lehrerin Elke Rühling, die gemeinsam mit weiteren Kollegen seit einigen Jahren solche Projekte anbietet. Zum wiederholten Male lagen der Jury Projektberichte vor, die sie überzeugten und beeindruckten.
Mit dieser vierten Preisverleihung des Hermann-Spier- Preises würdigt der Förderverein nicht nur die Leistungen dieser Schülerin und Schülergruppen, sondern er hofft, dass dadurch auch weitere Schülerinnen und Schüler oder außerhalb der Schule organisierte Jugendgruppen und einzelne Jugendliche ermutigt werden, sich mit der Geschichte, Religion und Kultur, der Tradition und den Schicksalen der Magdeburger Juden zu beschäftigen. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben, jeweils während der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte. Über die Vergabe entscheidet eine dreiköpfige Jury.
Der Name des Preises erinnert an Hermann Spier, den letzten Lehrer und Kantor der Synagogengemeinde vor 1945, der die Kinder und die Synagogengemeinde durch ihre schwerste Zeit, von 1939 bis 1942, auch als Rabbiner begleitete und der mit seiner Ehefrau, wie auch die meisten seiner Schülerinnen und Schüler und deren Familien, am 13. April 1942 in das Ghetto Warschau deportiert und wenig später ermordet wurde. Der Name wurde gewählt in Abstimmung mit der Familie des Lehrers, insbesondere mit seiner Enkelin in den USA.
Waltraut Zachhuber
Autor:Katja Schmidtke |
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