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Gregorios Thaumaturgos über das Opfer
Predigttext zum 17.3.2024 (Genesis 22)

"Geliebte in dem Herrn, die Schrift mutet uns mit der Geschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak etwas zu, was Eltern nur mit allergrößtem Zittern und Beben nachzubuchstabieren vermögen. Zumal dann, wenn sie selber diese Geschichte ihren lauschenden Kindlein vorlesen sollten, fällt dieses besonders schwer und wird kaum möglich sein, ohne dabei mit bitteren Tränen in den Augen und unetr Schluchzen der Stimme bis zu jener Stelle vorzudringen, wo der Knabe Isaak seinen Vater nach dem Aufenthalt des Opfertier fragt, das er nicht sehen kann - weil er selber es sein soll …

Eine schlimme Geschichte? Ja und Nein. Denn es sind schon Generationen von Geschlechtern an dieser Geschichte nicht gescheitert, sondern im Gegenteil innerlich gewachsen.Und der Begriff von dem Gotte der Juden und Christen hat sich recht eigentlich nur vermittels dieses unerhörten Berichts vom Berge Moria erst entwickeln und entfalten können bis hin zu jenen Höhen, auf deren Gipfeln der Begriff vom wahren Gottesopfer nun angekommen ist und hier auch seitdem hat verbleiben dürfen. Denn Petrus und die Donnersöhne durften damals auf Tabor keine Hütten errichten. Aber der kirchlichen Lehre, wo dieselbe von dem Gotte der wirklich Erlösten handelt, wurde gestattet, in den lichten Wolken knapp unter der Feste des Himmels ein ewigliches Zelt gerade mit dieser Geschichte aufzuschlagen. Und von hieraus überschaut unsere Kirche seitdem die Fläche des gesamten Erdkreises und alle Theorien von Gott, Göttern und dem Höchsten, Wahren, dem Schönen und Guten.

Wir nun nahen uns von Zeit zu Zeit dieser bescheiden aussehenden Hütte, die doch aber den Palast des Sinns des Sinnes überhaupt darstellt - und wir knien gern vor und manches Mal auch zitternd in dem Zelte. Von hierher empfangen wir, nachdem uns Wissen und Kenntnis zugekommen ist, den Trost und die Zuversicht, welche aus dem Verständnis der heiligen Schriftdinge sich von selbst ableiten.

Richten wir nun aber unsere Aufmerksamkeit auf den Text jenes unsäglichen Berichts, der am Anfang so grausam anmutet, am Ziel jedoch ein gutes Ende hat, über das man sogar lachen könnte, wie es ja auch der Bedeutung des Namens Isaak voll und ganz zukommt. Gott, so heißt es da, hätte dem Abraham den Auftrag gegeben, seinen Sohn Isaak zu opfern. Wie gut, dass an dieser Stelle der Griffel des Aufschreibers nicht den Namen des HERRN als Auftraggeber verzeichnet, sondern den Namen der Elohim niederschreiben wollte oder musste. Warum sage ich das, Geliebte in dem HERRN? Elohim ist ganz ohne Frage einer der großen Würdenamen, welcher Unendliches meint und Edles bezeichnet. Aber diesem Namen haftet doch auch das Schillern und Gleisnerische der Schlange an, jener nackten und deshalb listigen Kreatur, die der wirkliche und einzige Gott (den wir lieber den HERRN nennen wollen) kurz noch vor dem Menschen am sechsten Tage erschuf, so wie jedes Rad eine Nabe braucht, um die es kreist und jeder Brunnen ein tiefes Loch, in den der Eimer fällt, um das köstliche Nass empor zu schaffen. Der Text von den Opferung Isaaks und Abrahams kennt freilich auch das Tetragrammaton. Ganz am Schluss der Geschichte hören wir nämlich, wie der HERR Abraham dafür belobigt, dass er diesem schrecklichen Irrtum Elohim gegenüber habe verfallen können und müssen. Der Irrtum war der, dass er, der HERR, tatsächlich das Liebste zu opfern habe fordern wollen, wie die landläufigen Götter der Völker es hie und da unbarmherzig verlangen.

