das Sonntagsevangelium
ZEHN JUNGE FRAUEN
Zehn junge Frauen wollten einst geleiten
den Bräutigam zu seinem Hochzeitsfest.
Die Bibel uns erzählt aus Jesu Zeiten,
was alles sich davon berichten lässt:
Schwarz war die Nacht - drum nahmen sie zehn Lampen
und stürmten in des Lebens großen Test.
Fünf Mädchen aber waren rechte Schlampen:
Vergaßen mitzuführen Vorratsöl!
Und was geschah dort draußen an den Rampen?
Der Bräutigam kam lange nicht zur Stell.
Fünf andre waren klug und hoch zu loben -
sie trugen Vorrat, dass an nichts es fehl!
Dann schliefen alle ein, indessen oben
am Himmelszelt der Mond ging silbern auf –
damit, ins Bild der Sterne eingewoben,
er unten zeige Schicksalsgang und Lauf.
Um Mitternacht geschah das große Rufen,
aus tiefem Traum die Fräulein schraken auf.
„Der Bräutigam erreicht des Tores Stufen.
Schon schlagen Funken aus der Rosse Hufen!"
Die Klugen fahren auf aus tiefstem Schlummer
und drehen schnell die Lampendochte hell.
Die Törichten bejammern ihren Kummer:
„Gebt ab von euerm Öl uns – und zwar schnell!
Denn unsre Lichtlein sind schon am verglimmen.“
Und machten Lärm bei hundert Dezibel.
Die Klugen aber waren nicht von Sinnen:
„Dann reicht es weder hier noch reicht es dort.
Zum Krämer eilet, Öl euch zu gewinnen!“
Doch eben als zum Kauf sie liefen fort,
da kommt der Bräutigam herein gezogen
und nimmt die Klugen mit zum Hochzeitsort.
Was gab das für ein Fest! Und – ungelogen –
ich wär gewesen selber gern dabei.
Doch war die Tür zum Saal fest zugezogen,
wir rüttelten daran mit viel Geschrei:
„HERR, tu uns auf – wir gingen dir entgegen
und stimmten für dich immer als Partei!“
Er aber ließ uns draußen steh´n im Regen.
Durchnässt, allein und ohne seinen Segen.
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