Heinersdorf
die Mondsichelmadonna
Sie ist die Allerschönste der Madonnen
und mit der Linken hält sie Gottes Sohn.
Um ihre Aura kreisten viele Sonnen
der Galaxien tausend Jahre schon.
Leicht wiegt die Rechte Gottes Weltensphäre,
der einst entsprang die Evolution.
Zur goldnen Kugel aus metallner Schwere
streckt sich des Knaben Finger wie im Traum -
fast Evas Händen gleich, die man verehre
trotz ihres Fehl's an Gottes Apfelbaum.
Die Kugel will er langen. Jene runde
und Mitte allen Zeitenflugs im Raum,
wo sich der Äon wandelt zur Sekunde.
Die Blicke beider geh'n ins Nirgendwo,
seh’n wider sich und steh'n zugleich im Bunde.
Vor einem Drachen einst die Mutter floh,
Johannes hat es uns beschrieben
und wie der Wurm vom Himmel stach so roh,
mit Häuptern eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben -
und ist der Menschen schärfster Feind geblieben.
Doch die Madonna steht - so wie sie stand
in ihrer Kirche immer schon am Walde,
auch als man auferbaut der Mauer Wand,
die Forst verschandelt hat zur grauen Halde.
In der Verlassenheit verweilte Gott -
und bat Maria, dass sie zu ihm halte,
da wich sie nie vor Hohn, Gefahr und Spott,
bis Adler halfen ihr von dieser Schlange.
Es kommt ein Rittersmann aus Camelot -
und der besiegt den Drachen. Mit der Stange
aus Bronzeerz stößt er ihm tief ins Herz.
So kommt zu Ende Angst und Not und Bange.
Die Pilger tragen ihres Lebens Schmerz
hierher zur schönen goldenen Madonne -
bevor sie weiter ziehen himmelwärts.
Und manche Maid verspricht sich dort als Nonne
im Gotteshaus, ganz nah am dunklen Wald
in einer Feier feiner eignen Wonne.
Uns allen tut sie gut. Ob jung, ob alt -
schau an ihr Bildnis und besuch sie bald ...
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