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Ein Leben zwischen Liebe und Rebellion

Angela Zumpe in der Installation »Pop-Up-Pfarrhaus«, die in der Winter­kirche der Johanniskirche zu sehen ist. | Foto: Thomas Ruttke
  • Angela Zumpe in der Installation »Pop-Up-Pfarrhaus«, die in der Winter­kirche der Johanniskirche zu sehen ist.
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Kunstprojekt: Angela Zumpe setzt sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander

Von Danny Gitter

Meist ist es einer der Mittelpunkte des Gemeindelebens und hat einen prominenten Platz neben der Kirche – das Pfarrhaus. Angela Zumpe und ihre Design-Studenten der Hochschule Anhalt haben zum Reformationsjubiläum ein Pfarrhaus in die Kirche gebracht. »Pop-Up-Pfarrhaus« nennt sich die Installation, die Besucher der Dessauer Johanniskirche bis zum 31. Mai erkunden können. Fast in Lebensgröße, zum Zusammenschieben und Ausklappen, präsentiert sich auf dicken Wänden in der Winterkirche von St. Johannis die Kulisse eines Pfarrhauses auf dem Lande, mit einer alten Holzvitrine in der Ecke sowie Bücherregalen und Bilderwänden soweit das Auge reicht. Das Pfarrhaus-Museum in Blüthen an der Prignitz diente der Design-Professorin und ihren Studierenden als Vorlage und Inspiration für ihre Installation.
Doch Angela Zumpe hat noch mehr zu erzählen, zu Pfarrhäusern, ihren Bewohnern, dem Leben darin und was die Kinder von Pfarrern machen, wenn sie flügge werden. »Pfarrers Kinder – Punks und Philosophen«, nennt sich ein 85-minütiger Dokumentarfilm, den die Design-Professorin kürzlich produziert hat. Am 27. Mai (14 Uhr) zum Kirchentag auf dem Weg ist er in der Johanniskirche zu sehen. Angela Zumpe erzählt darin die Geschichte von prominenten und eher unbekannten Pfarrerskindern. Eckart von Klaeden, einst in einem Hannoveraner Pfarrhaushalt aufgewachsen, verschlug es als ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Staatsminister im Bundeskanzleramt in die Politik. Seine ehemalige Chefin Angela Merkel ist das wohl prominenteste Pfarrerskind Deutschlands. Über sie wird kurz im Dokumentarfilm gesprochen. Vor der Kamera selber sprechen wollte sie nicht. Die Design-Professorin ging weiter auf Spurensuche und fand die DDR-Punkerin Mechthild Katzorke und den Publizisten Hans Hütt, die über ihre Erlebnisse als Kinder von Pfarrern berichten.
Auch für sie selbst war dieser Dokumentarfilm eine Reise in die eigene Vergangenheit. Die 63-Jährige wuchs in den 1950er- und 1960er-Jahren in einem Westberliner Pfarrhaushalt auf. »Es war eine behütete und doch etwas andere Kindheit als die anderer Kinder«, resümiert Angela Zumpe. Fast 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche stand das Pfarrhaus, in dem sie mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder wohnte, der Kirchengemeinde offen. Das blieb nicht ohne Folgen. »Unter fast ständiger Beobachtung mussten wir Pfarrerskinder immer etwas wohlgeratener als die Altersgenossen sein«, blickt sie zurück.
Ihr Bruder rebellierte dagegen, engagierte sich in der 68er Bewegung, reiste sogar in die DDR aus und nahm sich 1969 mit 21 Jahren das Leben. Wenigstens aus der Tochter sollte was Anständiges werden. Hin und hergerissen zwischen der Liebe zu den Eltern und der Sehnsucht nach einem anderen Leben wurden Freiheiten immer wieder neu verhandelt. Studium der Malerei statt Theologie, standesamtliche statt kirchliche Heirat, fester Glaube, aber ohne Kirchenmitgliedschaft. »Wir haben wohl alle unseren inneren Frieden damit gefunden«, blickt die Pfarrerstochter gütig auf die eigene Familiengeschichte zurück.

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Online-Redaktion

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