Wendepunkte in Torgau
Die Katharina-Luther-Stube wird am 1. April wiedereröffnet
Von Katja Schmidtke
Wittenberg die Mutter, Torgau die Amme der Reformation. Etwa 60 Mal weilte Martin Luther in der kurfürstlichen Residenzstadt, seine Frau Katharina nachweislich zwei Mal. In Torgau begann ihr selbstbestimmtes Leben nach der Klosterflucht und hier endete es. Im Sterbehaus befindet sich die einzige der Lutherin gewidmete Gedenkstätte.
Seit 1996 gibt es das kleine Museum, zwei Zimmer im Erdgeschoss, in denen Katharina Luther die letzten Wochen ihres Lebens verbrachte. 1552 aus Wittenberg vor der Pest geflohen, verunglückte sie mit ihrer Kutsche vor Torgau schwer und erholte sich davon nicht wieder.
Wie aus der demütigen Nonne Katharina von Bora die selbstbewusste Lutherin wurde, zeichnet die Katharina-Luther-Stube nach. Zwanzig Jahre nach ihrer Eröffnung wird sie seit Herbst 2016 einer Generalsanierung unterzogen. »Am 7. September fiel dazu der positive Stadtratsbeschluss. Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk«, sagt Cornelia König, Leiterin der Torgauer Museen. Die sieben Einrichtungen werden vom Torgauer Geschichtsverein betrieben und sind mit einem Museumspfad verknüpft. Mit im Boot sind auch die Stadt Torgau, die sächsische Landesstelle für Museumswesen und im Falle der Lutherin-Stube auch der private Besitzer des Hauses. Die Beteiligten bringen insgesamt rund 58 000 Euro auf, um die Räume zu sanieren und zu restaurieren und die Ausstellung mit Hilfe des Dresdner Gestalterbüros Whitebox völlig neu zu konzipieren.
Bereits am 1. April wird die Stube wiedereröffnet. Bibelvers-Fragmente an den Wänden, eine Wandnische, Reste der schwarzen Küche sind Zeitzeugnisse und Ausstellungsstücke für sich. Auf fünf Texttafeln und einer Landkarte werden Katharina Luthers Lebensstationen nachgezeichnet, eine Bronzebüste zeigt die zwei Gesichter dieser Frau, Luthers Schriften von der Ehe verdeutlichen, welche Bedeutung die Heirat zwischen Mönch und Nonne für die Reformation hatte und wie er sich gegen Verleumdungen zur Wehr setzte. Ein Zeitstrahl ordnet Katharinas Leben in den historischen Kontext ein. An einer Medienstation können Besucher vertiefende Informationen und Filmmaterial von Dreharbeiten des BR und MDR finden.
Im hinteren, kleinen Raum wird die Rezeptionsgeschichte der Lutherin aufgegriffen, etwa mit einer großen Bilderwand, aber auch mit Kunst und Krempel – von der Schnupftabakdose über Münzen, Briefmarken bis hin zu Romanen. Weil es kaum Quellen über Katharina Luther gibt und bis auf ihren Ehering nichts von ihr selbst erhalten ist, offenbart die Rezeptionsgeschichte mindestens genauso viel über die jeweiligen Frauen- und Rollenbilder wie über die eigentliche historische Person.
»Das Interesse an Katharina Luther hat in den vergangenen Jahren wesentlich zugenommen. Das merken wir an Presseanfragen und Dreharbeiten, aber natürlich auch an den Anmeldungen für Gruppenreisen«, sagt Museumsleiterin Cornelia König. Sie freut sich, dass besonders Schulklassen – und zwar nicht nur aus Torgau – das Thema »Frauen der Reformation« entdecken. Katharina Luther zeige, dass es bereits vor 500 Jahren kluge, selbstbewusste und starke Frauen gegeben hat.
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