letzter Sonntag nach Epiphanias

die Auffindung des Namens

„Wer nun mein Vater war, das weiß ich nicht,
doch fand ich anderes nach langer Suche!“
Der sinnend solche Worte zu uns spricht

malt dabei Zeichen auf in einem Buche.
Ehrwürdig sitzt der Alte vor dem Zelt -
und räuchert Balsam. IHM zum Wohlgeruche ...

Sein Zelt ist Mittelpunkt der ganzen Welt -
auf goldnen Stangen schwebt die Bundeslade,
darin die Schrift, die jedes Ding erhält,

den Wüstenwanderern geschenkt zur Habe.
Wir fragen scheu: „Wo ist das alles her?“
Und er: „Vom Sinai kam uns die Gabe.

Es war der Tag mir einmal öd und leer,
da trieb ich trotzig weit hinaus die Ziegen.
Bis wo die Ferne keine Grenze mehr …

dort blieb erschöpft ich ratlos draußen liegen.
Da sah ich einen Dornenbaum, der brennt -
nicht aber Asche seine Glut besiegen.

Ich wollte wissen, wie ein Ding sich nennt,
das ewig dauert  —  als Moment …"

Wir spürten unsre Herzen höher schlagen -
uralte Rätsel wachten auf am Grund.
Er antwortete uns auf alle Fragen,

von allerhöchsten Dingen sprach sein Mund:
„Nur der, DER DASEIN WIRD, ist Gott gewesen.
Und tut im Namen ICH BIN DA sich kund.

Man kann ihn als ICH WAR BEREITS auch lesen.
Der Suchende als SEIN DES SEINS ihn kennt.
Um solche Formeln kreisen tausend Thesen:

ICH BIN und ICH BIN NICHT. Dies Fundament
wohnt in der Tiefe allen letzten Gründen
und strahlt als Rätselding vom Firmament.

In flammenden Ikonen ist zu finden
der Name, den die Gottheit hinterließ. 
Erzählen kann man davon und verkünden

mit seinem Atem, den er in uns blies.
Gott sprach zu mir in jenes Dornbaums Stunden:
'Heut ist der Tag, da ich entdecken ließ

dich, Mose, mich. Dem Ziffernkreis verbunden
bist du der Mann, der meine Zahl gefunden.’”