Was war geschehen? Antwort, Teuerste, will ich euch jetzt geben: Ihn, den HERRN, können wir Sterblichen nicht und nie aus uns selbst und mit eigener Kraft als den erkennen, der er wirklich ist. Wir vermögen allenfalls, seiner Herrlichkeit betroffen hinterher zu blicken. Das bedeutet, um Gott als den HERRN zu erkennen, muss Gott uns selber als der HERR zu Hilfe kommen. So schickt er seinen Engel und lässt ihn zu Abraham sprechen. Dieser Engel ist nicht der Engel irgendeines lokalen Gottwesens, sondern er ist der Engel des HERRN, der leibhaftige Bote des Seins an sich, welcher da dem verzweifelten Vater in den Arm fällt. Und es war auch nicht der HERR aller Engel, der Abraham aufforderte, seinen Sohn zu schlachten und zu verbrennen, sondern es war jener andere e i n e düstere und verstoßene „Engel“, der klüger war und auch blieb als alle anderen auf dem Felde des Himmels. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass Gott oft nur der als Gott verkleidete Satan in zwingenden Pracht war, dem wir dachten folgen und gehorchen zu müssen. Der Böse vermag sich ja bekanntlich in alles zu verkleiden - nur nicht in den HERRN. Oft ist also das, was Menschen als Gott benennen, nur eine neue und bisher unbekannte Verkleidung dieses dunklen Engels, der einmal das Licht tragen durfte und deshalb dachte, er wäre sein eigener Herr und Gott. Das ist aber Satan und kein anderer! Einer alten Tradition nach habe der Satan - denn kein anderer war es auch hier, der da versuchte, Abraham zum Kindesmord anzustiften - dem von ihm angestifteten blutigen Ereignis beiwohnen wollen und sich deshalb in einen Widder verwandelt. In unmittelbarer Nähe versteckte er sich in einem Gestrüppe, in einem Dornbusch. Es war derselbe Dornbusch, in dem sich später auch der Name des HERRN dem Mose offenbaren wollte. Daselbst nun möchte sich der Satan wohl verstecken? Dort, wo die Wahrheit wohnen wollen wird? Was dem Bösen auch gelang - und dann für ihn doch nicht zum Guten ausschlug. Abraham nämlich, unmittelbar nach dem Ruf des rettenden Engels, und befreit von der großen Last der Sorge um sein gottgefälliges Handeln, Abraham also, noch im Banne der Ansicht, ein blutiges Opfer vollziehen zu müssen, entdeckte den Satan im Dornbusch der Offenbarung, welche einst dem Mann Mose sollte zuteil werden, welcher Gott im Spiegel seines gewaltigen ewigen Namen entdecken wird. Der Arm, der den Sohn Isaak hatte eben gerade fahren gelassen, griff sich, noch mit dem Schwung des Gehorsams versehen, griff jenen als Widder verkleideten gefallenen Engel und führte sauber den Schnitt durch die Kehle des Verführers und Imitators Gottes. So war Satan also Beobachter einer Opferhandlung, die dadurch gelang, dass der Beobachter selber jenes Opfer wurde, zu dem er Isaak hatte werden lassen wollen. Und auf diese Weise war Satan vorausschauend bereits Zeuge seiner später durch Christus endgültig bewirkten Niederlage, als dieser nämlich die Stufen zum Hades hinabstieg und die Ureltern der Menschen befreite samt allen, die seinen Namen anrufen wollten .

Geliebte in dem HERRN. Ja, so will ich euch nennen. Nicht Geliebte Gottes, sondern Geliebte in dem HERRN. Denn in und unter dem Namen Gottes verbirgt sich oft, wie wir in dieser Geschichte vorgeführt bekommen, nichts anderes als der böse Feind des Menschen, welcher keine Gelegenheit auslässt, uns gerade mit und an demjenigen, was uns am meisten heilig ist, zu täuschen. Geliebte, Abraham lernte an jenem Tage oben auf dem Berge, dass der HERR nicht irgendein Gott ist. Aber der HERR ist der HERR, - er ist das SEIN und sein ist das Sein. Und der Begriff Gottes ist mit der Geschichte von Isaak, dem Widder, dem Engel, dem Berg, der Wüste und Gottes des HERRN für die nächsten Äonen neu definiert worden. Gott aber, wo er nicht der HERR (also nicht G**t) ist, hat sich herausgestellt als der Satan … So ist also doch noch alles gut geworden. Was der Text so ausdrückt, dass er uns den Berg vorstellt als Ort, wo der HERR sieht! Und wir wollen, wenn wir hören, dass da wieder ein Gott angeblich etwas gesagt oder gar gewollt und von uns gefordert hätte, abwarten, was der Engel des HERRN dazu sagen wird. Und wollen die Dornenhecken um uns herum dabei wohl in Acht nehmen, ob daselbst einer hockt und auf unseren Schaden wartet, was der HERR verhüten wolle in Ewigkeit."

Autor:

Matthias Schollmeyer

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