Lothar‐Kreyssig‐Friedenspreis
Belarussische Oppositionspolitikerin geehrt
Die belarussische Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja wird mit dem diesjährigen Lothar‐Kreyssig‐Friedenspreis des Kirchenkreises Magdeburg geehrt. Stellvertretend für die Demokratiebewegung in Belarus solle der Mut der Oppositionspolitikerin ausgezeichnet werden, „die im autoritär geführten Belarus als Frau aus dem Volk kompromisslos und konsequent für Demokratie und Menschenrechte eintritt“, teilten Kuratorium und Vorstand des Lothar‐Kreyssig‐Friedenspreises mit. Die Verleihung erfolgt am 13. November um 11 Uhr mit einem Festakt in der Magdeburger Johanniskirche.
Die Bürgerrechtlerin sei im entscheidenden Augenblick bereit gewesen, ein hohes persönliches Risiko für ihre Überzeugungen einzugehen, heißt es in der Begründung weiter. Mit der Übernahme der Präsidentschaftskandidatur gegen Amtsinhaber Alexander Lukaschenko habe sie in ihrem Land und in Osteuropa die Rolle der Frau gestärkt und unzählige Frauen ermutigt, friedlich auf die Straße zu gehen. Ohne den Mut von ihr, Veronika Zepkalo, Maria Kolesnikowa und vielen tausend belarussischen Frauen wären die von einem breiten Bündnis getragenen Proteste nicht denkbar. Beeindruckend sei zudem ihr Bekenntnis zu absoluter Gewaltlosigkeit. „Swetlana Tichanowskaja war und ist bereit, konsequent Haltung zu zeigen und so eine Brücke zu schlagen zu Werten, die uns wichtig und teuer sind und die viele Menschen in Belarus ersehnen“, heißt es in der Begründung. Der Friedenspreis ehre dabei nicht nur eine einzelne Bürgerrechtlerin, sondern wolle auch all diejenigen bestärken, „die friedlich, gewaltlos und mit hohem Risiko für Veränderungen in ihrem Land eintreten“.
Auf Grund des gewaltsamen Vorgehens der Regierung von Machthaber Lukaschenko gegen die Protestierenden mit Massenverhaftungen und Folterungen sowie ihrer drohenden Verhaftung musste Swetlana Tichanowskaja im August 2020 ihre Heimat verlassen. Derzeit lebt die Oppositionsführerin in Litauen. Aus dem Exil initiiert sie den Koordinierungsrat, der den Dialog sucht und die friedlichen Proteste gegen den Präsidenten organisiert.
Der Lothar‐Kreyssig‐Friedenspreis wurde vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg in Form einer Stiftung ins Leben gerufen. Er erinnert an den Juristen Lothar Kreyssig (1898‐1986), der die Aktion Sühnezeichen gründete und sich gegen Antisemitismus einsetzte. Alle zwei Jahre wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis an Personen oder Gruppen verliehen, die sich um Versöhnung verdient gemacht haben – insbesondere im Blick auf die osteuropäischen Nachbarländer und Israel. Frühere Preisträger waren etwa der ehemalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki (1999), die frühere FDP‐Politikerin Hildegard Hamm‐Brücher (2001), der Kölner Künstler und Schöpfer der Stolpersteine, Gunter Demnig (2013), oder die Amadeu‐Antonio‐Stiftung (2015).
Autor:susanne sobko |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.