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Vereinigte Domstifter
Geschäftsführer und Professor neu im Domkapitel

Christof Günther (l.) und Jörg Ulrich sind neue Domherren. | Foto: Vereinigte Domstifter
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  • Christof Günther (l.) und Jörg Ulrich sind neue Domherren.
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„Wir sind über die Maßen erfreut und stolz Christof Günther und Jörg Ulrich als neue Domherren in unserem Domkapitel begrüßen zu können. Mit ihnen haben wir zwei überaus engagierte, vernetzte und erfahrende Domherren dazu gewonnen“, betonten die Dechantin der Vereinigten Domstifter, Karin von Welck, und Stiftsdirektor Holger Kunde am Wochenende. Am Sonntag wurden Kirchenhistoriker Jörg Ulrich und Geschäftsführer  Christof Günther im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Merseburger Dom in ihr Amt eingeführt. Bereits im Juli wurden sie vom Domkapitel einstimmig gewählt.

Christof Günther ist Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH, er wurde 1969 in Saalfeld geboren, ist verheiratet und hat vier Töchter. Mit den Vereinigten Domstiftern verbindet ihn viel: Bereits in seiner Kindheit besichtigte er mit seinen Eltern den Naumburger Dom. „Besonders gefallen haben mir damals die bronzenen Tierfiguren am Handlauf der Franziskustreppe“, sagt Günther heute. Den Merseburger Dom lernte er deutlich später, anlässlich der Ausstellung zum 1000-jährigen Jubiläum des Domkapitels 2004, kennen. „Insbesondere durch die Taufen und Konfirmationen unserer Kinder ist meiner Frau und mir unser Dom mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. In den zurückliegenden Jahren durfte ich miterleben, wie die Strahlkraft des Merseburger Kaiserdoms in der Öffentlichkeit durch das Engagement der Vereinigten Domstifter Schritt für Schritt gewachsen ist. Ich schätze sehr, was die Vereinigten Domstifter an dieser Stelle schon für die Stadt und die Region bewegt haben.“

Für das Ehrenamt im Domkapitel hat sich Christof Günther einiges vorgenommen: „Immer wieder erlebe ich, wie unsere Gäste vom Merseburger Dom- und Schlossensemble am Hochufer der Saale überrascht und begeistert sind. Die glanzvolle Vergangenheit und die große historische Bedeutung dieses Ortes erstaunen und faszinieren immer wieder. Nur wenige Regionen in der Welt verfügen über ein vergleichbar reiches kulturgeschichtliches Erbe. Erfreulicher Weise wurde dies nun auch von der Unesco durch die Verleihung des Welterbetitels bestätigt. Der Merseburger Kaiserdom steht dabei als beeindruckendes Symbol für die prägende Kraft des christlichen Glaubens und des ottonischen Königtums in Mitteleuropa und darüber hinaus. Gerade in unserer Zeit, der es oft an sicheren Orientierungspunkten fehlt, ist es wichtig, diesen uns anvertrauten Schatz zu bewahren, mit Leben zu füllen und das Wissen um seine Bedeutung weiterzutragen. So vielen Generationen vor uns ist dies durch vielfach schwere Zeiten über mehr als 1.000 Jahre hinweg gelungen. Dass uns dies auch weiterhin gelingt, ist mir ein Anliegen, für das ich meine Kraft gerne einbringe.“

Jörg Ulrich ist Professor für Kirchengeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er wurde 1960 in Stuttgart geboren, ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in Leipzig. Er ist unter anderem Vorstandesmitglied im Europäischen Romanikzentrum in Merseburg.

