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Leberecht
Leberecht Gottlieb (99)

99. Kapitel, das uns Leberecht erneut als unendlich neugierigen Forscher erzeigt, welcher sich trotz Verbot und unter Gefahr zum Rezitationszelt schleicht, um dort schon einmal den weiteren Fortgang des Dramas zu erkunden, welches morgen Abend in dem kleinen Wüstenamphietheater aufgeführt werden soll ...

Leberecht schlich sich an. Wie das geht? Er hatte es bei Winnetou und Old Shatterhand dutzende Male gelesen. Man braucht dazu eine gute Kondition und Geduld. Im Laufe seines Lebens hatte Leberecht Erstere weitgehend eingebüßt. Aber Geduld hatte er. Es dauerte zwei Zeiten, eine Zeit und eine halbe - dann war er im Rezitationszelt angelangt und knipste die Taschenlampe seines Smartphones an, dessen Akku der Emeritus vorsorglich am Nachmittag zu 100% über die Autobatterie des Maybach aufgeladen hatte, welcher nebst Chauffeur bereits eingetroffen war - denn man wollte ja unmittelbar nach Aufführung des Stückes in Richtung Jerusalem sich davon machen. Am Vortag war Leberecht mit dem Kapitel drei fertig geworden. Nun kam das vierte Kapitel dran. Und das fand wohl irgendwo im himmlischen Olymp statt - jedenfalls hinter den Sternen  
 

Szene 4 - hinter den Sternen

Apollodor:
Und nicht aus dem Sinn.

Apollon:
Und nicht aus dem Sinn …
Höre doch, was die Törichten murmeln.
Sie murmeln – und murmeln – und murmeln …

Ochlos - die Menschenmenge (von unten herauf):
Was wird nun geschehen?
Wird man auch uns zu Tode einst stoßen,
wird man die Klippen abtragen?
Werden die Götter einschreiten und retten.
Was wird geschehen.
Diese und andere Fragen,
wir murmeln sie vor uns hin.

Philochlos:
Mealethaios, was du uns sagtest,
wir glaubten es dir.
Denn heute bist du uns Priester geworden.
Nun wirst du uns vor Apollon vertreten –
die Binde des Heiltums trägst du um dein Haupt.
Weil jener die Klippen hinabfiel,
zerschmettert am Boden nun liegt.
Zum Fraß für Hunde und Nachttiere dient er.
Das ist als Stunde die deine.
Und es singt dir die Menge der Menschen,
die dich eben umringt, großen Dank.
Dank für die Täuschung, die du uns sicherst.
Dank dir entwich uns der Zweifel für immer.
Auf immer und ewig …

Apollon:
Nun, lieber Freund, ich kommentiere
den Singsang der törichten Menschen
dort auf der Erde im finstern Unten.
Höre nicht hin, doch fühle dich bei mir
ganz wie zu Hause.

Apollodor:
Ich ahne, großartiger Gott,
was du mir wünschen möchtest.
Bist du doch, wie alle wissen,
allmächtig und gut! Jedoch
da ich noch nie ein „Zu Hause“ hatte
dort auf Erden im Unten,
dort bei den „Meinen“ wie du sie bezeichnest –
wie sollt’ ich mich denn bei dir hier im Oben
zu Hause ganz fühlen?

Apollon:
Verzeih, ich sagte das einfach so hin,
wie man halt redet unter uns Göttern.
Ohne viel nachzudenken.
Der Zweck meine Rede war dieser:
Dir wohlgesinnt etwas Gutes zu schaffen.
Aus Dankbarkeit für deine Dienste.
Denn, wisse, ein Gott bleibt nicht gern
anderen je etwas schuldig.
Wie ihr Menschen Auge um Auge,
vergelten wir Götter Blüten mit Blumen.

Apollodor:
Ich merke eben, wie unten
Theophilos grade den Felsen verließ.
Da wandert er einsam zur Stadt nun zurück.
Ganz mit Trauer erfüllt ist sein Antlitz.
Was wird er beginnen
– und, was wird aus mir?
Lieg ich zerschmettert am Grunde der Felsen?

Apollon:
Wenn du so willst, kannst du den Zustand,
der dir geworden, tatsächlich so deuten.
Schau nicht genau hin, dann ist es anders.
Schau nicht direkt hin, es sieht nicht so gut aus,
wie du da liegst. Auch gehen Schakale
schon hin und her, beim Leichnam gelagert
sehe ich Löwen.

