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Welthauptstadt der Glocken

Schauguss: »Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute!« (Friedrich Schiller, »Das Lied von der Glocke«) Beim Thüringentag in Apolda wurde eine neue Glocke für die Kirche von Cospeda (Kirchenkreis Jena) gegossen. Am 31. Oktober soll sie zum ersten Mal zum Gottesdienst läuten. | Foto: Roberto Bergmann
  • Schauguss: »Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute!« (Friedrich Schiller, »Das Lied von der Glocke«) Beim Thüringentag in Apolda wurde eine neue Glocke für die Kirche von Cospeda (Kirchenkreis Jena) gegossen. Am 31. Oktober soll sie zum ersten Mal zum Gottesdienst läuten.
  • Foto: Roberto Bergmann
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Globaler Klang: Aus den vier Himmelsrichtungen wird am 5. August in Apolda ein Gesamtkunstwerk in Bild und Ton zusammengefügt: das 5. Weltglockengeläut unter dem Motto »Glocken sind Musik, Glocken verbinden, Glocken lassen aufhorchen«.

Von Michael von Hintzenstern

Das 1999 erstmals durchgeführte Multimediaprojekt erinnert an die über 250-jährige Tradition Apoldas als Glockengießerstadt, in der zwischen 1722 und 1988 mindestens 20 000 Glocken für Kirchen und andere Gebäude im In- und Ausland gegossen wurden. Die Initiative hierfür ist dem Medienkünstler Micky Remann aus Auerstedt im Weimarer Land zu verdanken, bei dem auch in diesem Jahr die internationalen Fäden zusammenlaufen.
Seit Jahrzehnten auf der Suche nach grenzüberschreitenden Herausforderungen, sorgte er bereits 1986 mit dem 1. Frankfurter Unterwasserkonzert für Furore, reiste als Simultandolmetscher des Zauberers David Copperfield durch die Welt und entwickelte mit Liquid Sound ein Verfahren zur Unterwasserbeschallung, das seit 2000 in den Toskana Thermen in Bad Sulza, Bad Schandau und Bad Orb neue Erlebnishorizonte eröffnet. Für den seit 2004 an der Weimarer Bauhaus-Universität wirkenden Medienprofessor ist »Apolda die Welthauptstadt der Glockenkultur«.
Den Lesern von »Glaube + Heimat« rät er »unbedingt zum Besuch der Veranstaltung vor Ort in Apolda. Die wird mit Sicherheit unterhaltsam, nicht zuletzt dank der sechsköpfigen ›Apolda Bell All Stars‹ auf der Bühne unter der Leitung des Komponisten und Theatermusikers Ludger Nowak«, ist Remann überzeugt. Allen, »die weiter als 100 km von Apolda entfernt wohnen«, legt er den Live-Stream im Internet ans Herz. Es gibt also viele Möglichkeiten der Teilnahme! »Die ganze Welt ist das Ohr, das den Apoldaer Glocken lauscht«, zeigt er sich überaus euphorisch.
Auf allen Kontinenten existieren Glocken als symbolträchtige, klingende und langlebige Kulturgüter. Sie rufen zum Gebet und sie geben Alarm, sie setzen Zeichen an der Börse, in Tempeln, Kirchen und Rathäusern. Aus Apolda seien von den Gießereien Schilling und Ulrich über zwei Jahrhunderte prominente Glocken und Glockenspiele in alle Welt geliefert worden, betont Micky Remann.
Die Live-Schaltung zur ersten Weltglockenstation, stellvertretend für den Osten, geht nach Kotagiri, Tamil Nadu, Indien. In der dortigen Missionskirche hängt eine Apoldaer Schilling-Glocke aus dem Jahr 1908. Den Live-Beitrag zum Weltglockengeläut moderiert Daniel Schad, zugleich Vorsitzender des Vereins »Straße der Musik«. Nach Kotagiri hat er familiäre und musikalische Verbindungen: seine Urgroßmutter hat in der Missionsstation gelebt und gearbeitet. In ihren Erinnerungen beschreibt sie anschaulich die Ankunft der Apoldaer Glocke auf Ochsenkarren. Mit indischen Partnern und Freunden bereitet Daniel Schad Glocken- und Musikgrüße nach Apolda vor (siehe auch Seite 14).
Die Live-Schaltung zur zweiten Glockenstation, stellvertretend für den Norden, führt nach Sandefjord in Norwegen. Das Glockenspiel aus dem Jahr 1930 mit 25 Schilling-Glocken wurde unlängst saniert und auf 49 Glocken erweitert. Aus der Hauptkirche wird ein Beitrag des norwegischen Carilloneurs (Glockenspieler) Arnfinn Nedland und Partnern erwartet.
Die Live-Schaltung zur dritten Glockenstation führt tief in den Süden, nach Bangkok, in die Hauptstadt Thailands. Dort entsteht gerade ein Musikinstrumentenmuseum, kuratiert von Tiago Oliveira Pinto (Hochschule für Musik »Franz Liszt«, Weimar), der Inhaber des ersten UNESCO-Lehrstuhls für transkulturelle Musikstudien ist. Aus dem nächtlichen Bangkok präsentiert er die Vielfalt der asiatischen Glocken-
kultur in einer konzertanten Einlage.
Selbstverständlich wird es auch eine Live-Schaltung in den Westen geben. Welche Glocke dabei in Bild und Ton nach Apolda übertragen wird, sei zwar schon klar, so Micky Remann. Der Ort solle aber bis zum Veranstaltungsabend ein Geheimnis bleiben. Da kann man also auf eine echte Überraschung gespannt sein!

Apoldaer Weltglockengeläut, 5. August, 19.15 Uhr, auf dem Gelände der Landesgartenschau in der Herressener Promenade

livestream.com/salveworld

Autor:

Adrienne Uebbing

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