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Gemeinsames Osterwort
„Die Osterbotschaft unterliegt keiner Kontaktsperre“

Foto: epd-bild/ Norbert Neetz

Aus aktuellem Anlass haben die Leitenden Geistlichen in Mitteldeutschland, Landesbischof Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), Bischof Ulrich Neymeyer (Bistum Erfurt), Kirchenpräsident Joachim Liebig (Evangelische Landeskirche Anhalts) sowie Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg), ein gemeinsames Osterwort verfasst:

Mit Christen in Bergamo und New York, in Wuhan und Heinsberg, mit unseren Geschwistern auf den griechischen Inseln und in Afrika, mit Jerusalem und dem ganzen Erdkreis bekennen wir und jubeln voller Freude:
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.
Eines steht fest: Diese Ostertage werden wir nicht vergessen, diese Zeit. Die sonst so geschäftigen Städte wie leergefegt. In unseren Kirchen keine Gottesdienste, kein Abendmahl und keine Messfeiern, kein österlicher Jubel. Wir drinnen, kontakt-entwöhnt und aufeinander geworfen, während sich draußen das Leben Bahn bricht und herrlich entfaltet.
Die Frühjahrsblüte und die Frühlingssonne hätten uns fast vergessen lassen, wie ernst die Lage für manche ist. Erst als wir irgendwann in den Nachrichten sahen, wie elend die Lungenkranken starben; erst als wir die Bilder vom Militär und den Särgen sahen – da war es klar: Wir können die Seuche innerlich nicht mehr auf Abstand halten. Erst die Ignoranz, dann der Schock. Nach dem Schock die Maßnahmen und jetzt ganz zart und zaghaft eine Art Corona-Normalität. Aber immer lauter werden auch die Fragen nach dem Sinn und Unsinn unserer Maßnahmen. Die Antwort ist: Wir tun dies um der Schwachen und Gefährdeten willen. Punkt. Und das ist gut. Dass wir uns darin einig sind, das lässt hoffen auch auf Konsens an anderen Stellen, wo es dringend nötig wäre.
Ostern stärkt die Gewissheit: Wir werden diese Krise überstehen. Es gibt ein Danach. Das Leben ist stärker als der Tod.

Dass es ein Danach gibt, ahnen wir. Dass es immer ein Danach gibt, dass es weitergeht – das feiern wir. Zu Ostern wie an keinem anderen Tag im Jahr. Der Herr ist auferstanden.
Wie sehr hatte die Furcht alle gelähmt. Jesus, bang in der Erwartung seines Todes. Die Jünger so in Sorge um ihr Leben, dass sie den Herrn verleugnen. Die Eliten wussten gar nicht, wovor sie sich mehr fürchten sollten, vor der Ausbreitung der Botschaft Jesu oder dem launischen Volk, das nach dem Tod dessen brüllt, den sie gerade noch als Retter begrüßt hatten. Mit dem Tod Jesu erstarrt und verstummt dann alles in Angst. Laut ist nur die Frage: Wer wälzt uns diesen Brocken aus Trauer und Enttäuschung von der Seele, der so schwer auf uns lastet?
Es ist wohl nur eine der Fragen, mit der am Ostermorgen drei Frauen Jesu Grab aufsuchen. Sie wollen den Toten waschen und salben. Aber den sie suchen, finden sie nicht. Das Grab steht offen; das Grab ist leer. „Entsetzt euch nicht“, ruft eine Stimme. „Habt keine Angst. Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. Er ist da. Aber er ist nicht hier.“ Eine Stimme, zart genug, um durch den Lärm der vielen anderen Stimmen durchzudringen. Sie arbeitet sich geduldig durch zum Herzen und sagt: Gott lässt das Werk seiner Hände nicht los.

Das Leben siegt, denn Gott ist treu und die Sünde machtlos. Dass wir Ostern feiern – in der einen oder anderen Form – war lange nicht so nötig wie in dieser von gegensätzlichen Erfahrungen geprägten Krisenzeit. Auch in unseren Breiten erleben Menschen Corona und was damit zusammenhängt ganz unterschiedlich.
Was für eine Krankheit, die einen Bogen um die Jungen macht, und die Älteren umso mehr bedroht! Manche bangen, dass die Krankheit sie als besonders Gefährdete verschonen möge, andere fühlen sich nur gegängelt. Während auch in manch hiesigem Krankenhaus die Kapazitäten ausgeschöpft sind, ist die Seuche in anderen, ländlichen Gebieten oft nur in Form von Kontaktsperre und Nachrichtenmeldungen spürbar. Die einen bangen um ihre Existenz, andere treten endlich aus dem Schatten und keiner zweifelt mehr daran: Ohne Krankenschwestern und Pfleger, ohne Verkäuferinnen und Fernfahrer würde gar nichts mehr gehen.
Täglich verbinden sich Not und Kreativität und bringen Neues hervor. Was sich Menschen alles haben einfallen lassen, um einander zu erfreuen und aufzubauen, Anteil zu geben und Anteil zu nehmen und einander zu danken! Und die Christen lernen, zuhause zu beten, Kar- und Ostertage in Hausandachten zu gestalten und sich über das Glockengeläut zu freuen und sich davon trösten zu lassen.

Gerade sieht es so aus, als ob die Osterzeit und das Ende der gesellschaftlichen Fastenzeit nicht zusammenfallen. Nicht heute und wohl auch nicht in der nächsten Woche. Aber das große Fastenbrechen wird kommen. Eines steht schon fest: Wir werden uns noch lange erinnern an diese Monate im Frühjahr 2020. Und wir werden nicht dieselben sein. Diese Erfahrungen werden ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur schlechte. Wie viel von dem vermeintlich Unaufgebbaren es gerade nicht braucht!
Freilich, die Gemeinschaft von Angesicht zu Angesicht fehlt, die Leerstelle einer von Gebet und Gesang, von Posaunen und Chören erfüllten Kirche kann kein Online-Ostern füllen. Brot und Wein lassen sich nicht virtuell schmecken, das Trinken aus einem Kelch lässt sich nicht simulieren. Ostern ist dieses Jahr anders. Aber die Osterbotschaft unterliegt keiner Kontaktsperre. Das Osterlachen darf ruhig ansteckend sein.
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.

Autor:

susanne sobko

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