Mit den Vereinigten Domstiftern verbindet Ulrich „die Liebe zu den großartigen Kirchengebäuden in der Region, zu ihrer Geschichte, nicht nur als Zeugnis von Architekturgeschichte, sondern eben auch von lebendiger Glaubensgeschichte. Ich lebe seit 2002 in der Region und bin fasziniert von ihrem unermesslichen Reichtum an wundervollen Kirchen, Kapellen und Klöstern, der sich so in Europa nirgends wiederfindet. Unter diesen besitzen die Dome in Merseburg und Naumburg sowie St. Michael in Zeitz einen besonders hohen Stellenwert. Als Theologe und Kirchenhistoriker interessieren mich die Bau- und Institutionengeschichte dieser Kirchen, aber vor allem die Geschichte(n) der Menschen, die über Jahrhunderte hier gelebt und geglaubt und gebetet haben. In meinem Dienst als Domherr möchte ich dazu beitragen, dass Menschen aus der ganzen Welt und insbesondere die junge Generation meine Begeisterung für diese wertvollen Schätze mit mir und den anderen Mitgliedern des Domkapitels teilen können. Daher liegt mir die Pflege dieser Gebäude am Herzen, und auch die Aufgabe, ihre Faszination anderen Menschen nahezubringen. Als wissenschaftlicher Theologe und Kirchenhistoriker kann ich für die wissenschaftliche Erschließung der Gebäude selbst, aber auch der Archive etwas beitragen“, so Ulrich weiter.

Das Vereinigte Domkapitel besteht aus bis zu neun Mitgliedern. Der Titel Domherrin bzw. Domherr ist gleichermaßen Auszeichnung und Selbstverpflichtung. Als Aufsichtsgremium der Vereinigten Domstifter treffen sich die Mitglieder mehrfach im Jahr, machen sich ein Bild über die Arbeit der Stiftungsverwaltung  und beraten aktuelle Probleme. Die Kapitelmitglieder sollen ihre unterschiedlichen beruflichen Kompetenzen und Erfahrungen aus Wirtschaft, Verwaltung, Justiz, Kirche, Kultur und Wissenschaft sowie ihre Vernetzungen einbringen. Sämtliche Mitglieder nehmen ihre Aufgaben im Ehrenamt wahr. An der Spitze der Gemeinschaft steht ein vom Kapitel selbst gewählter Dechant bzw. eine Dechantin. 

Die Aufnahme eines neuen Kapitelmitglieds erfolgt durch Kooptation, d.h. das Kapitel rekrutiert sich eigenständig. Die Kandidaten müssen einer deutschen evangelischen Gliedkirche angehören. Als Vertreter der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands ist stets ein Regionalbischof der Landeskirche im Kapitel vertreten. Darüber hinaus bestehen keine festgeschriebenen beruflichen Qualifikationen: So finden sich unter den Domherrinnen und Domherren Ökonomen, Politiker, Wissenschaftler, Pädagogen und Architekten.

Die Wurzeln der Vereinigten Domstifter reichen bis in das 10. Jahrhundert zurück, als Kaiser Otto der Große und seine Nachfolger die mitteldeutsche Region zwischen Unstrut, Saale, Harz und Elbe als Kernland ihres Königtums ausbauten und damit eine der bedeutendsten Kulturlandschaften Europas schufen. Nach den Plänen Ottos des Großen wurden im Jahr 968 die Bistümer Merseburg und Zeitz gegründet. Während die Merseburger Diözese nach kurzer Unterbrechung durch Kaiser Heinrich II. im Jahr 1004 neu begründet worden war, siedelte der Zeitzer Bischof mit seinem Domkapitel im Jahr 1028 in den neuen Bischofsitz Naumburg über. Im gleichen Jahr installierte man an der Zeitzer Kathedrale ein Kollegiatstift. Diese drei bedeutenden geistlichen Institutionen des Mittelalters (Domstift Merseburg, Domstift Naumburg, Kollegiatstift Zeitz), zu denen im 16. und 17. Jahrhundert noch die beiden Fonds des Zeitzer Kirchenkastens und der Zeitzer Prokuratur hinzukamen, überdauerten bis in das 20. Jahrhundert hinein als formal unabhängige Einzelinstitutionen. Als die verheerenden wirtschaftlichen Folgen des Ersten Weltkriegs und der Zusammenbruch des Preußischen Staates die Existenz gefährdeten, erfolgte 1935 die Umwandlung zu Stiftungen öffentlichen Rechts unter einer gemeinsamen Verwaltung in Naumburg sowie unter einem einzigen Aufsichtsgremium: dem Vereinigten Domkapitel.

Christof Günther (l.) und Jörg Ulrich sind neue Domherren. | Foto: Vereinigte Domstifter
Gottesdienst mit Regionalbischof Johann Schneider zur Einführung der neuen Domherren im Dom zu Merseburg. | Foto: Vereinigte Domstifter
Autor:

Katja Schmidtke

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