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Holzschniter auf Tour in Worbis
Kreuzweg mit Trompete

Von Haus-zu-Haus-Musik: Zunächst spielte Horst Grimm nur im heimischen Vorgarten. Ostern ist er zum 100. Mal in Worbis unterwegs. | Foto: Reiner Schmalzl
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Ob Sonne oder Schnee: Seit Beginn der Pandemie packt Horst Grimm seinen Trompetenkoffer aufs Rad, um den Worbisern Hoffnungsmelodien zu bringen. Zu Ostern steht ein denkwürdiger Auftritt an.

Von Reiner Schmalzl

Als vor einem Jahr vielerorts im Lande Menschen von Balkonen, Terrassen und aus ihren Wohnungsfenstern heraus musizierten, traute sich Horst Grimm zunächst noch nicht, mit seiner Trompete einzustimmen. Nach einem öffentlichen Aufruf an alle Hobbymusiker und kleinen familiären Chöre holte der Ruheständler aus Worbis schnell ein paar alte Notenhefte herbei, machte sich in den Keller und begann dort in der Waschküche zu proben. Kaum hatten Musikerinnen und Musiker aus der Nachbarschaft dann zum zweiten Mal ein tönendes Zeichen der Lebensfreude gegen die beginnende Isolation gesetzt, war auch der flotte Senior mit seinem Trompetenspiel dabei.
Vom Lärchenweg und Blumenweg am Ortsrand schallte es vielstimmig hinunter in das Eichsfelder Städtchen. „Ich wollte mit meinem wenigen Können die Leute aufmuntern und ihnen Freude machen“, meint der Musikant bescheiden. Dabei ist der nun 81-Jährige alles andere als ein Anfänger, zumal er in jungen Jahren in Worbis und Beuren in Blaskapellen mitgespielt hat. Auch Tenorhorn, Mandoline, Mundharmonika und Blockflöte sind dem studierten Landwirt nicht fremd.
„Wann spielst du mal wieder?“, sei er später oft von Zuhörern und Passanten gefragt worden, so dass sich Horst Grimm immer wieder, mit dem Notenständer im Gepäck, auf sein Fahrrad schwang und an allem möglichen Stellen in Worbis jeweils gut halbstündige Solokonzerte gab: vor Pflegeheimen, am Krankenhaus, vor den Kirchen oder an Flurkreuzen. Aber auch auf Parkplätzen vor Einkaufsmärkten gab der fahrende Musikant seine kleinen Konzerte. Neben Volksliedern oder bekannten Filmmusiken hat Horst Grimm auch die zu Herzen gehenden Kirchenlieder wie „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, „Vertraut den neuen Wegen“, „Ins Wasser fällt ein Stein“ oder „Möge die Straße uns zusammenführen“ im Repertoire. Ein freundliches Winken aus den Fenstern und strahlende Gesichter seien der schönste Dank gewesen.
Und so fiel es ihm auch nicht schwer, auch mal bei Schmuddelwetter die schon wartenden Zuhörer mit einigen Liedern aufzuheitern. Die von Regentropfen aufgequollenen zarten Seiten des Gesangbuchs zeugen davon. Spätestens zu Ostern soll dann der 100. Auftritt seit Pandemiebeginn anstehen, erzählt der Trompeter ganz stolz.
Im übertragenen Sinne kommt die musikalische Tour des Christen Horst Grimm quasi einem Kreuzweg gleich. Und das Kreuz als Zeichen unserer Rettung und des Sieges Jesu über den Tod inspiriert den Hobbybildhauer schon seit vielen Jahren immer wieder zu eigenen Schöpfungen. Überaus drastisch hat er beispielsweise den abgemagerten Jesus am Kreuz dargestellt, symbolhaft für die Millionen hungernden Menschen in dieser Welt. Eine andere Skulptur wiederum zeigt die nach oben ausgestreckten Hände nach einem Stückchen Brot. „Ich will die Menschen zum Nachdenken und vielleicht zur Umkehr anregen.“ Seine tiefsinnigen Arbeiten „Im Zeichen des Kreuzes“ hat der Worbiser Künstler unter anderem in der Petrikirche Mühlhausen, im Dom zu Nordhausen, in der Wipertikirche Quedlinburg, aber auch schon in der französischen Partnerstadt Annoeullin ausgestellt. In St. Martin in Heiligenstadt befinden sich bis heute drei Dauerleihgaben des begnadeten Holzschnitzers. Die dortige Ausstellung fasste E. Dammer aus München im Gästebuch so zusammen: „Danke! Ein beeindruckendes Glaubenszeugnis. Gottes Segen für Ihre Familie und Ihr Schaffen.“

Von Haus-zu-Haus-Musik: Zunächst spielte Horst Grimm nur im heimischen Vorgarten. Ostern ist er zum 100. Mal in Worbis unterwegs. | Foto: Reiner Schmalzl
Der Auferstandene: Das Kreuz ist das zentrale Thema der Schnitz-arbeiten von Horst Grimm. | Foto: Reiner Schmalzl
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