Gemäßigt zukunftsfroh
Landessynode: Umbau zum »Anhaltischen Verbundsystem« beschlossen
Von Angela Stoye
»Veränderungen«, so Kirchenpräsident Joachim Liebig, »lösen unterschiedliche Reaktionen aus. Bei den einen Angst, bei anderen Zustimmung in der Art: Veränderungen sind mein täglich Brot.« Bei der am 24. Februar in Dessau-Roßlau tagenden Landessynode Anhalts, der letzten in der 23. Legislaturperiode, ging es als Schwerpunkt genau darum. »Veränderungen stehen uns als Kirche bevor«, sagte Liebig. Das liege zwar auch in den »protestantischen Genen«, habe doch Luther darauf verwiesen, dass sich eine Kirche ständig zu reformieren habe. Der Landeskirche jedoch würden mit dem Umbau zum »Anhaltischen Verbundsystem« Veränderungen von Grund auf bevorstehen (siehe dazu
Nr. 8, S. 9). »Es gibt bei uns niemanden, der sagt: Es läuft alles wunderbar.« Der Theologe erinnerte an Jurek Beckers Erzählung »Ansprache vor dem Kongreß der Unbedingt Zukunftsfrohen«. Wozu gehört Anhalt? Zu den unbedingt oder den gemäßigt Zukunftsfrohen, oder gar zum Verband der Hoffnungslosen?
Tatsache sei, so Liebig, dass in Anhalt bis 2025 etwa 30 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Zu den schmerzlichen Erfahrungen gehöre die Tatsache, dass immer weniger Menschen der Kirche angehören: »Wir schaffen es nicht, Menschen in ausreichender Zahl für das Evangelium zu begeistern.« Die Zahl der Kirchenaustritte seien zwar nicht überbordend, aber trotzdem schmerzlich. Und schmerzlich sei auch, dass aus gesellschaftlichen Ursachen Generationen von Menschen in der Kirche fehlen. »Das alles trägt enormes Frustrationspotenzial in sich.«
Anhalt habe nun mehrere Optionen. Die erste sei: Alles bleibt wie es ist. »Dann läuft es noch eine Weile so weiter, aber wir beachten die Rahmenbedingungen nicht«, so Liebig. Zweitens: Beim Weiterarbeiten mit weniger Personal drohe Überforderung. »Unsere Option ist aber eine andere«, so der Kirchenpräsident. »Wir verändern das Verhältnis der Berufsgruppen zueinander.« Zurzeit sei es so: Alle Berufsgruppen in der Landeskirche fühlten sich allein gelassen. Daher gehe es künftig um mehr gemeinsames Arbeiten. Zudem werde man andere Zugänge für Menschen zu Kirche finden müssen – über die bisher bestehenden hinaus. »Unser Ziel ist nicht weniger als eine andere Landeskirche«, so Joachim Liebig. In Ermangelung eines anderen Wortes werde man bei dem Wort »Verbünde« bleiben, in denen weiterhin selbstständige Gemeinden existieren sollen. »Die Veränderungen aber«, so der Kirchenpräsident, »werden weitreichende Folgen haben bis hin ins Landeskirchenamt.« Mit Blick auf die eingangs erwähnte Erzählung Jurek Beckers sagte er: »Ich persönlich sortiere mich bei den gemäßigt Zukunftsfrohen ein.«
Präses Andreas Schindler hatte in seiner Rede zum Beginn der Tagung darauf verwiesen, dass das, »was wir an Ideen entwickelten, in die Hände der neuen Landessynode übergeben« werden soll. Diese tritt am 25. und 26. Mai zur ersten Tagung der 24. Legislaturperiode zusammen. Für die Umstellung auf das »Anhaltische Verbundsystem«, das die Synodalen am Sonnabend mehrheitlich beschlossen, müssten Übergangsregelungen gefunden werden, weil der bestehende rechtliche Rahmen noch nicht jeden neuen Schritt absichert. Die Reaktionen in den Gemeinden auf das Projekt seien zwar vielfältig. »Die nächste Landessynode muss es schaffen, eine große Breite der Wahrnehmung des ›Anhaltischen Verbundsystems‹ in der Landeskirche herzustellen.«
www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode
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