Was Reformation heute bedeutet
Universität und kirchliche Basis vernetzen sich und lesen Luther
Von Petra Wozny
Sich dem Reformator Martin Luther zu nähern, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Claudia Backhaus aus Langeneichstädt verehrt ihn – Punktum! Gisela Körber-Rumpold ist Pfarrerin im Ruhestand und möchte ihr Wissen über ihn auffrischen. »Das Reformationsjahr eignet sich vortrefflich dazu«, meint die 66-Jährige. Toni Hübner aus Querfurt will »einfach nur mitreden, weil gerade jetzt so viel über Luther diskutiert wird«, ist von dem Jugendlichen aus Querfurt zu hören.
Gemeinsam sitzen sie in einer Runde von mehr als 30 interessierten Zuhörern, die drei Veranstaltungen zum Thema »Luther lesen« im Kirchenkreis Merseburg besuchen.
Organisiert wurde sie von Lydia Schubert, die Kreisfachreferentin für die Arbeit mit Ehrenamtlichen im Kirchenkreis Merseburg ist. Die 31-Jährige hatte ihr Examen im Kirchlichen Fernunterricht (KFU) an der Universität Kassel gemacht und dort sowohl die promovierte Kirchenhistorikerin Susanne Schubert als auch den Religionspädagogen Berthold Schwab aus dem Hessischen, der ebenfalls dort studierte, kennengelernt. Der 68-jährige Schwab hatte zu einem reformatorischen Thema seine Hausarbeit geschrieben. Daraus entwickelte das Trio die Idee, dieses Wissen doch weiterzugeben, berichtet Lydia Schubert. »Es ist doch prima, bereits durchdrungenes Wissen aus dem Fernunterricht in den Kirchenkreis zu tragen. Das ist schon etwas Einmaliges«, findet die junge Frau. Und es passt ins Jubiläumsjahr – Reformation und Ehrenamt. »Martin Luther formulierte den Gedanken vom Priestertum aller Getauften, ein Gedanke, der zur Gleichstellung von Priestern und sogenannten Laien vor Gott damals wesentlich beitrug«, ergänzt Schubert.
Entstanden ist ein Komplex von drei Veranstaltungen, die von diesem Trio und von Pfarrer Armin Pra aus Lützen – er ist im Kirchenkreis Reformationsbeauftragter – gestaltet wird. »Luther lesen« heißt die kleine Reihe. Berthold Schwab führte im ersten Teil das interessierte Publikum an die Person Luthers heran. Wie kam es überhaupt in Deutschland zur Reformation? Wo waren Luthers Wurzeln? Wie präsentierte sich die Kirche? Kurzweilig und im Dialog wurden darauf die Antworten gefunden. Zuvor jedoch ließ der Religionspädagoge seine Zuhörer Redewendungen dem Reformator zuordnen. »Das passt wie die Faust aufs Auge« zum Beispiel. Von Luther oder nicht?
Die zwei folgenden Abende sind Lutherschriften gewidmet. Schubert und Pra haben am 28. Februar die Schrift »An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung« gelesen und mit den Teilnehmern diskutiert. Am 9. März, 19 Uhr, steht dann »Von der Freiheit eines Christenmenschen« auf der Agenda. »Wir wollen dabei Luther nicht auf einen Sockel heben, sondern gerade aus den Schriften des jungen Luthers ergründen, was die in den Schriften behandelten Themen für uns heute bedeuten«, betont die Kreisfachreferentin.
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