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Zeichen gegen Spaltung, für Versöhnung
Christen laden zu Gebeten für den Frieden ein

Kirchengemeinden und Kirchenkreise der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) laden zu Gebeten für den Frieden ein, um damit ein Zeichen gegen die gesellschaftliche Spaltung und für Versöhnung zu setzen. So wird in Naumburg zu einem 24-Stunden-Gebetsmarathon eingeladen, regelmäßige Friedensgebete finden unter anderem in Weimar, Mühlhausen und Seebergen statt.

Angebote in Thüringen:

Mit dem Bibelzitat „Selig sind, die Frieden stiften“ laden der evangelische Kirchenkreis und die Kirchengemeinde Weimar mittwochs um 18 Uhr auf dem Herderplatz in Weimar zum Gebet für Frieden ein. „Ich bin sehr dankbar, dass das Gebet hilft, unterschiedliche Positionen auszuhalten oder gar zusammenzuführen“, sagt Superintendent Henrich Herbst. „Hinhören, auch unterschiedliche Wahrnehmungen aushalten und im Gebet um ein friedliches Miteinander vor Gott bringen. Das kann helfen, damit wir auch in einer anhaltend belastenden Situation und trotz unterschiedlicher Überzeugungen respektvoll und in gegenseitiger Achtung miteinander umgehen“, beschreibt Pfarrer Sebastian Kircheis das Anliegen. Bisher kamen 100 bis 150 Teilnehmer mit unterschiedlichen Bezügen und im Anschluss wurden teilweise lange Gespräche geführt. „Allein schon das einander zuhören ist wichtig“, betont der Pfarrer. Durch die persönlichen Zeugnisse der Betroffenheit komme man weg von der Pauschalierung und die Wahrnehmung weite sich.

Immer donnerstags um 19 Uhr wird in die Kirche St. Nicolai in Mühlhausen zum Friedensgebet eingeladen. Als Motto gilt das Bibelzitat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“. Die Initiative sei von Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde ausgegangen, um Unzufriedenen mit dem offenen Gebet ein Forum zu bieten, berichtet Pfarrer Tobias Krüger. „Gott schenkt uns Versöhnung. Das wollen wir weitersagen. Um dann zu versuchen, Konflikte zu entschärfen und Heilung zu ermöglichen“, betont er. Seit drei Wochen läuft das Angebot, jeweils 50 bis 60 Interessierte kamen. Der Pfarrer ist begeistert: „Es ist etwas wie `89: die Leute zeigen in ihren Gebeten ihre Betroffenheit“. Danach wird er von Besuchern angesprochen, mit denen er sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Wenn daraus ein Dialog entsteht, um „die Gräben wieder zuschütten zu können“, sei das sehr wünschenswert, aber zunächst ist er schon froh, „wenn Menschen wieder sprachfähig werden, die sich zuvor abgekapselt hatten“. Für ihn heißt das auch, Gesagtes auszuhalten, was nicht der eigenen Meinung entspricht. „Das ist ein Lernprozess. Wir haben immer gepredigt, dass Gott für alle ein offenes Ohr hat – nun können wir es anwenden“, so Krüger.

„Miteinander, füreinander und für die Welt beten“, heißt es jeden Donnerstag in der St. Georg Kirche in Seebergen. „Mir ist es wichtig, die Möglichkeit zu bieten, dass Menschen öffentlich aussprechen können, mit was sie im Unfrieden sind. Wenn wir Not und Fragen im Gebet vor Gott ablegen, kann das zur Entlastung beitragen“, betont Pfarrerin Anette Denner. Sie nutzt keine feste Liturgie, sondern spontan eingesetzte Bausteine wie Lieder und Texte. In den Friedensgebeten soll bewusst nicht nur die Corona-Diskussion thematisiert werden, sondern alles, wo Unfrieden herrschen kann – es geht also beispielsweise auch um den „Frieden in mir, in den Familien, mit der Natur, zwischen den Religionen und Generationen". Zum dritten Mal fand das Friedensgebet bisher statt, „ich bin sehr glücklich darüber“, resümiert die Pfarrerin. Die Resonanz ist größer als gedacht, und sie kommt im Anschluss mit den Menschen ins Gespräch. Dabei hat sie festgestellt, wie groß die Not für viele Menschen ist, insbesondere mit Blick auf das Impfen. Die Pfarrerin will keine Diskussion darüber führen, was der richtige Weg ist, sondern Gesprächspartnerin sein und allen Menschen das Gefühl geben, dass sie mit ihren Sorgen ernst genommen werden. Schon am Heiligabend hat sie das Gespräch in der offenen Kirche angeboten, und schon damals wurde es genutzt.

Angebot in Sachsen-Anhalt:

Vom 9. bis 10. Februar will die evangelische Kirche in Naumburg mit einem 24 Stunden dauernden Gebetsmarathon ein Zeichen für Liebe und Gemeinschaft und gegen die gesellschaftliche Spaltung setzen. „In den aktuellen Zeiten ist es schwer geworden, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die verschiedenen Positionen scheinen verhärtet und unverrückbar. Wenn jedes Gespräch in einen Streit zu geraten droht, kann gemeinsames Beten zusammenführen“, heißt es dazu. Um 17 Uhr eröffnet am 9. Februar eine Andacht den Gebetsmarathon in der Marienkirche am Dom. Am 10. Februar wird das Gebet um 16.30 Uhr mit einer Andacht abgeschlossen. Christinnen und Christen werden vor Ort sein, um für alle und mit allen beten. Jeder kann sich den Betenden anschließen, sein Gebetsanliegen persönlich vortragen oder auch schriftlich einbringen. Zettel, Stifte und eine Box für Gebetsanliegen stehen zur Verfügung. Wer möchte, kann eine Kerze mitbringen und vor Ort entzünden. Eingeladen sind alle, „die mit einem Gebet ihrem Herzen Luft machen oder um Beistand bitten wollen“.

Die Friedensgebete im Überblick:

Gebetsmarathon in der Marienkirche am Naumburger Dom
9. Februar, 17 Uhr, Eröffnung mit einer Andacht
10. Februar, 16.30 Uhr, Abschluss mit einer Andacht

Mittwochs, 18 Uhr, Weimar, Herderplatz
Gebet für den Frieden

Donnerstags, 19.30 Uhr, Seebergen, Kirche
Friedensgebet

Donnerstags, 19 Uhr, Mühlhausen, Kirche St. Nicolai
Friedensgebet

Autor:

susanne sobko

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