Karsamstag 2024
Judas und Jesus
weil er sich den Verrat nicht mehr verzieh.
Ein kurzer Blick, die alten Sterne droben -
dann springt er und hängt röchelnd wie ein Vieh.
Als Eos´ Strahlen dann den Morgen loben,
zeigt - Christo ähnlich, welcher starb am Holz -
das Haupt auch der Verräter uns erhoben,
dem größer als der Kummer war sein Stolz.
Jetzt, auf dem Pfade zu des Hades´ Tiefen,
begegnen sich die zwei - das Schicksal wollt´s.
Zween Seelen unterwegs. Als Schatten liefen
der Meister mit dem Schüler, der verriet.
Hört an die Worte, die sie beide riefen:
„Ich bitte, Meister, dich - der alles sieht,
vergib mir meiner schlimmen Torheit Taten,
nimm an des armen Sünders Reuelied.“
Und Jesus, als die Lethe sie durchwaten:
„Stets denen ich vergab, die darum baten!"
Dann klopfen beide bei dem schwarzen Throne,
des ururalten Totenwächters Sitz.
Hier zahlt man aus die allerletzten Lohne,
Persephonaia nahet ernsten Schritts.
Ihr Hündchen Cerberus birgt sie am Mieder,
laut mault es aus des Rachens Dreierschlitz.
Christ lächelt und das Biest kuscht willig nieder.
Christ ruft: „Wir kamen in des Hades Raum,
zu künden neu der alten Hoffnung Lieder -
ans Ziel kam heut der Menschheit größter Traum.
Hier steht mein Jünger Judas und wird bleiben,
indes ich kehr zurück zum Lebensbaum.
Er kann euch Schatten leicht die Zeit vertreiben,
die frohe Botschaft kündend Wort für Wort.
Begleitend jetzt hier unten euer Treiben,
wird Trost er spenden diesem finstern Ort.
Ich muss zum Vater an die Himmel fahren,
hier führ getreu das Werk mir Judas fort.
Aus einem Weihrauchstrauch, ihn zu bewahren,
barg seinen Leib vor Geiern ich und Aaren."
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