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»Ich brauche Töne und Harmonien«

Johannes Grosz, Sinologe und Komponist, versteht sich als Vermittler, der Takt und Ton treffen muss. | Foto: Renate Wähnelt
  • Johannes Grosz, Sinologe und Komponist, versteht sich als Vermittler, der Takt und Ton treffen muss.
  • Foto: Renate Wähnelt
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Johannes Grosz: Einstiger Chorknabe kommt als Komponist in den Magdeburger Dom zurück

Von Renate Wähnelt

Aufbruch nach Taiwan. Doch der Abschied vom Kammerchor Josquin des Préz in Leipzig machte das Herz schwer, damals, nach dem Sinologie-Studium, erzählt Johannes Grosz. Die Sehnsucht nach der großen weiten Welt hat ihm wohl die Mutter, eine Dolmetscherin, in die Wiege gelegt. Die Liebe zur Musik beide Eltern, die sich im Magdeburger Domchor kennenlernten.
Für Johannes wurde der Dom ein zweites Zuhause mit Chorproben, Christenlehre, Junger Gemeinde. Zu Beginn des Studiums in Leipzig gehörte er zum Kreis »20 plus« im Dom. Inzwischen hat der heute 36-Jährige ein Kompositionsstudium absolviert und kehrt als Gast nach Magdeburg zurück.
Denn der Leipziger Chor, in dem er seinerzeit selbst sang, hat in der Dommusik am 23. September neben Werken von des Préz, Schütz und Brahms die Uraufführung des Stücks »Gebet« von Johannes Grosz im Programm.
»Es ist mein erstes großes Chorwerk. Und ich bin aufgeregt«, gesteht der Komponist. Es sei immer ein eigenartiges Gefühl, wenn die Musik, die zuerst ja nur in seinem Kopf existiert, hörbar wird. Und natürlich ist er auf die Reaktion des Publikums gespannt. Mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen aus Taiwan und China, aus England, Frankreich und natürlich Deutschland sieht sich Johannes Grosz als Mittler zwischen den Kulturen. Das Komponieren bedürfe ähnlicher Sorgfalt und Geschicklichkeit. Ton und Takt müssen in beiden Sphären getroffen werden.
Grosz‘ Gebet ist dann auch ein Stück Vermittlung, denn er betet »Lieber Gott« und »Große Mutter«; letztere Anrede kommt aus dem Daoismus. »Ich finde, dass vieles, was Laotse sagt, auch Jesus hätte sagen können. Solche Überlegungen sind mir erst nach dem Studium durch den Kopf gegangen«, bekennt er. Das Gebet hat er selbst geschrieben; es sei sehr persönlich.
Während des Sinologie-Studiums spielte immer auch die Musik eine Rolle, sodass sich der junge Mann in all seinen Belegarbeiten mit Musik-Themen befasste. Als Übersetzer und als Komponist vereint er beides nun auch beruflich. Zu Hause ist er inzwischen in Berlin, wo er die interkulturelle Kommunikation zu schätzen weiß.
Was erwartet die Hörer seines Gebets? Vorbehalte gegenüber der zeitgenössischen Musik sind groß. Ein Schmunzeln: »Ich mag Dissonanzen, denn sie bereichern. Aber ich brauche sie nicht – ich brauche Töne und Harmonien.« Dankbar nimmt er die Möglichkeit wahr, bei den Proben dabei zu sein, um hier und da noch zu feilen. Chor und Komponist wachsen so aneinander.

Das Konzert am 23. September beginnt um 18 Uhr im Magdeburger Dom.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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