Predigttext 23.10.2022 (Mk 2,1-12)

Heilung des Gichtbrüchigen

Drei lange Jahre waren fast vergangen,
da zieht´s ihn wieder nach Kapernaum.
Vielleicht, dass eine Weisung er empfangen -

Gott kennt allein das Wie und weiß warum.
Am Abend macht er Rast in einem Hause -
und isst mit ihnen und - sein Wort geht um!

Weil’s viele drängt zu hören es beim Schmause,
ist bald das Haus umringt wie ein Atoll!
Des Menschensohnes Stimme aus der Klause

nach draußen trägt, was jeder hören soll.
Ein Paralytiker auf seiner Trage
- dieweil die Tür versperrt und menschenvoll -

zum Giebel wird gehievt gleich einer Fahne.
Vier Freunde graben Ziegel aus dem Dach
und senken ihn durchs Loch, so singt die Sage.

Leicht schwebt an Seilen, dessen Körper schwach -
vom Himmel gleitet sacht die Trage nieder,
bis dass sie steht vor Christus still und flach.

„Wie krümmt die Gicht dem Armen seine Glieder"

so geht im Raum ein Raunen auf und nieder.

Als Jesus ihren Glauben sieht, da spricht er
zu dem gelähmten Mann: „Mein lieber Sohn,
ich lasse dir die Sünden nach als Richter.“

Die Schriftgelehrten hören das als Hohn
und meinen in der Schwärze ihrer Herzen,
es lästre Jesus den am Weltenthron:

„Mit Schuldenkonten darf der Mensch nicht scherzen,
die Sündenlasten löst nur Gott allein!“
Doch Jesus bläst in ihres Hasses Kerzen,

und haucht der Missgunst andern Atem ein:
„Welch Wort scheint leichter Euch von diesen beiden:
Zuerst: ‚Vergeben soll die Sünde sein‘ -

zum Zweiten: ‚Enden soll dir heut dein Leiden.
Dein kleines Bett heb auf und geh nach Haus’.
Damit ihr aber lernt zu unterscheiden

von Heiden euch - so schick ich ihn hinaus.“
Erst wankt der Mann, doch dann trägt er sein Bette -
vor ihrer aller Augen mit Applaus.

Da priesen sie Gott lauthals um die Wette,

weil er gesprengt die böse Schuldenkette.