Viele Frauen und der Herr am Tisch
Ehrenamt: Das Frauenfrühstück gibt es in Naumburg seit 20 Jahren
Von Constanze Matthes
In der Küche setzt Evelyne Leipoldt frischen Kaffee auf. Leere Brötchentüten liegen auf einem Schrank ganz in der Nähe. Wenig später und mit zwei gefüllten Kannen in beiden Händen betritt die 75-Jährige im Haus der Kirche in Naumburg den Saal, den ein Stimmengewirr füllt. Es ist Frühstückszeit – einmal im Monat und das seit nunmehr 20 Jahren. Das Frauenfrühstück in der Gemeinde hat Tradition und eine stetige Zahl an Teilnehmerinnen.
Bevor jedoch die Tasse mit Kaffee oder Tee, der Teller mit einem Brötchen gefüllt wird, man zur Kanne, zu Wurst oder einem Honigglas greift, beginnt Pfarrerin Gabriele Sander eine kurze Andacht. Mit einigen Liedern und Worten greift sie die aktuelle Zeit des Kichenjahres auf.
»Es ist mittlerweile eine tolle Frauenrunde geworden«, sagt Evelyne Leipoldt, die allerdings auch noch die weniger guten Zeiten kennt, in der vor einigen Jahren der Zustrom weit geringer war. Links an ihrer Seite hat Edith Grosch Platz genommen, die ebenfalls das Angebot einst, neben einer weiteren Frau, die aus dem Schwarzwald stammte, mitbegründet hatte. »Ich war mit meinem Mann damals erst aus Eisleben hierher gezogen und wollte Leute kennenlernen. Die Idee hinter diesem Angebot stammt aus der Schweiz«, blickt Evelyn Leipoldt auf ihre erste Zeit in der Domstadt zurück. Ihr Mann Hans-Georg war Pfarrer, sie selbst als Klinikseelsorgerin über Jahre in der Lutherstadt tätig. Um in Naumburg Anschluss zu finden, begann sie außerdem, im Domchor zu singen. Heute sei ihr das jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, bedauert sie.
Angefangen hat die Frühstücksrunde 1997 mit nur einer Handvoll Frauen, darunter auch jenen, die früher in der Naumburger Wenzelskirche eine ABM-Stelle bekleidet hatten. Damals war noch der Gemeindesaal in der Dompredigergasse das Domizil. Heute kommen an jedem dritten Dienstag im Monat zwischen 20 und 30 Frauen im Alter zwischen 40 und weit über 80 Jahren in das Haus der Kirche am Domplatz. Essen, Unterhaltung und Bibelarbeit mit Unterstützung der Pfarrerin stehen jedes Mal auf dem Programm. Dabei gehören einige Frauen einer anderen Glaubensrichtung an oder sind nicht Mitglied in der Kirche. »Ich bin damals herzlich aufgenommen worden und dabei geblieben«, erzählt Karin Schweizer, die Anfang der 1990er-Jahre aus Baden-Württemberg an die Saale gezogen war und die heute der Naumburger Heilsarmee-Gemeinde angehört, die im vergangenen Jahr ebenfalls ihr 20-jähriges Bestehen feierte.
Gesprochen wird in der großen Frühstücksrunde über Gott und die Welt, Familie, Gesundheit und Stadtgeschehen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Damit das Frühstück auch ein gutes Frühstück wird, braucht es Helfer und Geld. Manche Frau bringt dann und wann Kuchen mit oder Marmelade. Auf dem Tisch an jenem Tag liegen auch Schachteln mit Pralinen. Während des Essens wird Geld gesammelt für das nächste Mal. »Das läuft Hand in Hand«, so Evelyne Leipoldt, Mutter von vier Töchtern sowie Oma von vier Enkeln. Sie engagiert sich neben dem Frauenfrühstück, für das sie sich künftig mehr jüngere Teilnehmerinnen wünschen würde, auch im Besuchskreis der Gemeinde.
Autor:Online-Redaktion |
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