Was deinen Freund Theophilos angeht,
er wird am Morgen des kommenden Tages
unter großen Gefahren zur Sohle
des Steinbruchs hinab gehn,
um dich notdürftig noch zu bestatten.
Mit Staub deinen Körper bedecken,
Antigones Beispielen folgend.
Sicher erinnerst du dich an die Märe
lange ist´s her.
Doch auch nicht so lange, dass man
es nicht hätt’ erinnern können.
Hier bei uns oben und unten bei euch.

Apollodor:
Das will der Freund für mich tun?
Ich starb also doch bei dem Sturze!
Doch was ist mit dir?
Und was geschah meinem Gotte,
Apoll, als sie stießen uns über´s Geländer?

Apollon:
Das ist´s, was Menschen nicht wissen,
ich sag´s dir, weil nunmehr zu einem
der unsren du wirst:
„Je mehr man uns leugnet,
je mehr man uns schmäht,
so mehr wächst uns Kraft zu.

Schmach ist ein anderes Wort nur für Macht.
Je tiefer ein Gott fällt,
so höher steigt er.
Das ist ganz einfach
doch schwer zu verstehen.
Für euch …

Apollodor:
Von wannen rührt diese Kraft,
die Fallende wandelt -
und sie zu Aufsteigenden macht?

Apollon:
Wahrscheinlich kommt sie uns zu
aus jener Urkluft bei Moira,
dem Neste des ewigen Widerspruchs.

Apollodor:
Sollte ein Gott das nicht wissen?
Genauer es kennen als Menschen?

Apollon:
Da du nun selber zum Gotte geworden,
oder noch wirst
- es dauert ein Weilchen -
kannst du versuchen,
selber zu klären solch neidliche Fragen.
Ich gab es schon auf,
dies zu ergründen
auch Zeus warf das Handtuch.

Nur Toren wollen das wissen.
Es spielt keine Rolle.
Es ist eine Spalte bei Moira.
Gib dich zufrieden, sei stille.
Einmal stieg einer von uns hinab,
hinab zu den Menschen.
Christus, der Jud.
Ein Liebling Anankes,
der hatte mit Moira ein Bündnis geschlossen
verschwor sich ihr auf Äonen.
Der Jud stieg hinab, und wollte es wissen,
berief sich zwölf müßige Fischer.
Den magst du fragen. Mich nicht.
Ich bin für Schönheit zuständig,
er für unlösbare Rätsel.

Apollodor:
So bist du nicht an der Wahrheit
zu sehr interessiert,
nur an Schönem?

Apollon:
Du sagst es. Ich hoffe, die Rettung
aus blutiger Lache und Unfall
war dir dann trotzdem ganz recht?
Das ist ja der Fehler von uns
auf Wolken selig schreitenden Göttern:
Hilfe zu geben denen,
die lauthals nach uns rufen,
weil sie zu leiden meinen …

Apollodor:
„Wir armen Menschenkinder
sind eitel arme Sünder“
So heißt es im Liede für Kinder
„Und wissen gar nicht viel“
fährt man fort.
Nun scheint mir, die Götter wissen
auch nicht viel mehr als wir Sterblichen kennen.

(Apollon entfernt sich kopfschüttelnd)

Apollodor:
Den Mann mit den müßigen Fischern,
den will ich aufsuchen, den Juden.
Doch wo kann ich denjenigen finden,
der dieses Schlaraffenland wieder verließ,
um drunten die Wahrheit zu suchen.
Nun denn, – ich will mich hinter
dieser beachtlichen Wolke ein wenig
aufrichten und dann nach unten hin spähen.
(Er späht)

Nephele, die Wolke:
Was siehst du, Apollodor?
Rede, ich will dir lauschen.

Apollodor:
Da, ich sehe Mealethaios,
er steht am Altar, wie ich einst vordem.
Er hat das Amt nun ergattert.
Ich sehe ganz deutlich:
Er redet mit Pythia, dem delphischen Weib,
schwatzt mit der lallenden Trügerin lange.
Was werden die beiden beraten?
Neue Formen des alten Betrugs
ersinnen sie beide, – im Herzen ahne ich dieses.

Nephele, die Wolke:
Neue Betrugsformeln?

