Zu Gast an Luthers Esstisch
Essen verbindet – nicht nur in der Familie. Das Projekt »Kochen mit Käthe« brachte
im Reformationsjubiläumsjahr Menschen in der Region um Saalfeld auf besondere Weise zusammen.
Von Andreas Abendroth
Wie mag es einstmals privat bei Familie Luther zugegangen sein? Martin Luthers sehr negatives Frauenbild war ja weithin bekannt. Er konnte kluge Frauen nicht ausstehen. »… wenn Weiber wolberedt sind, das ist an ihnen nicht zu loben; es steht ihnen baß an, daß sie stammlen und nicht wol reden können. Das zieret sie viel besser.« Seiner festen Meinung nach hatte sich die Frau dem Mann wegen ihrer geringeren Körperstärke und ihres kleineren Verstandes einfach unterzuordnen. Und in der Öffentlichkeit zu schweigen.
Doch mit der Heirat von Katharina von Bora wehte ein neuer Wind hinter den Türen. Katharina von Bora war zwar adlig, aber nach der Flucht aus dem Kloster Nimbschen völlig mittellos. Doch auf den Mund gefallen war die damals 26-jährige Katharina nie. Sie hatte sprichwörtlich zu Hause die Hosen an. Luther nannte seine Frau dann auch ehrfurchtsvoll »Herr Käthe«.
Und genau auf diese Konstellation trafen die Gäste in Saalfeld beim »Kochen mit Käthe«. In der Rolle Luthers konnten die Gäste – in einen Talar gekleidet – Peter Taeger, den Beauftragten des Propstbereichs Südthüringen für das Reformationsjubiläum, erleben. Er begrüßte seine Gäste stilecht mit den Worten: »An Luthers Tisch ist jeder willkommen. Besonders, wenn er singen kann.«
Schon lange bevor die Gäste zum Schmaus kamen, hantierte »Käthe« alias Maya Kollmeyer, museumspädagogische Mitarbeiterin des Stadtmuseums Saalfeld, in der Küche. Frisches Brot wurde gebacken, die Zutaten für die Gerichte vorbereitet. »Ich interessiere mich schon seit langer Zeit für die mittelalterliche Küche. Es wurde frisch gekocht. Erst in den Topf und später auf den Tisch kamen viele Dinge, die in der Natur zur Verfügung standen. In die Kräutersuppe kam Minze. Zu den Speisen, welche man am Feuer garte, wurde Reis gereicht. Kartoffeln kannte man hierzulande noch nicht«, erklärte Kollmeyer.
Zum Einsatz für die Geschmacksveredelung kamen Gewürze wie Anis, Kreuzkümmel, Safran und Pfeffer. Und genau diese Geschmacksnuancen sollten auch die Gäste am Saalfelder Tisch von Familie Luther erleben. Natürlich erst, nachdem in der Küche mit zugefasst wurde. Ein Teil der Gäste schnippelte frischen Spinat und Kräuter, von anderen wurde Hähnchenbrust knusprig angebraten. Letztendlich kamen passend für die Fastenzeit eine Kräutersuppe mit Spinat und Rapunzeln auf den Tisch. Später wurden noch Geflügelbrust mit einer Soße aus Kirschen mit Essig und Honig und zum Nachtisch Bratäpfel mit Zucker und Zimt gereicht. Ein Mahl wie wohl auch zu Luthers Zeiten.
Während »Käthe« und ihre Mitstreiter in der Küche wirbelten, war »Herr Luther« in einem anderen Bereich eher geistig aktiv. Er unterhielt seine Gäste mit Essays über Luthers Verständnis zum Essen, zur Musik und zur Ehe mit einem Weibe. Zwischendurch warf er so manchen derben Spruch in Richtung Küche. Andererseits lobt er seine Frau auch mit knappen Bemerkungen, die man wohl als liebevoll einordnen sollte.
Doch wie kam man auf die Idee, eine Veranstaltung wie »Kochen mit Käthe« zu realisieren? Die Antwort darauf hatte Pfarrer Peter Taeger. »Die Idee dazu kam von den Menschen in der Kirchengemeinde. Es gibt derzeit Lutherstammtische in Saalfeld, Gräfenthal und Bad Blankenburg. Die Menschen sollen Luther und seine Zeit in Vorträgen und Veranstaltungen näher kennenlernen. Und zur Biografie von Martin Luther gehören eben nicht nur die Bibelübersetzung und die Thesen, sondern auch seine Frau Käthe.«
Und ein gemeinsames Essen bringt viel Positives. Man sitzt zusammen, man kommt ins Gespräch, man tauscht Erfahrungen und Ansichten aus. Damals wie heute.
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