Metamorphosen
Verwandlung durch hörendes Sehen
Drei Jünger rief der HERR mit ihm zu kommen
bis an des höchsten Gipfels scharfen Grat:
Sankt Jakob, Petrus, Johann als den Frommen
der Zwölferschar. Obwohl der Rest ihn bat,
sie alle mitzunehmen auf die Reise,
sagt er den Neunen „Nein! Wacht in der Stadt!“
Sie ziehen los. Man wandert enge Gleise
und nähert sich dem Gipfel langsam an.
Dort oben ist noch etwas von dem Eise
der Welt, die nur der Fromme spüren kann.
Der Berg heißt Tabor. Hier wird Ferne Nähe -
besondre Art berührt den Pilgersmann.
Die Erde naht dem Himmel sich zur Ehe
am Gipfelkreuz des Berges dort im „Licht.“
Dass alle Ding' man einmal anders sehe,
gibt Abenteuern heiliges Gewicht.
Um Mittag zeigt sich bald des Pfades Ende
und gibt den Blicken ringsum klare Sicht.
Die Sonne schenkt ihr Licht als Gnadenspende -
sie stieg bis zum Zenit, wo ihre Wende.
Verwandelt steht des Meisters Angesichte -
sein Kleid ist Glanz, wie sonst der Schnee nur gleißt.
Es treten zwei hervor aus der Geschichte,
vom Dornbusch der - und den der Rabe speist.
Bereden sich mit Jesus, dem Verklärten,
was Zukunft ist und was vergangen heißt.
Seht, Mose steht zur Linken des Verehrten -
Elia fand zur Rechten seinen Platz.
Und als Belehrte neigen sich dem werten
Sohn Gottes beide tief bei jedem Satz,
den er hervor geh´n lässt aus seinem Munde,
in Weisheit preisgibt als des Höchsten Schatz.
Auch bringt sich Petrus ein - mit eigner Kunde -
und stammelt sein „Hier, Meister, ist es fein.
Willst du, bau ich drei Hütten eurer Runde …“
Dann deckt sie eine Wolke licht und rein
und jemand sang zu Harfenton mit Schalle:
„Der ist mein Sohn - dem wollet hörig sein!”
Am Abend geht’s bergab und tief zu Tale,
wo wieder Elend ist mit Grau und Klein.
Christ sprach zu ihnen: „Bleibet still noch alle.
Erst wenn ihr steht am weggerollten Stein,
geh' eurer Schweigen in die Predigt sein.”
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