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28. Oktober
Judas Thaddäus & Simon Zelotes

Apostelfries in der Kirche "Peter & Paul" in Steinach (Südthüringen). Der Apostel Simon Zelotes ist der bauzeitlichen Fassung von Adolf Quensen aus dem Jahr 1899 gewichen (Mitte des Bildes und zugleich links neben Judas Thaddäus)
  • Apostelfries in der Kirche "Peter & Paul" in Steinach (Südthüringen). Der Apostel Simon Zelotes ist der bauzeitlichen Fassung von Adolf Quensen aus dem Jahr 1899 gewichen (Mitte des Bildes und zugleich links neben Judas Thaddäus)
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

Heute am 28.Oktober feiert die Kirche den Tag der beiden Apostel, die wir als Judas Thaddäus und als den Eiferer Simon kennen. Ob Letzterer von einer Säge oder mit dem Beil Todesschmerz und damit zugleich den Ritterschlag des Martyriums erlitt, weiß heute keiner mehr. Wer denn wäre damals dabei gewesen, als die Zugehörigkeit zum Christentum noch lebensgefährlich war? Wir sind ja nur heute dabei und merken deshalb, was heute reicht, um als gesichert gefährlich zu gelten. Von jenem Judas Thaddäus erzählt die Legende, dass er den König Abgar von Edessa mit einem Tüchlein geheilt hätte, auf dem das Antlitz Jesu abgebildet gewesen war (Abgar-Legende). So ein Tüchlein bräuchten wir …

Es scheint aber so, als ob alle Wunder, die durch die Hand und Verkündigung der Jünger Jesu geschahen, dann letztendlich doch nichts gebracht haben? Denn die apostolischen Wundertäter starben fast alle auf gewaltsame Weise. Der Eiferer Simon durch 🪓 oder 🪚. Judas Thaddäus durch Keulenschläge unverständiger Heiden. Freilich -  als die Kirche dann eines Tages selber zur Staatsreligion erhoben worden war (dies ater), rannte auch bald schon ein sich christlich nennender Mob durch die Straßen, verbrannte die alten paganen Schriftrollen und die gelehrten Bücher samt ihren Besitzern. Die kluge Frau Hypatia, deren Geschichte später von der historisch nie existiert habenden Gestalt einer alexandrinischen Katharina gekapert worden ist, könnte eine Menge davon erzählen ...

Jede Religion, jede Weltanschauung und auch fast jede Partei bringt ihren eigenen spezifischen Mob hervor, der dreinschlagen will. YouTube macht es möglich, die verschiedensten linken Spielarten dieses Phänomens online genau zu studieren, um sich angewidert von den verführten und ideologisierten Verblendeten abzuwenden.

Heute also, am 28. Oktober wenden wir uns aber den beiden Jüngern Jesu zu, die man Todesschmerzen hat fühlen lassen, weil sie als Einzelne zu ihrer Überzeugung gegen die Vielen standen. Und es war ja nicht irgendeine Botschaft, die von ihnen vertreten wurde, sondern das Wort von der Auferstehung des HERRN. Thaddäus soll übrigens sehr sanftmütig gewesen sein. Eher der weiche Typ also - Simon der Zelot dagegen war Eiferer, ein Widerständler.

„Wiederstand und Ergebung” heißt ein Buch mit Briefen aus dem Gefängnis. Widerstand ist wichtig. Vielleicht sollten wir uns wenigstens in Gedanken wieder mehr dem Widerstand ergeben? Vor allem gegen die Dummheit wäre Widerstand unbedingt notwendig. Von ihr schreibt Dietrich Bonheoffer Folgendes:

„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit aber sind wir wehrlos. … Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. … Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt.”

Überhaupt war am 28. Tag des Oktobermonats oft viel los. Ein Blick in die WIKIPEDIA wird leicht zu stundenlanger Lektüre führen. Viele, viele Revolutionäre sind da zu finden, Erdbeben und gewonnene bzw. verlorene Schlachten. Malwida von Meysenbug zum Beispiel (was allein schon für ein prachtvoller Name), die große Freundin und Gönnerin des armen Friedrich Wilhelm Nietzsche, der tatsächlich gegen Windmühlen focht - und sogar obsiegte. Wenn auch erst nach philosophieinduziertem eigenem Wahnsinn bis zum Tode hinter dem Vorhang der Villa Silberblick zu Weimar in der Humboldtstraße No 36. Diese Frau, Malwida von Meysenbug, feiert heute mit Fritz, dem frommen Hammerphilosophen aus Röcken, ihren 208. Geburtstag.

Manche werden durch Keulen erschlagen. Manchem sägt man am Stuhle, auf dem er sitzt. Und wer Ohren hat zu Hören, der kann auch zwischen den Zeilen lesen. Es ist auf jeden Fall gut, sich an den Eiferer Simon und den sanftmütigen Thaddäus zu erinnern. Mutige Männer, die heute ihren Tag haben. Mutige Leute überhaupt braucht das Land sowieso immer. Unseren täglichen Mut gib uns heute.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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