Ein Treffen der Brückenbauer
Jubiläum: Seit 25 Jahren gibt es die Gemeinschaft Evangelischer Schlesier in Anhalt
Die Gemeinschaft Evangelischer Schlesier in Anhalt hat mit einem Gottesdienst und anschließender Festveranstaltung am 30. April ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. In der Zerbster Kirche St. Trinitatis sagte Ryszard Bogusz, der frühere Bischof der Diözese Breslau in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche Polens: »Dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung so vieler Deutscher aus Schlesien heute als Freunde hier zusammen sind, ist für mich immer noch ein Wunder.«
Es war vor allem für Heinz Lischke ein besonderer Tag, kurz nach seinem 90. Geburtstag. Er gilt als Initiator der Gemeinschaft in Anhalt. »Es muss jemanden geben, der die Idee hat und den Kontakt hält«, sagte Janusz Witt aus dem Kirchengemeinderat in Breslau. Diese Aufgabe habe der frühere Pfarrer Lischke mit viel Herz erfüllt und sei bis heute wichtig für die Gemeinschaft. »Ich bin glücklich«, sagte Lischke, »bei diesem Jubiläum nach so vielen Jahren des Einsatzes dabei zu sein.« Der gebürtige Breslauer kam 1954 als Vikar nach Zerbst und hat ein bewegtes Leben hinter sich. Bereits in den 1970er-Jahren unterhielt er Kontakte nach Polen – in einer Zeit, als das SED-Regime die Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen aus den früheren Ostgebieten nicht tolerierte.
Die 1992 gegründete Gemeinschaft Evangelischer Schlesier in Anhalt leiste bis heute eine wichtige Versöhnungsarbeit, betonte der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig. Diese müsse fortgesetzt werden: »Deshalb sind wir heute hier: um uns zu erinnern – aber auch, um neue Kontakte zu knüpfen.«
Am Gottesdienst nahmen viele Gäste aus der Region und auch Polen teil. Darunter die Gemeindeschwester Lidia Podzorska. Sie betreut »die Schlesier, die da geblieben sind«, in verschiedenen Orten Niederschlesiens. »Ich besuche sie zu Hause, wir sprechen und beten zusammen, gehen gemeinsam spazieren.«
Pfarrer Markus Rinke aus Roßlau, der die Arbeit der Gemeinschaft in der Landeskirche koordiniert und das Jubiläumstreffen organisiert hatte, sagte, die Gemeinschaft habe Schlesiern in Anhalt nach der Wende Gelegenheit gegeben, im Gespräch und in der Gemeinschaft ihr Trauma zu überwinden. Zugleich hob Rinke den intensiven Austausch mit evangelischen Christen in Polen hervor, etwa in Liegnitz und Glogau. »Wir waren und sind Brückenbauer für Frieden und Versöhnung.« Es würden Spenden gesammelt für die dortige diakonische Arbeit. Auch zur deutschen Gemeinde St. Christophori in Breslau, wo sich auch die Gemeindeschwester Lidia Podzorska engagiert, gebe es intensive Kontakte. »Unsere Gemeinschaft hat Schlesien als gemeinsamen Bezugspunkt, vor allem jedoch sind wir vereint im christlichen Glauben.« (G+H)
Autor:Online-Redaktion |
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