Kirchenkreis Eisenberg
Ausstellungen zum 500. Gesangbuch-Geburtstag
Eine Ausstellung an zwei Orten zum Jubiläumsjahr „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ startet am kommenden Sonntag (26. Mai) in Kahla. Um 10.30 Uhr wird Teil I in der Stadtkirche St. Margarethen mit einem Gottesdienst eröffnet. Dabei singt die Johann‐Walter‐Kantorei Kahla Chorsätze von Johann Walter. Für Teil II folgt die Eröffnung um 12 Uhr im Stadtmuseum. Danach ist der Besuch in der Stadtkirche montags bis freitags von 11 bis 13 Uhr und im Stadtmuseum zu den offiziellen Öffnungszeiten möglich. Mit der Ausstellung wird daran erinnert, dass der in Kahla geborene „Urkantor“ Johann Walter das erste Chorgesangbuch veröffentlichte hatte. Aus Mitteldeutschland ging maßgeblich die Idee in die Welt, den Glauben singend zu verbreiten. Das Jubiläum wird deutschlandweit und in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit einem umfangreichen Programm gefeiert.
1524 waren die ersten evangelischen Gesangbücher erschienen: In Nürnberg das „Achtliederbuch“, in Erfurt das „Enchiridion“ (= Handbüchlein), und „Urkantor“ Johann Walter veröffentlichte sein in Wittenberg gedrucktes Geistliches Gesangbüchlein („Eyn geystlich Gesangk Buchleyn“) mit einer Vorrede Martin Luthers. Angesichts der mehrstimmigen Chorsätze wurde es zum ersten Chorgesangbuch. Johann Walter war zur Zeit der Herausgabe Sänger in der Torgauer Hofkapelle, 1526 begründete er die erste bürgerliche „Cantorey“ und damit das Kantoreiwesen, das bis heute weiterlebt. Er sorgte von 1524 bis 1551 für sieben Auflagen des Chorbuches in fortwährender Erweiterung, das daher lange maßgeblich für mehrstimmiges Singen blieb. Das „Achtliederbuch“ und das „Enchiridion“ setzte Walter ebenfalls mehrstimmig in einer außerordentlichen Produktivität um, in wenigen Monaten entstanden 43 drei- bis fünfstimmige Motetten und Sätze.
„Mit der Ausstellung feiern wir das Jubiläum am Geburtsort Johann Walters. Wir danken sehr für die große Unterstützung durch das Heinrich‐Schütz‐Haus in Bad Köstritz“, betont Maren Hellwig vom Gemeindekirchenrat Kahla. „Martin Luther strebte an, dass die Gemeinde den bis zur Reformation in lateinischer Sprache gehaltenen Gottesdienst in Text, Liturgie und Musik verstehen solle. Der 1496 in Kahla geborene und in der Stadtkirche getaufte ,Urkantor‘ wurde für ihn ein Freund und musikalischer Berater. In der Zeit des allgemeinen Auf‐ und Umbruchs und der Bilderstürmer gelang es beiden, die Künste, insbesondere die Musik, dem evangelischen Gottesdienst zu erhalten. Luther und Walter kombinierten volkstümliche Melodien mit geistlichen Texten und schufen damit einfache, eingängige Lieder – die Musik sollte für jeden, ob musikalisch gebildet oder nicht, zugänglich sein“, so Hellwig.
Mit den ersten Gesangbüchern habe sich in den Gottesdiensten der Wechsel vom Vorsingen zum
Mitsingen vollzogen. „Aus Mitteldeutschland ging damit maßgeblich die Idee in die Welt, den Glauben singend zu verbreiten. Die Gesangbücher fanden rasch weite Verbreitung, und das Singen von Kirchenliedern wurde bald so populär, dass man von der lutherischen als der ,singenden Kirche‘ sprach“, sagt Maren Hellwig.
Die Zusammenarbeit von Luther und Walter begann wohl schon mit der Begegnung des jungen Studenten mit dem Reformator an der Universität in Leipzig im Jahre 1519. Belegt ist später mindestens ein Aufenthalt Walters bei Luther in Wittenberg anlässlich der gemeinsamen Arbeit an den Melodien zu Luthers 1526 herausgegebener Gottesdienstordnung, der Deutschen Messe. Auch Walters Geistliches Gesangbüchlein kündet vom Wunsch beider Männer, Theologie und Musik zusammenzubringen: So schrieb Martin Luther das Vorwort zu Walters Chorbuch, welches außerdem viele Lieder von Luther enthält.
Autor:susanne sobko |
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