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EXODUS 33,18ff
ES IST EIN RAUM BEI MIR

Bat Mose einst den HERRN: „Lass heute sehen
mich deiner Ehre Glanz und Herrlichkeit.”
Und bat und bat bis Gott befahl zu gehen

den beiden Majestäten Raum und Zeit
langsam an ihm vorüber. "Ich will rufen"
sprach er, "den Namen meiner Ewigkeit:

Barmherzig bin ich Menschen aller Stufen.
Denn wes' ich mich erbarm, erbarm ich mich.
Dein Sein, mein Freund, glitt schnell aus seinen Kufen,

wenn ich dich sehen ließ mein Angesicht.
Als Mensch zu leben heißt, mich nicht zu sehen!
Doch wird dich trösten folgender Bericht:

Es ist ein Ort bei mir - dort magst du stehen.
Schau dort die Berge wie ein Alphabeth.
Da will ich unsichtbar vorübergehen.

Trag Sorge, dass dein Blick nach innen geht.
Schau, zwischen diesen Felsen gibt es Spalten,
dort lausche bis vorbei mein Hochgebet.

Ich will mit rechter Hand dich draußen halten
und deines Daseins so in Sorgfalt walten.

Wenn ich die Hand dann wieder von dir tue,
wirst du mich lesen können. Hintennach
erfahr in Zahl und Schrift das Glück der Ruhe.

Direkter Anblick brächte Ungemach.
Nicht, dass ich böse wär' - auch nicht der Gute ...
Ich bin das Ganze.” So die Gottheit sprach.

Und dann geschah es. Mose war zumute,
als ob sich etwas aus der Tiefe schrieb
ins Felsgestein geritzt bis hin zum Blute,

Buchstaben endlos kamen, Hieb auf Hieb.
Wie staunte er. Und dieses stille Schauen
bewirkte, dass die Zeile Zeile blieb.

Ja, es ist wahr! Gott wollt sich anvertrauen
dem Ziffernreigen der Besonderheit.
Die Zeichen stehen - Felsen gleich - behauen

weil Mose betete und blieb bereit.
Er kann die Silhouetten Gottes sehen -
als Fessel allen, die zugleich befreit.

Wie Gipfel auf Gebirgeshöhen stehen,
wollt Gott, der HERR, in Schrift vorübergehen …

Autor:

Matthias Schollmeyer

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