Wer oder was ist am Ende?
Landesbischöfin erklärt Äußerung zur Kirche
Sie haben mit dem Satz aufhorchen lassen, dass die Kirche am Ende sei. Was meinen Sie damit?
Junkermann: Der Satz wird mir in den Mund gelegt, ich würde ihn nie so sagen, denn die Kirche ist erst am Ende, wenn ihr Herr sichtbar wiederkommt. Allerdings sind wir in vielerlei Hinsicht mit unseren Modellen und Bildern von Kirche und Gemeinde am Ende. Das ist nicht nur schlimm, denn: Wenn etwas zu Ende ist, eröffnet sich gleichzeitig ein Raum für Neues.
Das klingt etwas nebulös?
Junkermann: Unsere Bilder, wie Gemeinde zu sein und was sie alles zu tun hat, stimmen an vielen Orten nicht mehr mit dem überein, was in unseren Kräften steht, wie die Menschen sich engagieren können und wozu Menschen gerne kommen. Und was neue Gedanken betrifft: Wenn ich in der Erfurter Kaufmannskirche die Querdenker-Ausstellung »500 Kirchen – 500 Ideen – Querdenker für Thüringen 2017« mit den 500 Zwei-Minuten-Clips anschaue, dann ist da kein Nebel. Da ist ein bunter Strauß an Ideen und Vielfalt, der vor Ort ansetzt. Und das finde ich den richtigen Ansatzpunkt.
Das sind aber nur Projektideen. Verunsichern Sie mit Ihrer Äußerung nicht viele Menschen, die ihre traditionelle Kirche lieben?
Junkermann: Mir geht es darum, eine Freiheit zu schaffen. Dort zu helfen, wo Menschen sagen, wir können nicht mehr. Mehr oder weniger zwangsweise Zusammenschlüsse sind keine Lösung. Ich höre oft, dass Gemeindemitglieder den Eindruck haben, ihre kleine Kirchengemeinde sei nichts mehr wert. Da ist ein Umdenken nötig.
Wo die Menschen können und mit Freude dabei sind, mit Ernst in dieser Gesellschaft für das Evangelium einstehen, Zeugnis ablegen von ihrem Glauben, da möge es so bleiben. Aber dort, wo Menschen sagen: Wissen Sie, wie es uns geht, wir können nicht mehr. Da sage ich: Lassen Sie es mal zu Ende gehen. Dann kann Neues wachsen.
Bislang war es so, dass die Erwartungshaltung an die Kirche sehr hoch war. Die Pfarrerin, der Pfarrer werden es schon richten. Das funktioniert heute nicht mehr und die klassischen Modelle kommen da an ihr Ende. Deswegen versuchen wir neue Wege zu denken und auch zu gehen, beispielsweise mit den Erprobungsräumen.
Die Fragen stellte Willi Wild.
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