Südharzer Kirchenlexikon
Fotografischer Schatz der 2000er Jahre
Das 118 Kirchen umfassende „Südharzer Kirchenlexikon“ wird am Dienstag, dem 11. Juli, um 19 Uhr in der Herzschlag Jugendkirche in Nordhausen vorgestellt. Der Autor Herbert Buchholz sowie Firouz Vladi, Historiker und Geologe, sind dazu anwesend. Eine kleine Ausstellung großformatiger Aufnahmen wirft an diesem Abend beispielhaft einen Blick auf den Zustand der Kirchen um das Jahr 2000, der von Buchholz dokumentiert wurde. Während der Beamer durchlaufend weiteres Material aus den Archiven des Autors zeigt, darunter auch sehr viel ältere Zeugnisse. „Wer die Gegenwart kennt, wird in Staunen versetzt“, ist sich Regina Englert, die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis, sicher. Die Veränderungen an den Gotteshäusern und damit das Engagement der Gemeinden seien sehr deutlich sichtbar. Ergänzend gibt Petra Gunst, damalige Präses, an diesem Abend einen kurzen Einblick in die Aufbruchstimmung der Gemeinden nach der Jahrtausendwende. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Im Anschluss steht Herbert Buchholz für Rückfragen gern zur Verfügung. Kleine Erfrischungen laden ein, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein interessanter Treffpunkt auch für Kirchbauvereine, der sich zum Austausch aufgrund des spannenden Rückblicks geradezu anbietet.
Der Eintritt ist kostenfrei.
Adresse: Herzschlag Jugendkirche – Altendorfer Kirche – Altendorfer Kirchgasse, 99734 Nordhausen
Wie es dazu kam
Dass es nach über 20 Jahren nun tatsächlich so weit ist, freut Herbert Buchholz sehr. Sein Buch, das „Südharzer Kirchenlexikon“ ist gedruckt. „Dieser Bildband unserer Südharzer Kirchen, aus dem Blick von 2000-2002 ist ein Schatz“, freut sich Regina Englert vom Kirchenkreis Südharz. Schaue man heute auf die Fotos aus dieser Zeit, zeige sich, was sich alles verändert habe. „Das Engagement der Menschen vor Ort wird hier ganz deutlich“, erklärt Superintendent Andreas Schwarze begeistert. Der Autor erweist sich als Bewahrer dieses Beitrags der Gemeindemitglieder.
Nach seiner Frühpensionierung suchte, der heute 78-jährige Ilfelder Fernwärme-Ingenieur, Herbert Buchholz eine sinnvolle Aufgabe, wie er selbst sagt. „Architektur und Kirchen haben mich schon immer fasziniert“, erzählt er. Hinzu kam, dass um 2000 auch die ersten erschwinglichen Digitalkameras den Markt eroberten. Herbert Buchholz griff zu, sprach mit dem damaligen Superintendenten Curt Stauss, Mitarbeitern des Kreiskirchenamtes, fuhr unzählige Male zu Kirchen und Gemeinden und sogar ins Denkmalamt nach Erfurt. „Überall traf ich auf sehr freundliche und hilfsbereite Menschen“, blickt er dankbar zurück. Tausende Aufnahmen von innen und außen, viele Details und Besonderheiten, selbst historische Fotos hat er von 118 Kirchen dokumentiert. Textlich diente ihm „der Dehio“ als Basis, das Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler von Georg Dehio. Alles schien perfekt, nur an Geld mangelte es. „Für einen möglichen Druck hätte ich 20.000 Euro aufbringen müssen, das Risiko war mir zu hoch“, konstatiert Buchholz. Als pdf, Ausdruck auf Fotopapier und CD wurde die Frucht jahrelanger Arbeit letztlich beiseitegelegt.
Neustart
2010 entdeckte Sigrid Vogel herrenlose Ausdrucke der kostbaren Kirchenfotos in einer Fensternische von St. Petri in Liebenrode. Der Schatz wurde aber erst 2021 endgültig gehoben, als einige Fotos auf der Internetseite www.karstwanderweg.de veröffentlicht wurden. „Nach einem gemeinsamen Treffen einiger Mitglieder des Fördervereins Dt. Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. mit dem Autor war man sich einig, doch noch einmal nach Publikationsmöglichkeiten für das Südharzer Kirchenlexikon zu suchen,“ erzählen Sigrid Vogel und Firouz Vladi. Mithilfe der kostengünstigen Technik des Papierflieger-Verlags Clausthal-Zellerfeld und einem breiten Abnehmerkreis konnte die Dokumentation 2023 gedruckt werden.
Im kontinuierlichen Prozess von Erbauen, Umgestalten, Erneuern von Kirchen stellt das Werk von Herbert Buchholz eine überaus wertvolle Momentaufnahme dar. Es zeigt mit den bis 2002 erfolgten Sanierungen auch die Liebe, mit der Gemeindemitglieder sich nach dem Umbruch wieder ihrem dörflichen oder städtischen Identifikationspunkt zuwandten und ihren Willen zur Renovierung und zum Erhalt der Kirchen.
Autor:Regina Englert |
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