Kalenderblatt
160 Jahre Richard Strauss
Mit der Oper „SALOMÉ” ist er berühmt geworden. Unvergessen auch sein musikalisches MegaMem "ALSO SPRACH ZARATUSTRA." Wer diese dreißig Minuten gehört hat, kauft sich auf jeden Fall das gleichnamige Nietzschebuch dazu. Überhaupt - in die Harmonik der Musik von Richard Strauss scheint viel vom Geist Nietzsches eingeflossen zu sein. Anlässlich seines heutigen 160. Geburtstags genehmigen wir uns einige kräftige Züge aus diesem Taumelbecher ...
Ja - man sehe sich das einmal, zweimal, oder auch dreimal an: ALSO SPRACH ZARATUSTRA. man beobachte den Dirigenten dabei, wie er unter dem Ansturm körpereigner Botenstoffe langsam aber sicher in Ekstase gerät - und diese Ekstase auf den Riesen-Klangkörper des Orchesters überspringt. Magic music!!! Seht den Paukisten zwischen seinen enormen Kesseln. Seht den Mann mit den Becken, die er so immens schwingt, dass er hinterrücks dabei fast gestürzt wäre - und dann die Trompeten erst: Ein einziger falscher Ton aus dem goldenen Blech hätte den Nimbus des speziellen Jüngsten-Gerichts-Instruments mit einem Schlag für alle Zeiten zu Nichte gemacht. Aber es kommt kein falscher Ton. Kein einziger!
Zurück zur Oper über die unglückliche Salomé. Deren Geschichte ist oft erzählt worden - zuerst bei den Evangelisten (Mt 14,6–12 und Mk 6,21–29.) Hier nur die verkürzte Kurzform: Zwei Frauen weben am Hof des Königs Herodes ihre klebrig feinen Netze - und kommen am Ende selber darin um. Recht so! Aber auch Johannes der Täufer verliert seinen Kopf auf das berüchtigte silberne Tablett. Er lässt sich von der schönen Salome nicht küssen. Oscar Wilde lieferte dem Komponisten die Idee zu dieser gewagten Ergänzung der Handlung. Aber als der Kopf dann ab ist - wird er doch geküsst. Nichts für schwache Nerven >> Die Musik dazu hier <<. Ärger geht es wirklich nicht.
Viel wäre noch zu sagen über Richard Strauss, der mit den André Rieu-Straußen aus Kreuzwort-, Sonntagsrätseln und Wünsch-Dir-Was-Sendungen überhaupt auch gar nichts zu tun hat! Sollen wir erwähnen, dass auch der Name Richard Strauss auf jener Liste gestanden hatte, welche im August 1944 aufgeschrieben und damit in diesem Jahr ebenfalls einen runden Geburtstag anzeigt? Nein, wir wollen dieses zwiespältige Thema nicht anschlagen. Was nämlich manche nur als Missakkord werden verstehen wollen, ward zumindest in der Komposition des Schicksals manch großem Manne nötigerweise eingebaut. Ähnlich dem Tritonus, der nicht zu verachten ist, wenn er an der richtigen Stell erklingt.
Besonders aber lausche man den „Vier letzten Liedern” des Münchner Komponisten. "In dämmrigen Grüften träumte ich lang" geht Hermann Hesses Text an - und dann erfolgt die Auferstehung in einem chromatischen Entweichen aus der Tonalität des Düsteren - hinein die Tonalität des Heiteren und Erhabenen:
Nun liegst du erschlossen
In Gleiss und Zier,
Von Licht übergossen
Wie ein Wunder vor mir." <<
Und der Schlusssatz des dritten Liedes "Beim Schlafengehen", dessen Text ebenfalls von Hermann Hesse stammt:
<< 'Hände, laßt von allem Tun
Stirn, vergiß du alles Denken,
Alle meine Sinne nun
Wollen sich in Schlummer senken' >>.
Nach diesen wenigen Zeilen begegnet uns ein Zwischenspiel - zum Niederknien. Wer in den Bann dieser wenigen Takte geraten ist, wird nachvollziehen können, was es heißt, auf der tatsächlichen Liste der „Gottbegnadeten” gestanden zu haben ...
Und natürlich müsste noch "Eine Alpensinfonie" genannt werden. Die sollte man sich aber nur anhören, wenn man einigermaßen gute Boxen stehen hat. Diese Komposition nimmt ein Jugenderlebnis auf. Richard Strauss war fünfzehn Jahre alt und hatte sich auf einer am Morgen begonnenen Bergtour in den Voralpen verstiegen. Aber fand dann doch wieder nach Hause. Einen ganzen Tag ist er unterwegs gewesen - und fasste diese nicht ohne Gefahr erlebte Wanderung viel, viel später in Musik. Von der Nacht über den Morgen zum Mittag werden wir geführt - und über einen freundlichen Nachmittag und lieblichen Abend wieder hin zur Nacht.
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