Predigttext zum Sonntag
Zur Familie gehören
Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Markus 3, Vers 35
Da ist sie wieder, die Familienfrage. Was ist eine Familie? Wer gehört dazu? Mutter, Vater und zwei Kinder. Die Großeltern noch? Und Onkel, Tanten, Basen, Vettern …? Vielleicht ein ganzer Clan? Früher hat man das, was Familie ist – oder sein soll –, auf „natürlichem“ Weg bestimmt. Biologisch sozusagen.
Aber dieses Erklärungsmuster reicht schon lange nicht mehr, eigentlich hat es niemals ausgereicht. Dennoch verstört es, dass offensichtlich auch Jesus seinen Anteil daran hat. Nicht die engsten leiblichen Verwandten, sondern irgendwelche Fremde seien seine Familie. Gewiss, sie sind nicht ganz fremd, diese Fremden. Sie kommen wohl nicht von jenseits der Grenzen. Sondern es sind Menschen, mit denen Jesus es schon eine Weile zu tun hat. Sie halten sich in seiner Nähe auf, reden mit ihm, erwarten von ihm, dass er ihnen Gutes tut. Sie sind jedenfalls da. Doch irgendeinen Verwandtschaftsgrad können sie nicht vorweisen.
Und das soll seine Familie sein? Aber Familie ist doch da, wo man aus Zuneigung und Pflicht füreinander sorgt und einsteht, sich gegenseitig hilft und stärkt und aneinander Anteil nimmt? Das macht doch eine Familie aus – egal, ob man nun blutsverwandt ist oder nicht. Und wer wollte eine solche Fürsorge den leiblichen Verwandten ohne Grund verweigern?
Doch Jesus bestimmt die Zugehörigkeit zu ihm anders. Weder ist sie biologisch noch vertraglich noch geschichtlich noch sonst irgendwie herzuleiten. Sondern es gibt ein neues Kriterium: wer den Willen Gottes tut, gehört zur Familie Jesu. Aber was heißt das eigentlich: den Willen Gottes tun? Die damals bei Jesus waren, haben in dem Moment, als sie von Jesus als seine Familie qualifiziert wurden – gar nichts getan. Sie saßen nur da, sie waren einfach bei ihm. Sie werden vielleicht kommuniziert haben, sicherlich. Mit dem Meister, aber auch untereinander.
Ist es das, was Jesus meint? Heißt Gottes Willen tun zunächst einfach nur: Gott zu akzeptieren, seine Freundlichkeit und Liebe anzunehmen, ihm zu vertrauen? Und dann im selben Moment diese Haltung zu kommunizieren, sich mit anderen auszutauschen und zu beraten, sich gegenseitig Anteil zu geben und aneinander Anteil zu nehmen? Es wären nicht die schlechtesten Grundlagen für Familien jedweder Art.
Autor:Online-Redaktion |
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