„Kirchen sind Gemeingüter“
EKM begrüßt das Manifest
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) begrüßt das Manifest „Kirchen sind Gemeingüter“ einer Initiative von Menschen aus Wissenschaft, Forschung sowie der Denkmalpflege und Baukultur. Ein breiter gesellschaftlicher Diskurs zu dem Thema wird als dringend notwendig angesehen, um den Verlust von wichtigem kulturellem Erbe abzuwenden. In Mitteldeutschland gibt es dabei einen besonders hohen Handlungsbedarf angesichts der hohen Kirchendichte von etwa 4.000 Kirchen und damit 20 Prozent aller evangelischen Kirchen Deutschlands, die fast alle unter Denkmalschutz stehen und somit als wertvolles Kulturgut gekennzeichnet sind, gleichzeitig aber einer geschichtlich bedingten geringen Mitgliederzahl von etwa drei Prozent aller konfessionell evangelisch gebundenen Menschen.
„Es wird auch in Mitteldeutschland immer mehr Kirchen geben, die nicht mehr gebraucht werden und wo auch nicht genug Engagement zu finden ist. Um das Gebäude-Erbe zu erhalten, braucht es eine Verantwortungsgemeinschaft und neue Partnerschaftsmodelle“, sagt Elke Bergt, Leiterin des Baureferats im Landeskirchenamt der EKM. Sie verweist auf die besondere Situation der zahlreichen und fast ausnahmslos denkmalgeschützten Kirchengebäude in der EKM. „Für die kleiner und älter werdenden Kirchengemeinden wird dies zunehmend zu einer nicht mehr zu schulternden Last. Bereits jetzt werden viele Kirchen für die eigene Gemeinde nicht mehr benötigt. Darum unterstützen wir die Initiative und sind zu Gesprächen und zum Mittun bereit“, so Bergt.
Seit 1990 habe die Gesellschaft in vielen Orten bereits Mitverantwortung übernommen. Davon zeugten die etwa 400 Kirchbauvereine und -initiativen. „Sie haben in den vergangenen 24 Jahres Unglaubliches geleistet und viele Gebäude vor dem Verfall gerettet“, lobt die Referatsleiterin. Zudem sicherten durchweg positiv erprobte neue Möglichkeiten den Erhalt mancher Gebäude. So habe die EKM zu Nutzungsmöglichkeiten für nicht mehr allein kirchlich bespielte Orte von 2014 bis 2023 einen Prozess mit der IBA Thüringen durchlaufen und dabei sechs Modellprojekte entwickelt wie die Kunstkapelle in Krobitz, die Bienen-Garten-Kirche in Roldisleben oder die Her(r)bergskirchen im Thüringer Wald.
„Da Kultur Ländersache ist, sehen wir zunächst Klärungen auf dieser Ebene als Aufgabe an. Wir können hier auf gute Kontakte und eine erprobte Gesprächskultur mit den vier Bundesländern, in denen die EKM vertreten ist, zurückgreifen“, betont Bergt. „Auf Bundesebene sehen wir die Notwendigkeit, Strukturen für innovative Projekte gemeinschaftlicher Nutzung aber auch Mittel und Modelle zum Erhalt wichtiger Kulturdenkmale, insbesondere nicht mehr gebrauchter Kirchen, bereit zu stellen und sie so, wie es im Manifest vorgeschlagen wird, aus dem aktuellen Handlungsdruck herauszunehmen. Wie das gemeinsam gelingen kann, muss nun herausgefunden werden. Wir sind bereit.“
Hintergrund:
Deutschlandweit gibt es etwa 42.000 Kirchengebäude, angesichts stark sinkender Mitgliederzahlen und der abnehmenden Finanzkraft der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland wird der Bauunterhalt immer schwieriger. Die Erarbeitung von Gebäudebedarfsplanungen hat deshalb in allen Landeskirchen und Bistümern höchste Priorität. Es werden bereits Gebäude aus einer kirchlichen Nutzung herausgenommen oder für eine Um- oder Mitnutzung für soziale, kulturelle oder andere Zwecke bestimmt.
Das Kirchenmanifest wurde im Mai 2024 veröffentlicht ( https://www.moderne-regional.de/kirchenmanifest/#initiative). Verbunden damit war eine Petition, die zu neuen Modellen der Trägerschaft und einer neuen Verantwortungsgemeinschaft aufruft: https://www.change.org/p/kirchen-sind-gemein-g%C3%BCter-manifest-f%C3%BCr-eine-neue-verantwortungsgemeinschaft. Die Initiatorinnen beschreiben Kirchen als baukulturelles Erbe der gesamten Gesellschaft und rufen dazu auf, sich mittels einer Stiftung oder Stiftungslandschaft um den Erhalt zu kümmern.
Autor:susanne sobko |
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