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auf dem Gottesacker
am Ewigkeitssonntag

Ich fasse Mut, an des Novembers Rande
dort in dem Kirchhof eine Zeit zu wallen.
Ich lang den Stock und wähl zum dunklem Lande

der Wandrung Weg, indes die Blätter fallen.
Wohl dachten andre ebenso und kamen
mit mir zum Platz der Särge, Urnen, Hallen.

Da waren alte Weiber, junge Damen -
und Greise, welchen alle Glieder zittern,
ich sah die Männer, deren große Namen

ich aus den Büchern kannte, wo von Rittern
erzählt wird weiter Fahrten bunte Fabel,
von Abenteuerreisen, süßen, bittern.

So viele kamen - bis zu Kain und Abel.
Auch Eva schwebte her in Glanz und Glittern
an Vater Adams Hand ganz honorabel.

Da dachte ich: „Was treiben die hier alle?
Sie suchen mit den Blicken auf dem Boden,
was wollen die hier draußen aufeinmale?


So unterschiedlich ihrer Kleidung Moden?“
Und merkte mich inmitten bei den Toten!

Die Seligen erahnten meine Fragen
und winkten mir wie kleine Märchenprinzen.
Der Schönsten einer riet mir, nicht zu zagen

und rief: „Treib mit uns ein des Glaubens Zinsen.
Auf Allerseelen sind wir hergestiegen
tief aus der Gruft, in eure Welt zu linsen.

Wir schauen nach, ob sich noch Blumen wiegen
vor kaltem Stein, auf denen Namen stehen,
die uns gehörten, welche drunter liegen.

Wie lieben alle wir das sanfte Wehen
der Litaneien eurer frommen Lieder.
Und möchten warm die Kerzen flammen sehen,

wenn unser liebevoll gedenken Brüder
mit Schwestern, Kindern, Eltern und Verwandte.
Von Rauch verhüllt gleich englischem Gefieder

erscheinen hier dir wir, die uns verbannte
der Tod ins Land zu ewig trocknen Kränzen.
Bist du des neuen Lebens Abgesandte?“

Und öffneten des Kreises enge Grenzen,

als ob ich einen wollt’ mich ihren Tänzen …

Autor:

Matthias Schollmeyer

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