1000 Jahre Kaiserdom in Merseburg
1000 Jahre Domweihe - und dazwischen Nichts?
Die Stadt Merseburg und die Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz wollen 2021 ein Millennium feiern. Am 1. Oktober 1021 wurde nach nur 6-jähriger Bauzeit der Merseburger Dom als Kathedralkirche des hiesigen Bistums im Beisein von Kaiser Heinrich II. geweiht. Das Domjubiläum 2021 soll – wie vor 1000 Jahren – viel Volk und Prominenz aus allen deutschen Landen anziehen. Dem soll sich alles andere unterordnen.
Der aufmerksame Geschichtsbetrachter fragt allerdings, ob es in der 1000-jährigen Geschichte des Domes und der Stadt Merseburg auch andere Ereignisse gibt, die 2021 zumindest einer Erwähnung wert sein könnten. Eine Hilfe dabei ist die vom ehemaligen Stadtschreiber Jürgen Jankofsky zusammengetragene und im Netz frei zugängliche Chronik. Dort beginnt z.B. das Jahr 1521 – also vor 500 Jahren – mit folgendem Eintrag: „Am 10. Januar wird in und um Merseburg begonnen, Luthers Schriften einzusammeln, die dann am 23. Januar 1521 auf dem Domplatz verbrannt werden.“
Reformationskenner werden sich erinnern: 1521 ist auch das Jahr des Reichstags zu Worms, auf dem Luther vor den Herrschenden seine berühmten Worte sprach: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders …“ Die durch den kleinen Mönch aus Eisleben bzw. Wittenberg auslöste Umwälzung wurde erst 2017 im Reformationsjahr umfassend gewürdigt.
Die persönliche Verbindung Luthers zu Merseburg fand 2020 leider keine Beachtung. Anfang August 1545 war Bruder Martin das erste und einzige mal in unserer Domstadt, wo er auf der noch heute genutzten Kanzel 3 Mal predigte. Ein halbes Jahr später am 18. Februar 1546 (vor 475 Jahren) starb er in seiner Geburtsstadt Eisleben.
Aber zurück zur oben geschilderten Büchereinsammlung und Verbrennung in Merseburg. Auch in Wittenberg brannte es im Dezember 1520. Studenten der dortigen Universität zündelten die Gesetzessammlung der römischen Kirche und obenauf die Bannandrohungsbulle des Papstes, die Luther zum Widerruf seiner Thesen und Schriften zwingen sollte.
In Merseburg bestand das Katholische noch vier Jahrzehnte fort bis zum Tod des letzten Bischofs Michael Heldingk, genannt Sidonius. Dann verschwand diese Konfession für die nächsten 300 Jahren, bis sie sich Mitte des 19. Jahrhunderts unter den Preußen neu etablieren konnte.
Dietmar Eißner, Merseburg,
Autor:Dietmar Eissner |
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