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Landesbischof ehrte Arbeitskreis aus Aschersleben
Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog wurde verliehen

Landesbischof Friedrich Kramer übergab den Werner-Sylten-Preis an Vertreter aus Aschersleben.
  • Landesbischof Friedrich Kramer übergab den Werner-Sylten-Preis an Vertreter aus Aschersleben.
  • hochgeladen von susanne sobko

Der Preisträger des Werner-Sylten-Preises für christlich-jüdischen Dialog 2019 ist der Arbeitskreis „Geschichte jüdischer Mitbürger in Aschersleben“. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) vergab den Preis zum dritten Mal. Landesbischof Friedrich Kramer hat den Preis heute (22. Januar) als Schirmherr im Rahmen des Toralerntages, einem Studientag zum christlich-jüdischen Dialog, in Erfurt im Landeskirchenamt der EKM verliehen.

Der Arbeitskreis „Geschichte jüdischer Mitbürger in Aschersleben“ besteht seit elf Jahren und erforscht die Geschichte der jüdischen Gemeinde der Kleinstadt im Vorharzland. „Besonders wichtig ist es den etwa zehn Ehrenamtlichen, die Schicksale der Juden zur Zeit des NS-Regimes der Öffentlichkeit vorzustellen“, sagt Charlotte Weber, Leiterin des Ökumene-Referates der EKM. So wurden bisher 69 Stolpersteine verlegt, im Februar 2020 sollen zwei weitere folgen. „Eine besondere Atmosphäre herrscht immer dann, wenn es gelingt, Nachfahren der ehemaligen Aschersleber einzuladen. So kamen schon Besucher aus Israel, Chile, der Schweiz und den USA“, berichtet die Referatsleiterin.

Regelmäßige Veröffentlichungen in der regionalen Tageszeitung zu Biografien ehemaliger Aschersleber, thematische Stadtführungen, Ausstellungen im Stadtmuseum und in der Kirche, die Mitarbeit bei den jährlichen „Aschersleber jüdischen Kulturtagen“ und die Einbeziehung von Schulen sind weitere Aufgaben des Arbeitskreises. „Ziel ist es, über ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte zu informieren, dem Vergessen zu widerstehen und aufkeimendem Antisemitismus entgegenzutreten“, informiert Charlotte Weber.

Das Evangelische Kirchspiel Aschersleben unterstützt die Arbeit aktiv. Bei jeder Stolpersteinverlegung spricht ein Pfarrer oder eine Pfarrerin ein „geistliches Wort“, die Kirche stellt Räume zur Verfügung und leistet logistische Hilfe. Der Arbeitskreis finanziert seine Arbeit über Spenden und ist sehr dankbar für die Offenheit und das Entgegenkommen der Stadt. Das Preisgeld soll vor allem für neue Stolpersteine verwendet werden.

Der heutige Toralerntag der EKM mit dem Motto „דְּבָרִ֗ים –Das gefiel mir gut (Dtn 1,23)“ zum biblischen Buch Deuteronomium ist mit 105 Teilnehmern ausgebucht. Zu den Referenten gehören Rabbiner Zsolt Balla, Prof. Hannes Bezzel und Michal Fuchs.

Hintergrund:

Die Toralerntage finden seit 2014 jährlich im Januar wechselnd zwischen Halle/S. und Erfurt statt. Veranstaltet werden sie vom Beirat für christlich-jüdischen Dialog unter Leitung von Pfarrer Teja Begrich aus Mühlhausen, dem Beauftragten der EKM für den christlich-jüdischen Dialog.
Mit einem Beschluss der 2. Landessynode hat sich die Landeskirche verpflichtet, jeder Form von Antisemitismus zu widersprechen, in Lehre und Leben das religiöse Selbstverständnis des Judentums zu achten, für Religionsfreiheit einzustehen und der Entrechtung, Diskriminierung und Zerstörung jüdischen Lebens entgegenzutreten sowie den Reichtum der jüdischen Schriftauslegung wahrzunehmen und sich mit antijüdischen Interpretationen der Bibel auseinanderzusetzen.

In der Folge dieses Beschlusses wurde der Werner-Sylten-Preis ins Leben gerufen. Mit ihm werden Projekte ausgezeichnet, die die Selbstverpflichtung im Raum der Landeskirche umsetzen.

Werner Sylten war ein evangelischer Theologe, der 1936 wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Pfarrdienst entlassen wurde. Er half mit, das Leben von mehr als tausend „nichtarischen“ Christen zu retten. 1942 ermordeten ihn die Nazis. 1979 wurde ihm von der Gedenkstätte „Yad Vashem“ der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.

Autor:

susanne sobko

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