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Geöffnet an 365 Tagen im Jahr

Miteinander: Nach dem Jubiläumsgottesdienst feierten die Besucher bei Kaffee und Kuchen weiter. | Foto: Lutz Sebastian
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Jubiläum: Die Evangelische Stadtmission in Dessau ist seit 100 Jahren ein Anlaufpunkt für Bedürftige

Von Danny Gitter

Was in der Stadt fehlen würde, wenn es sie nicht gäbe? »Unsere Besucher hätten keinen festen Anlaufpunkt, wo sie ein günstiges Mittagessen bekämen und vor allem auch der Einsamkeit ausweichen könnten«, sagt Marlies Hartmann, die seit 1999 Vorsitzende der Evangelischen Stadtmission Dessau ist. 100 Jahre gibt es die Einrichtung schon. Am 6. April wurde das mit einem Gottesdienst und einer Festveranstaltung mit Mitgliedern und Besuchern der Evangelischen Stadtmission sowie mit zahlreichen Gästen, unter anderem aus der Landeskirche Anhalts, der Politik sowie der Stadtverwaltung gefeiert. Eine Suppenküche betreibt die Stadtmission seit 1995. Zusätzlich ist die Einrichtung im Jakobushaus in der Steneschen Straße in Dessau eine Begegnungsstätte. Mit anderen Besuchern und dem Personal der Stadtmission können sich die Gäste austauschen. Bei Bedarf wird auch Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und bei anderen Behördenangelegenheiten gegeben.
Geöffnet ist an 365 Tagen im Jahr. Täglich gibt es ein Mittagessen aus der Küche der Anhaltischen Diakonissenanstalt für 90 Cent pro Mahlzeit. Bis zu 30 Besucher nehmen die Angebote der Stadtmission regelmäßig in Anspruch. Das Profil der Einrichtung hat sich in den 100 Jahren ihres Bestehens mehrfach gewandelt. Angefangen hat es am 1. April 1918 mit der Betreuung junger Mädchen vom Lande, die vor allem zum Arbeiten in den Dessauer Munitionsfabriken in die damals aufstrebende Industriestadt kamen. »Da sie mit ihren 14, 15 Jahren meist unbedarft waren, lauerten in der großen Stadt viele Gefahren«, resümiert Marlies Hartmann. Das wollte Charlotte Weiland damals ändern. Mit großer Hartnäckigkeit warb sie beim Herzog und den Kirchenoberen um ihr Projekt, die Mädchen betreuen zu können. Mit Erfolg. Schwester Weiland wurde so zur ersten Dessauer Stadtmissionarin. Das Luiseninstitut, unweit der Johnanniskirche im Dessauer Zentrum gelegen, blieb bis 1945 der erste Sitz der Dessauer Evangelischen Stadtmission.

Häufige Umzüge und wechselnde Aufgabengebiete

Als das Institut in der Bombennacht des 7. März 1945 vollständig zerstört wurde, brauchte es für die Bedürftigen eine neue Begegnungsstätte. Am Bahnhof wurde dafür eine Baracke gekauft. Oft zog die Stadtmission nach 1945 um. Aufgaben kamen, blieben und gingen. Eine Weile gehörte die Bahnhofsmission zum Aufgabengebiet. Die Sinnesgeschädigten-Seelsorge wurde 1971 mit einem Neubau in der Georgenstraße etabliert, in Dessau-Kleinkühnau ein Haus für Mehrfachbehinderte eingerichtet und eine Missions-Buchhandlung betrieben.
Nach der Wende wurden viele Aufgabenbereiche an andere kirchliche Einrichtungen übertragen. 1995 erhielt die Evangelische Stadtmission mit der Suppenküche und dem Anlaufpunkt für sozial Schwache ihr aktuelles Profil. Seit 1999 ist das Jakobushaus in der Steneschen Straße die feste Adresse der Stadtmission. Drei Ein-Euro-Jobber und bis zu drei Minijobber unterstützen die Vorsitzende bei der Arbeit. 22 Mitglieder zählt die Stadtmission, die als Verein geführt wird. Ein harter Kern von sechs Leuten hilft ebenso nach Kräften, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Stadt Dessau-Roßlau steuert dafür pro Jahr 6 000 Euro bei. Der Rest wird aus Patenschaften und Spenden finanziert.
Wenn die 61-jährige Vorsitzende zum Jubiläum drei Wünsche frei hätte, dann wäre das zum einen den Bekanntheitsgrad der Einrichtung in der Stadt weiter zu erhöhen, sich um die Finanzierung weniger Sorgen machen zu müssen und in drei Jahren den Vorsitz an jemand Jüngeren abgeben zu können.

Miteinander: Nach dem Jubiläumsgottesdienst feierten die Besucher bei Kaffee und Kuchen weiter. | Foto: Lutz Sebastian
Schwere Zeiten: Nach 1945 diente der Stadtmission im zerstörten Dessau eine Baracke als Domizil. | Foto: Stadtarchiv  Dessau-Roßlau
Autor:

Kirchenzeitungsredaktion Evangelische Landeskirche Anhalts

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