Acta 19,24ff
Groß ist die Artemis zu Ephesus
In Ephesus wirkt Artemis, die große
Erhabene, verehrt von vielen Fraun.
Als Gottheit hilft sie denen, die vom Schoße
noch Kinder zu gebären sich getraun.
Zu aller Zeit mocht’ Artemis man ehren
und wollt’ ihr Bild am Altar gerne schaun.
Drum gab's Demetrius, der kleine Tempel
für sie aus Silber schmiedet. Und Gestalt
gibt er der Gottheit mit des Eisens Stempel
und zeigt, wie sie gejagt durch Feld und Wald.
Zu allen, welche Götterbilder schufen,
sprach heut der Schmied am Markte, dass es schallt:
„Ihr wisst, wir sind als Künstler herberufen -
doch nun naht dieser Paulus unserm Ort.
Das ganze Volk lauscht vor ihm auf den Stufen,
er lockt sie uns mit seiner Predigt fort.
Verkündet, dass es gäbe keine Götter -
und das bedeutet unsers Handwerks Mord.
Wie wollen wir verfahren mit dem Spötter?
Ich wünschte wohl, er wäre tot als töter.
Da hoben alle Schmiede an zu schreien
und in der ganzen Stadt entstand Tumult.
Man stimmte an ein wildes Benedeien -
und brüllte stundenlang um ihre Huld.
Ganz Ephesus lief voll von dem Getümmel -
einmütig stürzte man zum Tempelkult.
Und ihr Gebrülle stieg bis an die Himmel:
„Groß ist die Artemis von Ephesus!”
Nicht enden wollt das Tamburingebimmel,
mit dem man ihrem Bildnis bot den Gruß.
Auch Pauli Freunde hat man bald ergriffen
und vor der Göttin tief gebeugt zum Kuss.
Dann sucht der Silberschmied mit schlauen Kniffen
die Leute aufzuwiegeln: „Weit bekannt
ist hier zu Land und auch auf allen Schiffen,
nur Artemis schenkt unsrer Stadt Bestand!”
Als dann der Mond bei Nacht begann zu kreisen,
am Mark Demetrius alleine stand …
Denn Paulus wollte längst schon weiterreisen.
Da kehrt er traurig heim zu seinen Eisen …
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