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Diakoniechef zum neuen Thüringer Bildungsgesetz und dem »Thüringenplan«
»Freie Schulen sind deutlich unterfinanziert«

Der Entwurf für ein neues Thüringer Bildungsgesetz stößt bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf große Vorbehalte. Ebenso wie der »Thüringenplan« benachteilige das Gesetz die Schulen in freier Trägerschaft, sagte der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte.

Wie ist ihr erster Eindruck von Schulgesetz und »Thüringenplan«?
Stolte:
In einem allgemeinen Schulgesetz auch die Förderschulen zu regeln, ist ein bedeutsamer Schritt zu einem inklusiven Schulsystem. Auch den Vorrang gemeinsamen Unterrichts für alle Kinder begrüßen wir sehr.
Voraussetzung ist dabei jedoch, dass die Schulen baulich und in der Ausstattung für gemeinsamen Unterricht gut gerüstet sind.
Ist es wirklich sinnvoll, dass alle Kinder zusammen lernen?
Stolte: So vielfältig wie die Fähigkeiten von Kindern sind, so muss auch das Schulsystem sein. Förderschulen sind auch zukünftig bedeutsam, da sie für Kinder mit besonderem Förderbedarf der geeignete Lernort sind. Thüringen hat eine hohe Expertise im Förderschulbereich aufgebaut, die weiterhin sinnvoll eingesetzt werden muss.

Wer entscheidet denn über den Lernort der Kinder?
Stolte:
Bildungsminister Holter betont, dass an erster Stelle immer das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern steht. Das unterstützen wir als Diakonie sehr. Sehr kritisch sehen wir, dass zukünftig die Erstdiagnostik eines Förderbedarfes nur noch vom Freistaat Thüringen durchgeführt werden darf.
Was stört Sie daran?
Stolte: Viele Förderschulen befinden sich in freier Trägerschaft und haben in diesem Bereich eine sehr hohe Fachkompetenz. Die soll nun dafür nicht mehr zum Einsatz kommen. Damit ist eine Tendenz der Verstaatlichung aufgezeigt, die dem Grundsatz der Subsidiarität widerspricht. Eine überzeugende Begründung, warum der Staat die Diagnostik besser kann, kenne ich nicht.

Sehen Sie in diesen Plänen ein grundsätzlicheres Problem?
Stolte:
In den vergangenen gut 25 Jahren wurden viele Schulen in Freier Trägerschaft aufgebaut. Diese bilden inzwischen etwa zehn Prozent der Schullandschaft in Thüringen. Aufgrund der von Eltern sehr geschätzten pädagogischen Arbeit erfreuen sich diese Schulen einer großen Beliebtheit. Im »Thüringenplan« werden die Freien Schulen ganz am Ende des umfassenden Papiers auf knapp drei Seiten abgehandelt.

Ist das für Sie symptomatisch?
Stolte:
Es entsteht der Eindruck, dass die Schulen in freier Trägerschaft nur als Anhang der Schullandschaft gesehen werden. Zudem sind sie im Vergleich zu staatlichen Schulen deutlich unterfinanziert. Der Thüringenplan würdigt die Leistungen der Freien Schulen nicht angemessen und übergeht bestehende Grundsatzprobleme.

Die Fragen stellte Dirk Löhr (epd)

Autor:

Online-Redaktion

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