Apollodor:
Wie ward mir solches schon lange zuwider.
Und ich begann, das Volk zu lehren, –
zu sehr zu belehren, das spüre ich nun.
Sie nahmen mir’s übel.
Sie wünschten sich immer dickere Wolken
aufwirbelnden Weihrauchs;
und wollten mit immer schlimmeren Liedern
eingelullt werden – und bleiben.
Ich aber wollte den Trug stets verscheuchen.
Da verscheuchten sie mich.

Nun, – jetzt haben sie einen gefunden,
der sie zufrieden stellt. Endlich,
den Priester Mealethaios.
Den Diener vor Wahrheiten, die gar nicht da sind,
sondern nur scheinen, weil man sie herlügt …
Ich aber wollte Wahrhaftiges wirken,
all meine Liebe wollte ich schenken
der Stadt dort und ihrer Sache.
Apollodor war mein Name.

Menschenmenge: (von unten herauf)
La la la la la.
La la la la la. La la la la la.
La la la la la. La la la la la. La la la la la.
La la la la la. La la la la la.
La la la la la.
La la la la la. La la la la la.
La la la la la. La la la la la.
La la la la la.

Apollodor:
Wie einfältig klingt es herauf.
Doch was ist denn das?
Was muß mein Auge erblicken?
Was holen sie dort hervor
aus dem schwärzlichen Kohlenkasten?
Oh weh - ich verbarg´s unterm Räucherwerk
steckte es tief unter’s Glimmzeug.
Beim Zeus – sie ziehen hervor meine Schriften!
Natürlich haben sie´s finden müssen.
Beim Zeus, die Notizen über die Jahre.
Was sag ich: Jahrzehnte!

He, – ihr da! Lasst liegen die Blätter im Kasten!
Nimmer gehören euch diese Bücher!
Zurück die Papiere!
Sie hören mich nicht.
Ich muss mich ein wenig mehr noch
zur Erde hinab wohl beugen …

He, ihr da, beim Zeus! Fort dort vom Kasten!
Beim Zeus, nun … das war wohl zu deutlich.
Es donnert und blitzt.
Und ängstlich stieben die Menschlein dort unten
gleich auseinander.
Rennen nach hierhin, flüchten nach dorthin.
Verstecken sich flugs unter Trümmern
zusammengestürzter Gebäude.
Heben die Hände flehentlich auf
zu uns in den Himmel.
He – ihr da, – hier ist nichts.
Hier sind nur die Schatten des Lichtes
und das Licht für euch Schatten.
Und bin ich seit heute,
ehemals Priester bei euch dort im Unten!
Ach, es ist mir irgendwie peinlich.
Was soll ich tun?

Apollon: (kommt zurück)
Es kann wohl nicht anders sein.
Ein typischer Anfängerfehler.
Seit dreihundert Jahren gab es das nicht,
dass einer von uns solches Schauspiel gegeben.
Zuletzt Lissabon!

Jetzt also – wie heißt das Städtchen da unten?
Ich hab es vergessen … tut nichts zur Sache.
Doch sehe ich deutlich
wie lieblich das Flüsschen der Elbe sich windet
rings um die grünenden Hügel
des freundlichen Bruders Dionysos
und seine grünenden Hügel,
darauf die Reben gedeihen.

Apollon:
He, Apollodor! Reiß dich zusammen.
Zurück in die Wolke.
Sollen wir Ruhe finden denn niemals
vor heulenden Menschlein?
Zurück in den Dunst!

Apollodor:
Ich gehorche Apoll!
(zurück in die Wolke)

Nephele, die Wolke:
Ich verberge dich.
Bette dich ein.
Ich verberge dich.

Apollon:
Nun, so ist es. Noch nie fiel Entrafften
es leicht, die Wandlung zum Gott zu vollziehen.
Die meisten schaffen es nicht.
Bei ihnen löst sich im Laufe der Zeit,
das, was man Geist nennt,
im Dunste der ständig sich ändernden Wolken
ganz auf und verschwindet für immer.
Wenige nur erlangen den Preis,
und bleiben sie selbst und sind dann zusätzlich
unsterblich geworden auf immer.
Sie bleiben - und können zugleich auch verschwinden.
Schwer zu begreifen für sterbliche Wesen.
Indes, ich will es mit Bildreden euch
gleich zu erklären versuchen.
Ich, Hermes und Artemis, auch Aphrodite,
der Zeusvater sowieso und sein Hephaistos,
der werkende Schmied, wir alle sind Götter.
Viele noch mit uns, wie es beschrieben
von euern Dichtern, den hoch berühmten.

