Jakobs Kampf am Jabbok (Gen. 32,23ff)
Predigttext 16.4.2023
Als Jakob die Seinen in Sicherheit wusste,
trat er noch einmal zu jenem Stein,
den er vor Jahren hier aufrichten musste,
als ihm ein Traumbild gezeigt ward: Allein
dicht bei den Stufen der Leiter zum Himmel
erschien ihm der Gott bei nächtlichem Schein ...
Am Ende der Rampe im Engelsgetümmel
hörte er laut das gewaltige Wort.
Zehntausenden Worten im Sprachengewimmel
bleibt es als Mitte der heilige Ort.
In Wandel und Wechsel ist es Konstante
und nimmt allen Rätseln die Grausamkeit fort.
Nachdem er von Labans Zelten sich wandte
mit Weibern, Gesinde, Kindern und Vieh,
wandern sie alle ins Unbekannte -
hinaus in die Rätsel der Biographie.
Bedeckt von dem Dunkel der Nacht schweigt die Wüste
und wehet ein Wind besondrer Magie.
Die Ebene dehnt bis zur Sternenküste
sich aus, als ob sie zum Fliehen sich rüste.
Da schlägt es zu. Und Jakob muss sich wehren,
die Nacht ist finster und der Gegner stark.
es gilt, die Kraft unendlich zu vermehren
bei diesem Ringkampf auf der wüsten Mark!
Sie messen sich wohl etwa bei drei Stunden
und beide fürchten schon den eignen Sarg ...
Die Dämmerung hat beide dann gefunden,
als einen Leib - aus zweien, Schweiss und Blut.
Mit Striemen und von Wunden hart geschunden -
der fremde Engel rief: „Nun ist es gut.
Lass ab von mir, schon weicht des Dunkels Dichte
vor Morgenschimmers rosaroter Flut.“
Doch Jakob sprach: „Erst segne mich dem Lichte.
Nicht gehen lass ich dich - den Namen sag!“
Und griff im tief in‘s goldne Angesichte:
„Ich bin Sohn Isaaks seit Jahr und Tag!
Welch Namen sagte Gott, als er dich nannte?“
Da gab der Engel Jakob einen Schlag
und sprach zu ihm: „Heiß ‚Israel‘." Und wandte
besiegt sich segnend hin zum Morgenlande.
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