Johannistag
Evangelische Kirche feiert Tauffeste an Elbe und Saale
Mit Festen an ungewöhnlichen Orten will die evangelische Kirche am Wochenende dazu einladen, die Taufe neu zu entdecken. Im Norden von Sachsen-Anhalt wird dabei die Elbe zu einem großen Taufbecken.
Von Oliver Gierens (epd)
Diesem Tag fiebert Sabine Kaufmann bereits entgegen. Die 52-Jährige aus der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt wird am Samstag getauft - nicht wie üblich in einer Kirche, sondern in der Elbe. Im Hafen von Arneburg wird es an diesem Johannistag, wenn die Christen nach biblischer Überlieferung an Johannes den Täufer erinnern, ein großes Tauffest geben.
„Ich hatte Scheu, diesen Schritt vor der eigenen Kirchengemeinde zu tun“, erzählt Kaufmann. Deshalb hat sie sich für das größere und eher anonyme Tauffest im nahe gelegenen Arneburg entschieden: „Der Gedanke an eine Flusstaufe hat für mich Charme und einen besonderen Reiz.“
Davon ist auch Janette Obara überzeugt. „Die Elbe ist ideal für ein solches Tauffest. Das kommt dem biblischen Zeugnis schon sehr nahe“, sagt die Arneburger Pfarrerin. Zum ersten Mal veranstaltet der Evangelische Kirchenkreis Stendal ein solches Tauffest an der Elbe. Auf einer Bühne am Hafen wird ein Gottesdienst gefeiert, auch ein Gospelchor wird auftreten. Über 40 Täuflinge sind laut Pfarrerin Obara für die Feier angemeldet. „Vom Baby bis zur über 50-Jährigen ist alles vertreten.“
Die Feier ist eingebunden in ein Aktionsjahr, mit dem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr für das Sakrament werben will. Unter dem Hashtag #deinetaufe will sie mit Aktionen an besonderen Orten dazu einladen, die Taufe neu zu entdecken. Daran beteiligen sich nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bundesweit rund 1.000 Kirchengemeinden mit Tauffesten oder Tauferinnerungsfeiern.
Auch die mitteldeutsche und die anhaltische Kirche sind nach eigenen Angaben mit mehreren Festen dabei. So gibt es etwa in Merseburg am Samstag eine Prozession vom Dom zur Saale, wo ein Säugling und ein Erwachsener im Fluss getauft werden. In Gernrode im Harz findet von Freitag bis Sonntag ein ganzes Taufwochenende unter dem Motto „Außenseiter“ statt.
Dass sie sich taufen lassen will, steht für Sabine Kaufmann schon länger fest. „Der Glaube war in unserer Familie immer da, aber meine Mutter ist nach persönlichen Enttäuschungen aus der Kirche ausgetreten“, erzählt sie. Dennoch sei in der Familie über den Glauben gesprochen worden.
Vor ein paar Jahren sei sie ein Stück auf dem Jakobsweg bis in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela gelaufen. Vor allem der Gottesdienst in der Kathedrale habe sie sehr beeindruckt. „Dieses gemeinschaftliche Gefühl unter so vielen Nationen - und alle hatten denselben Gedanken“, sagt Kaufmann.
Im vergangenen Jahr habe es erneut ein Ereignis gegeben, dass sie in ihrer Entscheidung bestärkt habe. „Ich hatte eine Bandscheibenoperation“, erzählt Kaufmann. „Und vor der OP habe ich gebetet: Wenn ich wieder aus der Narkose aufwachen sollte, dann werde ich die Taufe durchziehen.“ Dieses Versprechen will sie nun einlösen.
Sie will die Flusstaufe richtig auskosten. „Ich werde bis zu den Knien im Wasser stehen. Unser Pfarrer wird mir dann das Taufwasser mit den Händen über den Kopf gießen“, erzählt die 52-Jährige. Das erinnere sie an die Taufe im Jordan, wie sie in der Bibel überliefert ist.
Dabei hat Kaufmann nur eine Sorge: „Ich hoffe, dass ich nicht ins Wasser falle“. Das werden laut Pfarrerin Obara manche Täuflinge sogar freiwillig tun: Die ganz Mutigen können sich im tieferen Elbwasser nach hinten fallen lassen und vollständig untertauchen.
Autor:Katja Schmidtke |
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