»Sofia« für die Schlosskapelle
Grund zur Freude: Zweieinhalb Jahre nach dem Brand wird die 130 Jahre alte Schlosskapelle Ballenstedt wieder eingeweiht.
Von Thorsten Keßler
Pfarrer Klaus Flöter aus Ballenstedt erinnert sich noch gut an jenen 18. April 2015, als er in der Nacht gegen 1 Uhr aus dem Bett geklingelt wurde. »Die Schlosskapelle stand lichterloh in Flammen.« Einbrecher waren damals in die Sakristei eingedrungen und hatten dort ein Feuer gelegt, das sich in der Kirche ausgebreitet und die gesamte Inneneinrichtung vernichtet hatte. 70 Feuerwehrleute waren im Einsatz und konnten den Brand im Dachstuhl löschen. Zwanzig Minuten später wäre die Kapelle nicht mehr zu retten gewesen. Glück im Unglück, oder wie Pfarrer Flöter betont: »Gott hat Gnade geschenkt.« Die Bestandsaufnahme nach dem Band ergab: Die tragenden Balken waren kaum beschädigt, weil durch eine Dämmung geschützt, die Flöters Vorgänger über der Decke angebracht hatte.
Nun hat die Schlosskapelle in Ballenstedt ein neues Dach und im Kirchenraum riecht es nach frischer Farbe. Mehr als zwei Jahre nach dem Feuer steht am 13. August die Wiedereröffnung bevor. »Endlich«, sagt der Kirchenälteste
Alexander Graf Stolberg, den die Geduld aller Verantwortlichen bei den langwierigen Renovierungsarbeiten beeindruckt hat. »Bei Baumaßnahmen, die ich privat in den letzten zehn Jahren durchgezogen habe, hätte ich die Geduld nicht gehabt.«
Das Ergebnis gefällt Stolberg, der direkt neben der Schlosskapelle im alten Pfarrhaus wohnt und nur einmal durch den Garten gehen muss. »Es ist etwas heller und freundlicher als vorher«, sagt er. »Ich habe ja den großen Vorteil, dass ich beinahe mit Pantoffeln zur Kirche gehen kann.«
Es fehlen nur noch die neuen Stühle. Die hat der Gemeindekirchenrat schon bei Sven Goldenstein bestellt. Goldenstein kommt aus der Nähe von Hildesheim und ist spezialisiert auf Inneneinrichtungen von Kirchen und Gemeindehäusern. »Holzstuhlverkäufer aus Leidenschaft«, erzählt er schmunzelnd. »In sakralen Räumen darf der Stuhl nicht im Vordergrund stehen. Der Stuhl soll sich zurücknehmen, aber bequem soll er sein.« Über 20 Modelle hat Sven Goldenstein zur Auswahl mit Namen wie »Berlin«, »Oslo«, »Gera«, »Toronto« oder »Hildesheimer Rose«. Die Stühle sind in der Regel aus Buchenholz, manchmal gebeizt, und haben meistens rote Polster. »Rot ist nicht wegzudenken aus kirchlichen Räumen und die meistverkaufte Farbe«, sagt er.
In der Ballenstedter Schlosskapelle steht künftig das Modell »Sofia«. Nur die Polsterfarbe musste noch geklärt werden. Sven Goldenstein hatte den Stuhl samt Farbfächern zum Ortstermin in der Schlosskapelle mitgebracht. Die Auswahl fiel nicht sonderlich schwer. Schnell entschied sich der Gemeindekirchenrat für Rot, nur über ein paar Farbnuancen wird noch diskutiert. »Der Teppich ist rot und für die Polster wird es ein dunkler, gedeckter Ton«, sagt der Kirchenälteste Alfred John und Christa Döring ergänzt: »Dunkelrot, so ein bisschen ins Bordeaux.«
Christa Döring gehört seit 40 Jahren dem Gemeindekirchenrat an. Sie ist wie alle froh und dankbar, dass die Gemeinde wieder in die Schlosskapelle zurückkehrt. Über zwei Jahre wurde der Gottesdienst im Ausweichquartier Johann-Arndt-Haus gefeiert. Sie glaubt, dass nicht nur die Gemeinde froh über ihre sanierte Kirche ist. »Ich kann mir vorstellen, wenn jetzt alles fertig ist, sind die neugierigen Ballenstedter auch erstmal häufig hier.«
Mindestens zur Wiedereinweihung der Schlosskapelle am 13. August um 14 Uhr!
Autor:Online-Redaktion |
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