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"Herr, es riecht schon!"
You saw me crying in the chapel (Elvis Presley)

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Von Elvis Presley stammt diese - darf man so sagen? - geistlich verführerisch wirkende Musik. Und von ihm ist auch der Text. Beides passt zum morgigen Sonntag, der uns mit der Geschichte von der "Auferweckung des Lazarus" als Evangeliumslesung aufwartet.

"Lazarus, komm heraus!" So heißt ein Buch des baltischen Autors Valentin Tomberg. Tomberg hat viel gelitten an der geistlichen Verwahrlosung des Abendlandes - und dem Siechtum seiner Kirchen. Nach einigen Konversionen hin und her ist er schließlich bei den römischen Katholiken gelandet. Über die Bilder des Tarotkartenspiels hat er zwei dicke Bände geschrieben - das stammte noch aus seiner Zeit als Antroposophenschüler. Aber diese Bücher hat Tomberg in die Hände des Polenpapstes Johannes Paul II gelegt, wie Rilke einst sein Stundenbuch in die von Lou Andreas Salome. Nun wissen die Eingeweihten, dass im Raum der Kirche das bunte Brevier aus 78 Spiel- bzw. Meditationskarten (der ganz besonderen Art) bei den Vielen nicht beliebt, sondern eher negativ konnotiert geblieben ist. (Denn im Raum der etablierten Kirchen hat man es vorerst nur bis zum Enneagramm gebracht 😊) Aber der Philosoph Robert Spaemann, der vor seinem Gang hinter die Sterne kürzlich noch einen gewagten Gottesbeweis vorlegte, hat den beiden Meditations-Bänden Tombergs eine profunde Einleitung geschrieben. Und der o.g. Polenpapst hat es auf seinem Schreibtisch liegen gehabt. "Lazarus, komm heraus!"  

In Johannes 11 kommt der gestorbene Lazarus aus der kleinen Kapelle seiner Gruft tatsächlich heraus, in die man seinen Leichnam gebettet hatte, weil er zu stinken begann. Wenn die Kirche wieder aus ihrer Gruft kommt, in die sie sich hat einsargen lassen und aus der heraus sie schon so lange riecht ... was wird dann geschehen? Wird sie dann auferstanden sein, oder nur erneuert? Aber - müssten wir uns nicht erst einmal wie die beiden Schwestern Maria und Marta an das Grab setzten und bitterlich weinen? Vielleicht ergrimmte dann wieder irgendein Gott - und riefe die Worte "Lazarus komm heraus!" Was würde dann geschehen ... 

Du hast mich in der Kapelle weinen gesehen ...
Doch die Tränen, die ich vergoss, waren Freudentränen
Nun kenne ich die Bedeutung von Zufriedenheit:
Seit ich glücklich bin mit dem Herrn.

Nur eine schlichte Kapelle -
Wo bescheidene Menschen zum Beten hingehen.
Ich bete zum Herrn, dass ich stärker werde -
Tag für Tag, die ich noch am Leben bin.

Ich habe immer gesucht und gesucht -
aber konnte es nie finden;
um nichts auf der Welt den Seelenfrieden zu erlangen:

Aber jetzt bin ich glücklich in der Kapelle,
wo Menschen einig sind.
Ja, wir versammeln uns in der Kapelle:
Nur - um dem Herrn zu singen und zu preisen.

Du wirst suchen und du wirst suchen,
aber du wirst es nie finden.
Es gibt keine Möglichkeit auf der Welt,
Seelenfrieden zu finden!

Bringe Deine Sorgen in die Kapelle!
Geh' auf die Knie. Und beten Sie!
Dann werden die Belastungen leichter sein -
und man wird sicherlich den Weg finden ...

Wenn wir unsere Sorgen zu der kleinen Kapelle trügen, würde es leichter werden. Heute morgen ist Gottesdienst. Was jene Sänger alle singen, welche sich - absichtlich oder unabsichtlich - durch unvorsichtigen Genuss von Überdosen gefährlich wirkender Botenstoffe bereits in die andere Welt aufgemacht haben, die sie vorher zeitlebens schon immer besungen hatten, das alles ist mit dem reinen Denken meist nicht 1:1 nachvollziehbar darzustellen. Aber es mobilisiert Kräfte in Menschen, die zu so etwas führen können, was man schon mal vorsichtig als Auferstehung bezeichnen könnte, wenn man es will.

Es sind die kleinen Dorfkirchen (these little chapels) mit ihren Orgeln und Bildern auf den Kassetten der Emporen, die im 18. Jahrhundert sonntags noch vollbesetzt waren von Menschen, die begierig hören wollten, ob es etwas gab, das uns helfen könne, wenn gar nichts mehr geht ... Wenn sich denn wieder einmal Kommissionen zusammensetzen sollten (und sie sitzen ja bereits schon!), um neue Gesangbücher zu entwerfen, dann gehört dieses Presley-Lied in die Mitte hinein. Denn man findet den Segen und den Frieden in den Kirchen und auch noch in ihren Ruinen. Nicht in den Predigten vom Klima, vom Genderstern und nicht im "Herz statt Hetze-Wahn."

Wenn Sie auf die Knie gehen und wirklich beten würden (singt Elvis)- dann wäre schon viel gewonnen. Dann käme Lazarus aus der Gruft und - der üble Geruch, den die todkranke Kirche verbreitet - der würde verschwinden. Man müsste der Kirche dann nur noch helfen, ihre Binden loszuwerden. Denn dann würden die philosophisch-fromme Maria und die tatkräftig-politische Martha ihren auferstanden religiösen Bruder gern wieder begrüßen - und diese drei zusammen gehörenden Geschwister wären wieder das, was sie früher einmal gewesen!

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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