Das Tun und das Lassen
Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.
Lukas 10, Vers 42
Von Theodor Hering
Marta und Maria, beschäftigt sein und stille sein, herumlaufen und sitzen, dienen und hören, Hände und Füße, Tischdienst und Tischgebet, das Eine und vieles. Zwei Schwestern – zwei Wege, Jesus zu dienen. Diakonie und geistliches Leben, das Tun und das Lassen – beides hat seinen Stellenwert und beides gehört für Lukas und für Jesus zusammen. Eben noch wurde das Gleichnis vom Samariter erzählt und zum Tun der Barmherzigkeit aufgefordert. Jetzt geht diese Aufforderung zum Dienen ins Leere. Auf die Bitte, Jesus möge als der Herr im Haus die Schwester Maria zur Hilfe beim Tischdienst bewegen, antwortet Jesus, Maria mache es richtig, nämlich zuerst auf die Worte von Jesus zu hören.
»Eins aber ist Not.« Es geht um Grundbedürfnisse. Kommt erst das Fressen, dann die Moral? Erst der Tischdienst, dann das Tischgebet? Was dient Jesus jetzt mehr? Dass man ihm zuhört oder dass man Essen kocht? Und was dient den Schwestern jetzt mehr, wo Jesus schon mal im Haus ist? Dass er isst und trinkt oder dass er redet und lehrt? Es geht um Grundbedürfnisse. Wo Hunger ist, muss man Essen machen. Wo Not ist, muss versucht werden, sie zu wenden. Hat Jesus aber bei Maria ein Grundbedürfnis identifiziert, was vielleicht in den Besorgungen des Alltags überhaupt erst geweckt werden muss? Droht das Bedürfnis der Nähe zu Jesus, das Bedürfnis nach seinem Wort, das Bedürfnis des Zuhörens auch in kirchlicher Betriebsamkeit ein Teil der Tischdeko zu werden? Welche Not muss hier in unseren Kirchen gewendet werden?
Wir lernen heute, die Bedürfnisse unserer Mitmenschen genauer wahrzunehmen. Wir fragen uns, wie wir unseren Mitmenschen als Christen dienen können. Viele Bedürfnisse erfahren wir erst durch Zuhören. Die Gemeinschaft am Tisch gehört oft dazu. So wie es am Küchentisch oft gemütlicher ist als in der guten Stube, so sollte Gottesdienst am Küchentisch beginnen. »Eins ist Not«, könnte dann heißen: Was genügt zur Gemeinschaft mit Menschen? Was genügt an Essen und Trinken? Was genügt, um Menschen zuzuhören und ihnen Anteil am Evangelium mit Jesus zu geben? Was genügt – und was ist eben auch nötig? Lieber die Eckbank in der Küche oder die Kirchenbank?
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