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Geile Party

Kommentar von Willi Wild

Wenn Klaus-Rüdiger Mai die Frage stellt, ob der Kirche nun auch noch der Glaube ausgeht, dann scheint es geradezu so, als müsse man sich damit abfinden, dass er in der Gesellschaft gar nicht mehr vorkommt.
Der Titel ließ hoffen: »Das große MDR Osterfeuer« im Fernsehen. Angekündigt als »unvergessliches Osterfest«, einen ganzen Abend lang. Dabei ist den Verantwortlichen erstaunliches gelungen: In den vier Stunden aus der Glockenstadt Apolda wurde kein einziges Mal Bezug auf die Karwoche und das Osterfest genommen. Stattdessen hieß es, Ostern sei ein Fest der Familie und fände in einer Party seinen tieferen Sinn. Kabarettist Olaf Schubert erging sich in sinnlosen Deutungsversuchen von Osterbräuchen. Das Moderatoren-Duo palaverte sich durch den Abend. Inflationär sollte das Substantiv »geil« die Veranstaltung, die Stimmung und die Feiernden beschreiben.
Dabei hätte es Ansatzpunkte für die Wahrnehmung des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags gegeben. Unterhaltung und Inhalt müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Da wäre das Osterfeuer – die Osterkerze im XXL-Format – das Licht ins Dunkel bringt. Sicher hätten die Kinder vom Schulchor der Evangelischen Grundschule Erfurt auf der Bühne das Ostergeschehen erklären können. Doch nicht mal der Besuch im Apoldaer Glockenmuseum, geschweige denn das Konzert der »Rock-Legenden« in der Lutherkirche waren der Regie einen Hinweis auf die Osternächte oder die Gottesdienste und Taufen wert.
Chance vertan. Der Historiker Michael Wolffsohn schreibt in der Süddeutschen Zeitung: »Wer nicht einmal weiß, weswegen Christen Weihnachten, Ostern oder Pfingsten feiern, ist unfähig, mit Angehörigen anderer Religionen den überlebenswichtigen Dialog zu führen.«

Autor:

Online-Redaktion

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