Doch der Homeros, Euripides auch,
Aischylos, Hesiod wollten nicht bleiben
als einzelne Wesen,
lieber gaben sie hin sich – dem Verdämmern im Dunst.
Sie lösten sich auf,
doch vorher kehrten sie ein
in ihre Werke und Bücher –
und wurden eins mit dem Urnichts.

So ist es auch Brauch und geheiligte Lehre
bei den Asiaten bis heute.
Oder – mancher der Großen fuhr vorher,
wohl auch verstoßen vom Zeus,
hinab zu den Schatten.
Tersites als wichtigster, und auch Odysseus,
Achilles und alle diejenigen Leute,
welche als Götter zwar auserwählt waren,
und es auch hätten werden können!
Aber dann wurden sie unverschämt
und stürzten. Über den eigenen Hochmut,
Wahnsinn und unermessliche Hybris
stolpert man meistens.
Pluton bekümmert sich weiter um solche
rebellischen Geister im Reich seiner Schatten.

(Nephele versucht, Apollodor sich einzuverleiben,
es gelingt ihr aber nicht)

Apollon:
Was aber Apollodor wird geschehen?
Ihr werdet´s erfahren.
Noch ist alles offen.
Entweder fährt er zum Hades,
oder er löst alle Qualen
im Einerlei wabernder Wolken sich auf.
Groß ist ja diese Verführung:
Gar nicht mehr sein als einzelnes Wesen,
eins zu werden mit allem, was ist,
was war und was sein wird.
Einkehr zu halten im Nullfeld der Moira,
im Spieltrog, im Ursog vergessen und schlafen
nichtwissend alles erkennen.
Groß ist die Kraft,
die alle dorthin zieht.
Grade die Besten erliegen dem Traum
und verfallen dem Rausche.

Nephele versucht wieder, den Apollodor sich einzuverleiben.
Der widersetzt sich erneut …

Apollon:
Ich hörte, wie er dem Juden liebäugelt?
Mit Christus, dem Liebling der Christen …
Dieser freilich, ein Sonderling allen, 
ließ sich partout nicht entraffen.
Als seine Freunde ihn fahren ließen,
alleine ins Elend, verleugnet, verraten,
zogen wir unsern Plan B aus der Lade.

Es gibt, müsst ihr wissen,
hier oben am Himmel viele alte Kommoden.
Darinnen lagern verschiedene Pläne.
Einer war dieser, für Christus ersonnen.
Ersonnen hatte Dionysos ihn,
der ältere Bruder des Israeliten.

Als man mit hakichten Nägeln
den Gottessohn bannte aufs hölzerne Kreuz,
wurde Hermes hinab noch gesendet –
im Bausch des Gewandes verbarg er
ein Tönnchen mit köstlichem Trank und mit Seim.
Ambrosia war es, Unsterblichkeit wirkendes Elixier,
schmerzfreimachende Arzenei,
reichlich und köstlich.
Hermes stellte das Fässchen nur ab -
am Fuß des Sterbegestells dort an dem Hügel,
erbaut aus knöchernen Schädeln
ganz hinten im jüdischen Lande.

Aber es saßen dort auch die Soldaten,
würfelten lange und tranken das Fässchen
selber und sich zum Unglücke leer.
Denn sie fühlten nun keinen Schmerz mehr,
wurden nicht müde, kennen den Tod nicht,
leben auf ewig. Zehn sind´s gewesen.

Einige wurden zu weisen Gurus,
andre zu bösen Tyrannen.
Ihr kennt die Geschichte ja sicher,
ich will sie nicht weiter berichten,
will euch nicht langweiln mit all diesen Dingen,
die jedem bekannt sein müssten.
Es reicht völlig aus, dass es wahr ist.
Drum will ich’s für heute - verschweigen.

Die Lieder der Seher besingen genug
den misslungenen Streich.
So also füllten die Trunkenen dann
das leere Fässlein mit Essig und Saurem.
Der göttliche Sohn ward vom Leben
zum Tode gebracht und verschied
Psalmen zitierend am Abend des Vortags
jüdischen Festes, hatte, wie alle von euch,
niederzufahren zur Hölle.

Drei Tage, dann wurde es Pluton zu viel.
Er setzte den ungebetenen Kömmling
zur Erde wieder hinaus.
Wie einstmals Orpheus mit traurigen Liedern
die Herzen der Schatten bezaubert,
erfreute nämlich der jüdische Mann
die leblosen Schatten mit lustigen Schwänken
neuartigem Gleichnis und brillanten Parabeln.

