Geschichte in neuem Licht
Die Zeitzer Michaeliskirche ist umfassend saniert worden. Private Spender finanzierten die Restaurierung der Nonnenkapelle.
Von Katja Schmidtke
Draußen blendet die Sonne, drinnen strahlendes Weiß. Es riecht nach frischer Farbe – wenige Tage vor der Wiedereinweihung der Michaeliskirche. Handwerker wuseln, streichen Holzteile, befestigen Geländer, fegen den Boden aus Vogesensandstein. Hell, freundlich, lichtdurchflutet präsentiert sich das Gotteshaus. »Die offene Kirche ist nun wahrlich ein Anziehungspunkt, ein Tor zur Stadt«, sagt Dombaumeisterin Regine Hartkopf.
St. Michaelis ist die evangelische Hauptkirche von Zeitz, das Bauwerk gehört den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Rund zwei Millionen Euro hat die Stiftung in die Generalsanierung investiert. An den Kosten beteiligten sich auch die Evangelische Kirche Mitteldeutschlands, die Stadt Zeitz, das Land Sachsen-Anhalt und die Bundesrepublik. Besonders freut sich Stiftsdirektor Holger Kunde über das Engagement privater Spender. Ein »sehr hoher Betrag« sei beispielsweise von der Hermann-Reemtsma-Stiftung gekommen. Auch die Messerschmitt Stiftung in München und Nachfahren der Familie Naether, die in Zeitz die Kinderwagen-Herstellung begründete, unterstützten die Arbeiten. Letztere ermöglichten mit ihrer Spende die Restaurierung der Nonnenkapelle.
Der zuletzt als Lager genutzte Raum diente ursprünglich der Verbindung zwischen Kirche und benachbartem Kloster. »So konnten die Nonnen am Gottesdienst teilnehmen«, erklärt Regine Hartkopf. An den Wänden fanden sich erstaunliche Malereien: eine Kreuzigungsszene von 1469 und eine Pieta, fast so fein wie ein Tafelgemälde. Ergänzt um einen Altar mit Beweinungsszene und ein Vortragekreuz, widmet sich dieser Raum ganz Christus und lädt zur Einkehr ein.
Eine weitere Überraschung fanden die Bauleute im Fußboden der 1154 erstmals erwähnten Kirche: Mauerreste aus dem 12. Jahrhundert und Grabplatten. Ein Teil der historischen Funde wird weiterhin zu sehen sein.
»Wir freuen uns, die neue Kirche jetzt nutzen zu können«, sagt Friederike Hüfner vom Gemeindekirchenrat. Seit Beginn der Arbeiten im Kircheninneren im Frühling 2016 hatte die Gemeinde die Stephanskirche genutzt, für größere Veranstaltungen wie den Auftakt des Reformationsjahrs und des Festjahrs zu 1050 Jahre Zeitz auch das Franziskanerkloster. Besonders stolz ist die Gemeinde auf den Cranach, der in der sanierten Michaeliskirche einen zentralen Platz erhält.
Das Gemälde, das Christus als Salvator zeigt, war zuletzt auf der Empore zu sehen und wird nun im Chor aufgestellt. »Der Chorraum ist völlig neu gestaltet worden«, erklärt Dombaumeisterin Hartkopf. An einem modernen Holzgerüst wird das Bild befestigt. In gleicher Holzbauweise sind in der Werkstatt des Wernigeröder Künstlers Günter Grohs ein Altartisch, ein Lesepult und ein Kerzenleuchter entstanden. Grohs hat auch ein Chorfenster neu geschaffen. Es schützt zum einen das wertvolle Gemälde vor der UV-Strahlung des Sonnenlichts und nimmt zum anderen künstlerisch die Farbgestaltung des Kircheninneren auf. Dezente Farben prägen Raum und Fenster: Weiß, Grau, Gold.
»Die Bauarbeiten«, bilanziert Stiftsdirektor Kunde, »lassen die Geschichte des Ortes wieder zum Tragen kommen. Die Bedeutung der Kirche ist erkennbar.« Das werden nicht nur die Gemeindeglieder so erleben, sondern sicherlich auch zahlreiche Besucher. St. Michael ist eine offene Kirche und in diesem Jahr auch Ausstellungsort. Neben Museum Schloss Moritzburg, dem katholischen Dom St. Peter und Paul sowie der Stiftsbibliothek im Torhaus ist sie einer von vier Standorten der Zeitzer Sonderausstellung »Dialog der Konfessionen. Bischof Julius Pflug und die Reformation«, die vom 5. Juni bis 1. November zu sehen ist.
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