die Elephantin
Tierbriefe (28)
Der mächtigen Elephantin wird nach ihrer Lesung nur wenig Applaus zuteil. Unbeholfen sind die Sätze. Über den guten Ton schritt sie bedenkenlos hinweg. Aber sagt die Wahrheit. Jedoch - wer schätzt Belehrung und klare Worte bei denen, die selber gerne belehren, weil sie sich klug dünken?
Bin Elephant. Und grau. Schreiben fällt mir schwer. Ich habe dicke Finger. Der Marabu hier macht das für mich. Habe ihn gebeten. Wir Tiere helfen einander. Ich komme aus Elephantine.
Das liegt in Ägypten. Wir haben gemeinsam die Vorratsstädte der Pharaonen gebaut. Gute Leute waren das. Ich meine die Kinder Israel. Die sind dann aber fort. Durch die Wüste in die Freiheit. Wir Elephanten mussten dableiben. Und weiter schuften - was haben wir trotzdem gelacht. Menschen sind gut. Manchmal auch böse. Einmal habe ich einen zertreten - ich glaube das war ein Ingenieur aus Kusch. Meine Schuld. Na - wir haben beide nicht aufgepasst. Schwamm drüber!
Jetzt bin ich beim Zoo. In Leipzig. Hier ist es kalt und unwirtlich. Die Leute gaffen mich an. Neulich sagt ein kleiner Junge: Tolle Leistung! Ich hatte grade einen Baumstamm von hier nach dort getragen. Irgendwas muss man ja tun. Nachts rede ich mit meinen Ahnen. Mata Hari ist unsere Urmutter. Sie steht mit uns in dauerndem Kontakt.
Ach so - Luther? Ich mag ihn. Er ist wie ich. Massig, wirklich, ehrlich und fromm. Ich würde gerne mit ihm zusammen was arbeiten. Aber der Wärter lässt mich nicht raus. Keine Gnade kennt der. Ich würde in die Universität gehen und dem Luther sagen, dass er in 2. Makkabäer 13,2 falsch übersetzt hat. Antiochos Eupater soll mit zweiundzwanzig Kriegselephanten gegen Judäa gezogen sein. Schreibt der! Das waren wir aber gar nicht. Das waren die Riesennashörner. Heute längst, Euch Menschen sei Dank, ausgestorben. Sind unsere Feinde gewesen. Ihr seid unsere Freunde. Oder?
Nun sagt der Marabu eben, der Luther ist auch schon ausgestorben? Na, - was schreibe ich denn da diesen Brief!
Matarata von Elephantine - eine einfache Elephantin
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