Hades besprach sich darauf mit Persephonai, –
die sagte schlau (man danke dem Weib diesen Scharfsinn),
es sei doch besser dem Volke,
das nur ein Mensch käme wieder ins Leben -
und nicht gleich alle das Leben sich wünschten.
Da ward aus dem Reiche der Schatten
der Mann mit der Krone aus Dornen
wieder hinaus gestoßen zur Welt.

Also, dass sich sein Wort noch erfüllte,
wo es besagt, dass Füchse schon Gruben
und Vögel der Nester besitzen,
der neuartige Mensch aber nichts hat dem Haupte -
weder als Kissen zur Ruhe,
noch zum Stein für´s Bedenken.
Denn alles war nunmehr anders geworden.
Und blieb es auch – in der Tat.
Der Stein kam ins Rollen,
auch Sissi konnte nichts halten.
Unendlich weit rollt der Klumpen hinab.
Sisyphos mein ich mit Sissy,
den unter uns Göttern wir alle
mit diesem Namen bezeichnen.

Die Weltbewegung der Christen trat an,
sprang auf die Bühne und gibt dort bis heute
kein schlechtes Stücklein allen zum Besten.
Andre zumindest – sind weniger gut.
Respekt für den Juden aus Nazareths Gauen,
wenn auch zumeist die Griechen die Lehre
wirklich nur deshalb hatten verstanden,
weil sie dieselbe im eigenen Sinne
kunstvoll veränderten.

Den „Neuen Weg”, so nennen sie das.
Christus also, bekannt mir als einziger,
kehrte zurück auf die Erde.
Ergab sich nicht der Verführung,
im Dunste des Rauschs das Ich zu vergessen
und schlummernd Alles in Allem zu werden.
Er wandelt auf Erden (meist unerkannt),
Anhänger versucht er zu finden.
Er findet, wie könnte es anders wohl sein?
meistens Anhängerinnen …
Diesen Besonderen, diese Ausnahme … 
Christus, den Gott und jüngeren Bruder
sucht nun Apollodor auf?

Doch eben schlummert er noch –
dort hinter Nepheles bergendem Bauche,
in ihr und auf ihr, zugleich auch darunter.
In undurchdringlicher Wolke.

Nephele, die Wolke:
So ist es, ich werd ihn nicht wecken.
wie ernst er hier an dem Ort liegt
und seinen Kummer ausschläft.
Ernst ist der Ort
und zugleich doch so lieb.

Apollon:
Faselnde Wolke - verstumme!
Wissen ist wichtig für jene dort unten,
die hinter allem auch uns noch erahnen:
Wenn einer einmal zum Gotte geworden,
ist er verdammt, unsterblich zu bleiben -
auf immer und ewig.

Ein göttliches Ich
kann nicht mehr schmelzen.
Es bleibt und geht nie mehr ab.
Darum sind die meisten von uns
genauso, wie sie es sind.
Leid wollen wir gar nicht verstehen,
das wirft man uns vor, seit Jahren und Tagen.
Wir wendeten uns von den Leidenden ab,
so hallt die unrühmliche Klage.
Wenden uns nur den Lieblingen zu,
welche wir dann durch die Lethe geleiten.
Das sind die Starken. Niemals die Memmen.
Für Memmen ist ja der Christengott zuständig …

Apollodor erwacht, reckt seine Glieder und schaut nach unten auf die Erde. Dort sieht er ...

An dieser Stelle erlischt das Licht des SmartPhones von Leberecht Gottlieb wiederum, schon wie gestern. Und Leberecht muss sich leise wieder zurück schleichen. Er lässt die entsprechenden Kapitel aus den alten Karl May-Büchern vor seinem geistigen Auge vorüber gleiten - und schon bald ist er bei seiner Matte angekommen und  friedlich auf ihr entschlummert. Das Libretto - Klasselektüre! Es waren da einige interessante noch ganz unbekannte Sachen dabei gewesen. Die frühe Kirchengeschichte, welche bekanntlich bereits auf Golgatha begann, hatte einige Neuigkeiten dem Ruheständler noch nicht preisgegeben. Auch damals nicht, während seiner Reise hinaus in die Zeit. Aber nun wird vieles klar - und von Kapitel zu Kapitel immer klarer

---
mehr von Leberecht Gottlieb hier

Autor:

Matthias Schollmeyer

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