2. Sonntag nach Epiphanias
Weinwunder zu Kana
Am achten Tag Maria ward gebeten
nach Kana auf ein großes Hochzeitsfest.
Dort aber wendet sie sich bald betreten
an ihren Sohn und meint: „Sie sind am Rest.
Der Wein geht aus! Beim Schöpfen mit den Bechern
der Krüge Grund sich schürfend hören lässt.
Dass morgen nicht die Spatzen auf den Dächern
der Stadt von der Blamage Kunde tun,
wie schafft man neuen Wein den Hochzeitszechern?"
Doch Jesus mit zwölf frohen Jüngern nun
getröstet seine Mutter aus der Runde:
„In Frieden, Weib, lass Deine Sorgen ruh´n,
wenn‘s sein soll, fügt sich heut mir noch die Stunde!“
„Habt acht!“ Maria zu den Dienern spricht
„damit nicht geh das schöne Fest zugrunde -
tut, was er sagen wird - und säumet nicht.“
Schon bald begann ein Laufen und ein Rennen,
denn Jesus rief: „Sechs Krüge von Gewicht,
steh´n leer umher und unsre Kehlen brennen?
Mit Wasser angefüllt soll man sie kennen!"
Als nun bis oben hin gefüllt die Krüge,
befahl der Meister: „Schöpft und traget vor!“
Zwar fürchteten die Diener solche Lüge,
doch reichten sie dem Mundschenk keck empor.
Der kostet Wasser nur, doch schmeckt er Traube
und ruft: „Wie seltsam kommt mir dieses vor?
Da ward ich alt - und mit mir auch mein Glaube:
Man reicht zuerst den guten Wein. Erst dann,
wenn’s allen duselt unter ihrer Haube,
kredenzt den schwachen Wein der kluge Mann.
Du aber, lieber Bräutigam, kamst eben
mit Allerbestem her - und bietest an?
Verschworst du dich dem Könige der Reben
Dionysos, der half mit Wundern dir?
Denn siehe, wie sie alle fröhlich schweben,
nachdem sie nippten von dem Elixier!“
Dass bald auch wir von solchem Tranke borgen,
verwandle Wasser uns in Wein auch hier.
Semeles Sohn am Abend tilgt die Sorgen -
doch Jesu Becher kreist am Sonntagmorgen.
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